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Interview
29.05.2019

Intendantin Kathrin Mädler: "Frauen führen anders Regie"

Die Intendantin Kathrin Mädler in ihrem Büro in Memmingen.
Foto: Richard Mayr

Exklusiv Kathrin Mädler leitet das Landestheater Schwaben, sie gehört zu den wenigen Frauen auf dem Intendantenposten. Ein Gespräch über Politik, Feminismus und Quoten.

Frau Mädler, eine Frau an der Spitze eines deutschen Theaters ist auch im Jahr 2019 keine Selbstverständlichkeit. Was hat sich am Landestheater Schwaben dadurch verändert, dass Sie als Frau das Haus führen?

Kathrin Mädler: Es ist nicht immer selbstverständlich, dass man sich als Frau für Feminismus und Geschlechtergerechtigkeit interessiert und das auf der Agenda hat. Das haben wir hier schon. Geschlechtergerechtigkeit in den eigenen Strukturen und diese in den Inhalten zum Thema zu machen, ist mir total wichtig.

Inwieweit äußert sich das am Landestheater Schwaben?

Mädler: Von Anfang an haben wir tendenziell eher mehr Regisseurinnen als Regisseure engagiert. Uns interessiert der Blick von Regisseurinnen aufs klassische Repertoire.

Ist der weibliche Blick ein anderer?

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Mädler: Bei vielen ist er anders. Wobei ich sagen muss, dass wir uns schon spezifisch mit Regisseurinnen zusammentun, die genau das zum Thema machen. In der vorletzten Spielzeit hat zum Beispiel Pia Richter „Effi Briest“ mit einem feministischen Anspruch inszeniert – mit einem starken Fokus auf die Zurichtung dieser jungen Frau. In der nächsten Spielzeit wird Julia Prechsl Schillers „Die Räuber“ inszenieren. Sie versucht immer, viele Männerrollen durch Frauen zu besetzen, um dadurch einen anderen Blick auf Figuren zu bekommen.

Das hat auch Auswirkungen auf Ihr Ensemble.

Mädler: Ab dieser Spielzeit haben wir sechs Männer und sechs Frauen engagiert. Das zwingt uns, anders auf den Spielplan zu blicken. Dort, wo mehr Männer engagiert sind, wird immer geklagt, dass es nicht anders ginge, weil es in der klassischen Literatur ja mehr Männerrollen gebe.

Wie machen Sie das in Memmingen?

Mädler: Ein politischer Blick ist gefragt: Wie kann man heute auf die Klassiker schauen und die Frauenfiguren interessanter lesen? Oder muss man Cross-Gender oder Gender-blind besetzen? Dazu haben wir wahnsinnig interessante Frauen im Ensemble, die sich selbst stark mit Feminismus und Diversität auseinandersetzen.

Wie reagiert das Publikum, wenn Sie von Diversität und Geschlechtergerechtigkeit sprechen?

Mädler: Wenn man selbst mit einer Leidenschaft an etwas glaubt, hat man eine große Chance, die Leute mitzunehmen. Die Memminger und die Allgäuer lassen sich total toll mitnehmen.

Was heißt das genau?

Mädler: Wir setzen stark auf Zeitgenossenschaft und Gegenwartsdramatik, wir machen viele Ur- und Erstaufführungen – und das Publikum ist das von Anfang an mitgegangen. Ich glaube, dass man nur das Theater machen kann, wofür man brennt. Ich glaube nicht an taktische Spielpläne und daran, dass das Publikum „so und so“ ist.

Für die nächste Spielzeit haben Sie sich mit „Es kommt darauf an“ ein politisches Motto gegeben. Wie politisch darf ein Theater Ihrer Ansicht nach sein, wie politisch muss ein Theater Ihrer Ansicht nach sein?

Mädler: Ich sehe Theater als eine Gegenwartskunst, eine soziale und gesellschaftspolitische Kunst. Allerdings sollte ein Theater nicht politisch sein, in dem es eine Richtung vorgibt. Wir sind dafür zuständig, die Komplexität von Gesellschaft und Welt zu beschreiben. Ich finde das zunehmend wichtig.

