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Gleichberechtigung
03.09.2019

Hören ist wichtiger als sehen: Frauen in der Männerdomäne Jazz

Jazz-Saxophonistin Alexandra Lehmler
Foto: Frank Schindelbeck

Es gibt immer mehr hervorragende Jazz-Musikerinnen - auch in Deutschland. Und doch ist noch sehr viel für ihr Renommee zu tun, auch von ihnen selbst.

Es sind oft Kleinigkeiten, die auf den ersten Blick niemandem auffallen. Etwa wenn in einer Rezension von einer „blonden Saxofonistin“ die Rede ist. Über Männer gibt es dergleichen kaum zu lesen. Welchen Informationsgehalt hätte auch eine Kennzeichnung wie der „schwarzhaarige Pianist“? Was soll assoziiert werden mit blonden Saxofon spielenden Frauen? Dass es sich womöglich um einen heißen Feger handelt? Saxofon plus blond: Es lebe das flache, chauvinistische Klischee!

„Mich ärgert so etwas immer noch“, gesteht Alexandra Lehmler. Die 39-jährige Mannheimerin zählt zu den renommiertesten Jazz-Saxofonistinnen Deutschlands, hat sechs CDs unter ihrem Namen veröffentlicht, unterhält eine ausschließlich mit Männern besetzte deutsch-französische Band, erhielt 2014 den Jazzpreis Baden-Württembergs sowie 2018 den Kompositionspreis innerhalb des Neuen Deutschen Jazzpreises. Außerdem ist sie Vorstandsmitglied bei der UDJ (Union Deutscher Jazzmusiker – ohne Gender-Sternchen), verheiratet mit dem Jazzbassisten Matthias Debus und dreifache Mutter. „Eigentlich wünsche ich mir, dass wir Musikerinnen mehr über unsere Kunst und weniger über Äußerlichkeiten wahrgenommen werden. Wenn in einer Konzertbesprechung etwas darüber steht, wie ich gekleidet war, und das dann in etwa den gleichen Umfang erhält wie die Kritik über mein Spiel, dann stimmt irgendetwas nicht“, findet Lehmler. „Ich möchte, dass die Leute mehr darüber nachdenken, was es bedeutet, als Frau im Jazz unterwegs zu sein.“

Die Liste der Frauen im Jazz ist ellenlang

Alexandra Lehmler ist nicht allein. Neben ihr sorgen derzeit viele Geschlechtsgenossinnen im Jazz für Aufsehen. In dieser Musiksparte, die jahrzehntelang als reine Männerdomäne galt, in der Frauen höchstens einen Platz als adrett gekleidete Sängerinnen fanden, hat sich in puncto „Gender Equality“ einiges verändert. Immer mehr junge, talentierte Frauen belegen die verschiedenen Jazz-Ausbildungsgänge an den Hochschulen und drängen dann ins Rampenlicht. In Deutschland kennt jeder Jazzfan inzwischen Namen wie Angelika Niescier, Silke Eberhardt, Katharina Maschmeyer, Christina Fuchs, Anna-Lena Schnabel, Rebecca Trescher und Ingrid Laubrock (Saxofon), Julia Kadel, Carla Haberkamp, Maria Baptist und Anke Helfrich (Piano), Eva Klesse (Drums), Eva Kruse (Bass), Sandra Hempel (Gitarre) sowie Barbara Dennerlein (Orgel). International haben sich Diana Krall, Anat Fort, Aki Takase und Irène Schweizer einen glänzenden Ruf erworben (alle Klavier), dazu u. a. die Bassistin Esperanza Spalding, die Schlagzeugerin Terri Lyne Carrington und die Klarinettistin Anat Cohen. Die Liste ließe sich ohne Schwierigkeit ellenlang erweitern. Gleichwohl gilt: Die Schere klafft nach wie vor weit auseinander. Es muss weiter um Chancengleichheit, vielleicht auch um eine Quote im Jazz gehen.

„Es besteht definitiv Nachholbedarf“, unterstreicht auch Alexandra Lehmler, die sich in der UDJ unter anderem um Frauenfragen kümmert. „An manchen Stellen hat es sich zwar verbessert, aber an anderen tut sich gar nichts. Inzwischen achten einige Festivals mehr auf den Frauenanteil. Deshalb wurde die europaweite Initiative ,Keychange‘ gegründet, die es sich zum Ziel gesetzt hat, bei Festivals eine Parität der Geschlechter zu erreichen. Das Berliner Jazzfest und Enjoy Jazz in Mannheim sind schon dabei.“ Dass in Halle/Saale regelmäßig schon ein eigenes Festival unter dem Motto „Women in Jazz“ über die Bühne geht, begrüßt Lehmler zwar grundsätzlich. „Aber generell bin ich da eher zurückhaltend, genauso wie bei reinen Frauenbands. Denn im Vordergrund sollte auch bei dieser Sache stets die Musik stehen.“

Ende 2018 verabschiedete die UDJ eine „Gemeinsame Erklärung zur Gleichstellung von Frauen im Jazz“. Neben Forderungen zur genderneutralen Sprache, zur gerechten Verteilung von Funktionen und Ämtern und zu einer geschlechts-ausgeglichenen Pädagogik stellt die Erklärung fest, dass weiter einiges im Argen liegt: „Die Jazzszene ist in Deutschland nach wie vor maßgeblich von Männern geprägt. Frauen machen laut der Jazzstudie 2016 nur ein Fünftel der Jazzmusiker*innen in Deutschland aus. Bei der Verteilung auf die verschiedenen Instrumentengruppen fällt zudem auf, dass nur zwölf Prozent der Instrumentalist*innen Frauen sind, dafür aber 86 Prozent der Sänger*innen.“ Diese institutionelle Schieflage wird wohl am deutlichsten bei einem Blick auf die vier öffentlich-rechtlichen Rundfunk-Bigbands: In ihnen wirken insgesamt zwei (!) Instrumentalistinnen. Das sind drei Prozent der Ensemble-Mitglieder. Unfassbare Verhältnisse, die nicht nur in Deutschland, sondern auch im Rest der Welt herrschen.

Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen sind gefragt

Woran liegt das? Natürlich und in allererster Linie an einem überlieferten Frauenbild, das die Protagonistinnen lange daran hinderte, sich künstlerisch auszuleben. Für eine Frau schickte es sich einst einfach nicht, die eigene Kreativität in den Mittelpunkt zu rücken. Dabei geht es im Jazz um selbstständiges Arbeiten und um Erfahrung im Umgang mit dem Instrument. Unabdingbar erscheinen auch Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen, gerade in einer Welt, in der das Solo im Mittelpunkt steht.

Aber wie kann dies gelingen bei einer Erziehung, in der Mädchen stets beigebracht wurde, sich eher im Hintergrund zu halten und zurückzunehmen? Und dann glauben eben nicht wenige darunter, den Geschlechter-Nachteil mit den „Waffen der Frau“ ausgleichen zu müssen. Wer die einschlägigen Suchmaschinen mit dem Terminus „Saxofonistinnen“ füttert, dem fliegen recht seltsame Dinge um die Ohren. Da bietet „die heißeste Damenkapelle diesseits des Mississippi“ ihre Dienste an, eine andere, ziemlich stylisch fotografierte Dame offeriert „Dinnerjazz, Gala & Partymusik mit mindestens dreimaligem Outfit-Wechsel“. Die Programme tragen Namen wie „Sax and the City“, die Frauen an den Hörnern verkaufen sich als „Hingucker“ – was irgendwie immer zur unvermeidlichen Saxofonistin Candy Dulfer führt: blond, in kniehohen Lederstiefeln und Minirock für die erste Reihe. Die Frage drängt sich auf: Sind genaue Hinhörer bei Jazz- Frauen überhaupt erwünscht?

Aber ja! Frauen besitzen nicht nur für Julia Hülsmann, Pianistin und ehemalige UDJ-Vorsitzende, etwas, das im überwiegend männlichen Jazz nicht vorkommt. Zwischen den Geschlechtern gebe es verschiedene Umgangsweisen, sagt sie im Interview. Sie stelle sich dazu immer ein Bild vor: „Man hat 20 männliche Jazzmusiker und auf einmal ist da eine Frau dabei. Das sind dann 19 und eins – das bewegt schon ganz viel. Da ist dann sofort irgendwas anders.“ Der Ton verändere sich, musikalisch wie instrumental. Weiblicher Jazz: Gibt es das tatsächlich? Das Attribut „weiblich“, gibt die Saxofonistin Charlotte Greve zu bedenken, werde nicht immer mit einer positiven Beschreibung verbunden. Das sei auch berechtigt, denn neben guten Musikerinnen gebe es „noch mehr, die einfach nur mittelmäßig sind, und den Rest damit ausgleichen, dass sie hübsch aussehen“. Am wichtigsten, resümiert Greve, die 2012 den Echo Jazz als „Newcomer des Jahres“ erhielt und mit ihrem Lisbeth Quartett (eine Frau, drei Männer) vier hochklassige Alben veröffentlichte, sei für sie „gut klingende Musik, egal welches Geschlecht dahinter steht“.

Chancengleichheit mit der Brechstange?

Letztlich kommt es genau darauf an. Die UDJ möchte mit einer „Selbstverpflichtung zur Parität“ die Chancengleichheit vorantreiben – wenn es notwendig ist, auch mit der Brechstange, wie bei der Vergabe des Deutschen Jazzpreises, der früher Albert-Mangelsdorff-Preis hieß. Dass die Jury mit einem ausgeglichenen Geschlechteranteil besetzt ist, klingt allemal nachvollziehbar. Dass jedoch der Preis künftig im regelmäßigen Wechsel zwischen Frau und Mann vergeben werden soll, kann den Qualitätsanspruch quasi durch die Hintertür aushebeln.

Eine Frauenquote funktioniere nur dann, wenn sie auch das musikalische Niveau nicht außer Acht lasse, versucht Alexandra Lehmler den Spagat zu erläutern. Sie verteidigt Forderungen der UDJ an die Politik, wie etwa nach einem „Frauenbüro Jazz“ für die spezifische Förderung von Nachwuchs-Jazzmusikerinnen sowie nach Programmen für Jazzmusikerinnen und -musiker mit Kindern.

Die Saxofonistin selbst geht in eigener Sache längst offensiv mit ihrem Rollenbild um. Für das Cover ihrer CD „Jazz, Baby!“ ließ sie sich als Schweißerin ablichten und auf „Sans mots“ karikiert sie ihr kleines, familiäres Chaos mit Söhnen und frustriertem Papa im Kinderzimmer, während Mama die Hände über dem Kopf zusammenschlägt. „Ich wollte meine Lebensrealität abbilden.“ Im Prinzip ist es wie bei Frauen in Führungspositionen: Entweder ganz oder gar nicht. Deswegen möchten viele Kolleginnen gar keine Kinder haben.“ Lehmler kennt die Weggabelung, vor der Frauen im Jazz häufig stehen: „Ohne das alles wäre meine Karriere wahrscheinlich einen Schritt weiter. Aber ich habe die Entscheidung pro Familie bewusst getroffen, und ohne meinen Mann ginge das auch nicht. Es ist halt der Versuch, alles unter einen Hut zu bringen.“

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