„Ich fühlte mich wie Mona Lisa“
Der Maler und die Frauen sind ein Thema für sich. Vor allem, wenn die Musen selbst künstlerisch tätig waren
Sie standen ihm Modell und prägten seine Kunst: Frauen an der Seite des Malers Pablo Picasso dienten dem Künstler als Muse. Sie wurden von ihm auf Bildern verewigt und sind so ein Stück Kunstgeschichte geworden. Eine Ausstellung der Kunsthalle Messmer in Riegel bei Freiburg rückt nun Picassos Frauen in den Fokus.
Es ist eine Ausstellung, die neue Wege geht, auch weil sie sich nicht allein auf Picasso und dessen Kunst beschränkt. Einige seiner Frauen waren nämlich selbst künstlerisch aktiv. Ihre Werke hängen jetzt neben rund 120 Picasso-Bildern, vor allem Grafik. Diese Frauen erhalten so ihre eigene Geschichte. Gemälde, Zeichnungen und Fotografien sind u.a. von Françoise Gilot, Dora Maar und Fernande Olivier zu sehen. Museumschef Jürgen A. Messmer sagt, dass diese Frauen „von der Nähe zum künstlerischen Genie profitierten. Allerdings standen sie stets auch in seinem Schatten, aus dem sie sich nur schwer oder gar nicht lösen konnten“.
In Riegel werden auch Arbeiten jener Picasso-Frauen gezeigt, die mit ihrem künstlerischen Wirken im Verborgenen geblieben sind. Picassos Einfluss auf sie wird häufig sichtbar. Sylvette David, 83, etwa ist eine der Frauen, die Picasso begeisterten. Die 19-Jährige stand dem Maler im Frühjahr 1953 Modell. Die junge Frau mit Ponyfransen und hohem Pferdeschwanz wurde zur Stilikone der damaligen Zeit, an der sich sogar Brigitte Bardot orientierte. Sylvette inspirierte den Spanier zu der mehr als 50 Werke umfassenden Porträtserie „Sylvette“, die innerhalb von nur drei Monaten entstand.
„Ich fühlte mich wie Mona Lisa, weil der berühmte Picasso mich angeschaut hat“, erinnert sich Sylvette heute. „Mir war damals nicht klar, wie sich die Bilder verbreiten und wie erfolgreich sie werden würden.“
Sylvette, die sich mittlerweile Lydia Corbett nennt, wurde nach den Treffen mit Picasso selbst Künstlerin. Mehr als 20 ihrer Werke werden in Riegel gezeigt. 2014 hatte bereits die Kunsthalle Bremen ihr und Picasso eine Schau gewidmet. Auf Picasso, sagt sie, werde sie heute noch häufig angesprochen: „Ich bereue es nicht, ihn getroffen zu haben.“
Zur Sprache kommen in Riegel aber auch die Schattenseiten des großen Künstlers. Ausstellungsmacherin Stefanie Thomas: „Frauen, die sich nicht unterordneten und später künstlerisch eigene Wege gingen, legte Picasso häufig Steine in den Weg und versuchte, den Erfolg der Frauen zu verhindern.“ Galerien blieben zurückhaltend, weil Picasso interveniert habe. Die Schau sei damit auch ein Spiegelbild der Zeit, der Geschlechter und des sich verändernden Frauenbildes. (dpa)
bis 12. November. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Eintritt: 12,50 Euro
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