War das schon einmal anders?

Mädler: Wenn ich zurückblicke auf meine Zeit am Staatstheater in Nürnberg – etwa um 2008 und 2009, fällt mir auf, dass wir dort viel weniger politische Stücke gezeigt haben. Das war eine andere Zeit. Da waren die Fragen noch nicht so verdichtet. Jetzt, wo es diese krisenhafte Verdichtung komplexer Themen gibt und andererseits eine so unglaubliche Vereinfachung und Banalisierung im Diskurs, finde ich zunehmend, dass wir als Kulturschaffende und vor allem als Theater total gefragt sind, einen komplexen Diskurs hochzuhalten und damit für Demokratie und eine differenzierte Meinungsbildung einzustehen.

Theater stehen ja im Ruf, alle links zu sein. Sie ergreifen Partei?

Mädler: Manchmal verspürt man das Bedürfnis, sich sehr konkret politisch zu äußern. Ich finde, dass das auch möglich ist. Aber ich würde trotzdem sagen, dass wir als Theater den komplexen Diskurs hochhalten müssen, das heißt, die Gegenperspektive mitzudenken und selbst nicht in Vereinfachung zu fallen. Das muss jedes Theater für sich selbst abwägen. Natürlich gibt es Grundwerte, die ich nicht links, sondern demokratisch, liberal und mutig nenne. Wir alle sind aufgerufen, diese Grundwerte zu verteidigen.

Was sagt die Künstlerin in Ihnen, wenn es um politische Themen geht?

Mädler: Wir machen Theaterkunst, wir haben einen hohen ästhetischen Anspruch, den ich absolut verteidige. Theater ist zweierlei: es ist politisch-gesellschaftlicher Inhalt und es ist Ästhetik. Und es kann Momente geben, in denen das eine oder das andere stärker hervortritt.

Dann würde ich mit Ihnen jetzt gerne über das Berliner Theatertreffen sprechen. Dort gab es die Entscheidung, eine Frauenquote einzuführen – nicht für die Jury, sondern für die Inszenierungen. In den nächsten Jahren soll der Frauenanteil der Regisseurinnen bei 50 Prozent oder mehr liegen. Was halten Sie unter künstlerischen Gesichtspunkten davon?

Mädler: Mittlerweile bin ich eine große Verteidigerin von Quoten im strukturellen Bereich – in Kommissionen, bei der Besetzung von Intendanzen. Man braucht ein Mittel, um die eklatante Ungleichheit in den Strukturen zu verändern. Über die Nachricht vom Theatertreffen habe ich auch einen Moment gestutzt, aber ich finde sie gut. Ich glaube nicht, dass das zu einer ästhetischen Einbuße führt. Es geht nicht darum, an einer drittklassigen Laienbühne Regisseurinnen auszugraben und zum Theatertreffen zu schicken. Es geht darum, den Fokus auf tolle Regisseurinnen zu lenken, die schon längst am Werk sind, aber vielleicht noch nicht so im Licht standen.

Der Regieführende übt ja eine Macht über die Inszenierung und damit auch die Schauspieler aus. Ist das anders, wenn eine Frau inszeniert?

Mädler: Es ist immer schwierig, generell zu verallgemeinern. Aber ich glaube, dass Frauen tendenziell anders führen und deshalb auch tendenziell anders Regie führen. Ich spreche auch aus eigener Erfahrung und ohne Frauen idealisieren zu wollen – vielleicht ist es ja nicht besser. Ich glaube, dass Frauen mehr dazu neigen, kooperativer zu führen. Dann werden stärker alle Meinungen und Gegenmeinungen einbezogen.

Bei Ihnen inszenieren viele Frauen, aber auch Männer, wie bekommen Sie die Unterschiede als Intendantin mit?

