Hollywood macht ausHitler-Attentat ein Kammerspiel
Dass ausgerechnet Tom Cruise, bekennender Scientologe, die Rolle des Hitler-Attentäters Stauffenberg übernimmt, hatte für Unmut gesorgt. Jetzt feierte der Film "Operation Walküre" in New York Premiere. Das Ergebnis ist eine faustdicke Überraschung. Von Richard Mayr
München/New York Jetzt ist er endlich in den Kinos, dieser Stauffenberg-Film aus der Traumfabrik Hollywood, wenn auch vorerst nur in den amerikanischen. Gespielt zu werden, das ist das Beste, was "Operation Walküre" passieren konnte. Denn nun - nach der Weltpremiere in New York - sprechen endlich die Bilder, bekommt die Diskussion um den Film, die vor allem in Deutschland hohe Wellen schlug, das nötige Fundament.
Wer sich erinnern will: Es gab die einen, die behaupteten, dass dieser Film das Bild Deutschlands in der Welt nachhaltig ändern werde. Endlich nehme sich Hollywood des deutschen Widerstandes im Dritten Reich an und stelle damit dem Bild des nationalsozialistischen Täters ein anderes, positives gegenüber.
Die Gegner des Vorhabens fanden die Besetzung mit Scientology-Schauspielstar Tom Cruise schlicht geschmacklos. Und dann weigerte sich der Bund auch noch, die Erschießung Claus Schenk Graf von Stauffenbergs im Bendlerblock in Berlin drehen zu lassen, dort, wo sie tatsächlich stattfand - bis dem Ansinnen schließlich doch noch zugestimmt wurde. Der Film war in aller Munde, bevor auch nur eine Minute davon zu sehen war.
Das Ergebnis ist eine faustdicke Überraschung. Bryan Singers "Operation Walküre" ist ein Kammerspiel, es glänzt durch Verzicht. Der Regisseur hat sich getraut, das Stauffenberg-Attentat nicht nur weitgehend historisch getreu zu erzählen, nicht nur Originalschauplätze aufzusuchen. Singer hat vor allem eine künstlerische Idee entwickelt, um das Attentat und die Verschwörer in Szene zu setzen.
Auf Totalen, auf Einstellungen mit Horizont, Ausblick und Weite verzichtete er fast vollständig. Singer machte aus dem Sprengstoffanschlag ein Kammerspiel. Die Verschwörer agieren in Hinterzimmern, sind abgekapselt von der Bevölkerung, entwickeln den Plan von einem Deutschland ohne Nazismus und Adolf Hitler ohne Rückkopplung nach außen und scheitern letztlich an dem fehlenden Rückhalt in der Bevölkerung. Die Revolution in Berlin läuft ins Leere, als bekannt wird, dass Hitler überlebt hat.
Um zu würdigen, was das in einer solch großen Filmproduktion bedeutet, muss man sich Bernd Eichingers Geschichtsunterricht fürs Kino zum Vergleich heranziehen: "Der Untergang", in dem die letzten Tage Hitlers im Berliner Führerbunker dargestellt werden, und zuletzt der "Baader-Meinhof-Komplex" verzichten beide weitgehend auf filmkünstlerischen Anspruch. Die Filme sollen sich mit der Wirklichkeit decken - mehr nicht. Und die ist im RAF-Film bei der Ermordung Pontos noch nicht mal richtig dargestellt.
Spannende Erzählung, individuelle Charaktere
Bei aller Treue zur tatsächlichen Geschichte zielte Regisseur Bryan Singer in "Operation Walküre" darauf ab, einen Spielfilm, keine Dokumentation ins Kino zu bringen. Er erzählt spannungsreich und mit individuell gezeichneten Charakteren, wie Stauffenberg Zugang zum Widerstand bekommt, wie der Plan vom Attentat und der anschließenden Revolution unter dem Namen "Operation Walküre" entsteht, wie Hitlerdas Bombenattentat überlebt, Propagandaminister Goebbels den Umsturz verhindert und die Attentäter hingerichtet werden.
Der Film läuft in Deutschland am 22. Januar 2009 an.
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