Mädler: Das hängt bei jedem von der individuellen Zusammenarbeit ab. Man schmeißt jedes Mal neue Leute zusammen. Manchmal ist es großartig, manchmal schwierig. Manchmal können Reibungen produktiv sein, das ist ja der große Theatertopos. Aber ich glaube nicht dran, dass man sich anschreien muss …

…um Reibung zu produzieren.

Mädler: Ich brauche immer ziemlich viel Harmonie für Produktionen.

Sie gehen nicht konfrontativ vor?

Mädler: Nein, ich versuche immer, jeden Konflikt durchzuarbeiten. Das ist manchmal auch mühsam.

Zu einem anderen Thema – hinter der Bühne: Wie schwer ist es für das Landestheater, Mitarbeiter für die Werkstätten und die Technik zu finden?

Mädler: Das ist ein Riesenproblem. Wir finden ganz schwer Personal im technischen Bereich für die Beleuchtung und die Werkstätten. Es sind vergleichsweise schlechte Löhne, die wir bezahlen können.

Und wie finden Sie als Theater in einem Landkreis, in dem annähernd Vollbeschäftigung herrscht, neues Personal?

Mädler: Es ist schwierig. Hier ist Vollbeschäftigung, und dann ist Memmingen eine kleine Stadt, da ist es nicht so leicht, jemanden zu überzeugen, hierher zu ziehen.

Wie lösen Sie diese Situation?

Mädler: Das ist im Bühnenverein, dem Verband aller Theater, ein Riesenthema. Für uns hier heißt das konkret, dass wir geduldig bei der Suche sein müssen und darüber nachdenken, ob wir auch Ausbildungen anbieten.

Zum Schluss: Das Besondere an Ihrem Haus ist, dass Sie nicht nur in Memmingen spielen, sondern auch viele Gastspiele geben.

Mädler: Das ist eine schöne Aufgabe. Wir tragen die Kultur in Regionen, die weiter weg von der großen Stadt sind und wo es nicht so viel Angebot gibt.

Wie viele Gastspiele sind es pro Jahr?

Mädler: Wir spielen rund 250 Mal im Jahr, etwa ein Drittel davon sind Gastspiele.

Wo spielen Sie überall?

Mädler: Wir haben etwas über 20 Mitglieder im Zweckverband. Das sind Städte und Gemeinden in Bayerisch Schwaben sowie die Landkreise Ostallgäu, Oberallgäu und Unterallgäu. Der Bezirk Schwaben und die Stadt Memmingen sind zentral, zudem sind einzelne Städte im Zweckverband wie zum Beispiel Friedberg, Kaufbeuren, Kempten und viele mehr. Aber dann spielen wir auch viel darüber hinaus etwa in Augsburg, um München herum, an Stuttgart heran, nächstes Jahr fahren wir auch wieder in die Schweiz und Fulda ist auch regelmäßig dabei.

Zur Person Kathrin Mädler, 1976 in Osnabrück geboren, leitet seit 2016 das Landestheater Schwaben. Zuvor war Mädler am Staatstheater Nürnberg und als leitende Schauspieldramaturgin am Theater Münster engagiert.

Das Landestheater Schwaben Als Landesbühne wird das Landestheater Schwaben (LTS) von einem Zweckverband getragen, zu dem 21 Städte, Gemeinden und der Bezirk zählen. Die Hauptspielstätte des LTS ist das Stadttheater Memmingen. Dort finden rund zwei Drittel der 250 Aufführungen statt. Zu den zentralen Aufgaben des LTS gehört es auch, auf Gastspielreise zu gehen und Theaterveranstaltungen quer durch den Zweckverband und darüber hinaus anzubieten. Eines der weitest entfernten Gastspiele in der nächsten Spielzeit führt das LTS nach Luxemburg. Für seinen leidenschaftlichen und politischen Spielplan und für die groß angelegte Öffnung in die Stadt, erhielt das Landestheater Schwaben als eines von elf deutschen Theatern den mit 75.000 Euro dotierten Theaterpreis des Bundes.

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