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Interview
21.02.2022

Schmerzexperte: „Chronische Schmerztherapie ist Teamarbeit“

Chronische Schmerzen können Betroffenen das Leben zur Hölle machen.
Foto: Oliver Killig, dpa (Symbolbild)

Menschen, die jahrelang an Schmerzen leiden, hilft oft eine interdisziplinäre Behandlung. Die meisten kommen danach mit weniger Medikamenten aus.

Angeblich leidet mindestens jeder vierte Erwachsene in Deutschland an chronischen Schmerzen. Sind es wirklich so viele?

Winfried Meißner: Da wird viel durcheinandergebracht. Etwa 23 Millionen Deutsche, das sind 28 Prozent, haben in einer Umfrage von chronischen Schmerzen berichtet. Aber nicht alle sind behandlungsbedürftig. Die Zahl der chronischen Schmerzpatienten, die an starken Beeinträchtigungen und damit verbundenen psychischen Problemen leiden, liegt bei 2,2 Millionen. Diese Gruppe benötigt in der Regel eine Therapie durch Schmerzspezialisten, bei der verschiedene Methoden kombiniert werden.

Wächst diese Zahl?

Meißner: Das ist schwer zu sagen, da man dazu laufend Umfragen machen müsste. Nach wie vor stehen in vielen Ländern Schmerzen, vor allem im Bewegungssystem, an erster oder zweiter Stelle bei den Beschwerden, wegen derer Patienten zum Arzt gehen. Insgesamt sind Schmerzen also ein sehr großes Problem.

Wie kommt es dazu, dass sie chronisch werden?

Meißner: Meist hatten die Schmerzen ursprünglich eine körperliche Ursache, haben sich dann aber sozusagen verselbstständigt. Zum Beispiel Rückenschmerzen: Bei 95 Prozent sind sie nach vier Wochen wieder vorbei. Bei fünf Prozent bleiben sie – aber nicht deswegen, weil bei ihnen der Auslöser, etwa eine Arthrose, besonders stark ist, sondern weil weitere Faktoren hinzukommen, die diesen Schmerz chronisch werden lassen.

Welche Faktoren sind das?

Meißner: Das sind körperliche Dinge, etwa ein verändertes Immunsystem, aber auch viele psychosoziale Risikofaktoren, angefangen von Depressionen über Ängste bis hin zu Unzufriedenheit am Arbeitsplatz. In der Regel ist es eine Kombination aus körperlichen und solchen psychosozialen Faktoren, die hinter der Chronifizierung steckt.

Kommt es vor, dass man keine körperliche Ursache findet?

Meißner: Das ist sehr selten. Es gibt allerdings Krankheiten wie Fibromyalgie, die wir noch nicht richtig verstanden haben. In neueren Untersuchungen hat man gesehen, dass bei den Patienten die Verschaltung im Gehirn und auch das Immunsystem etwas anders ist. Allerdings ist die Frage, ob das Ursache oder Folge der Erkrankung ist. Davon zu unterscheiden sind psychische Erkrankungen, zum Beispiel Depressionen, die sich in Form von Schmerzen ohne auffälligen Befund äußern können.

Offenbar gehen chronische Schmerzen oft mit Depressionen Hand in Hand.

Meißner: Ja, es gibt eine Wechselbeziehung. Wir wissen, dass viele Menschen mit chronischen Schmerzen depressive Stimmungslagen haben. In vielen Fällen ist eine Depression die Folge. Werden die Schmerzen behandelt, gehen auch die Depressionen zurück. Wenn eine Depression als primäre psychiatrische Erkrankung vorliegt, sind die Menschen aber oft schmerzempfindlicher. Schmerz ist in dem Fall also die Folge der Erkrankung. Es ist eine Kunst herauszufinden: Gehört der Patient in die Schmerztherapie oder benötigt er primär eine Psychotherapie? Deshalb ist es so wichtig, dass ihn Experten verschiedener Disziplinen sehen, eben auch Psychotherapeuten und Psychiater.

Prof. Winfried Meißner, 59, von der Uniklinik Jena ist Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft.
Foto: Martin Schutt, dpa (Archivbild)

Wie wirkt sich die Pandemie aus?

Meißner: Es ist noch sehr früh, um dazu etwas zu sagen. In unserer Schmerzambulanz sehen wir drei Gruppen: Bei denen, die schon vor der Pandemie Schmerzpatienten waren, ist es zum Teil zu einer Verstärkung der Probleme gekommen. Hier spielen sicher die psychosozialen Belastungsfaktoren eine Rolle. Wir haben Leute, die zum Beispiel sagen: „Die Ablenkung durch das Kaffeetrinken mit meinen Nachbarn fällt weg.“ Es kommt hinzu, dass einige ihre Termine in der Physiotherapie nicht wahrnehmen konnten oder eine Reha ausgefallen ist.

Sie sehen also einen indirekten Effekt?

Meißner: Sozusagen. Dann gibt es noch schwerkranke Covid-Patienten, die auf der Intensivstation behandelt wurden. Von ihnen leiden manche an Schmerzen. Wir wissen aus eigenen Studien, dass circa ein Drittel aller Intensivpatienten sechs Monate nach der Entlassung unter Schmerzen leidet. Das liegt an der langen Zeit, die sie im Bett lagen, und an Nervenschädigungen, die durch Erkrankung und Behandlung auftreten können. Dann haben wir noch die dritte Gruppe: Bei diesen Patienten könnte es sich wirklich um spezifische Folgen von Corona handeln. Sie waren fit, sind dann an Covid erkrankt und haben seitdem Schmerzen. Das sind wahrscheinlich nicht viele. Die Hauptprobleme bei Long-Covid sind eher Erschöpfung und Müdigkeit.

Um Schmerzen welcher Art handelt es sich?

Meißner: Manche berichten über Gelenkschmerzen, andere über Brustschmerzen. Wir haben auch einen Patienten, der an einer Überempfindlichkeit leidet. Es scheint so zu sein, dass Covid auch hier ganz unterschiedliche Folgen hat. Inzwischen ist ein Forschungsprojekt der deutschen Unikliniken angelaufen, in dessen Rahmen Covid-Patienten zu ihren Schmerzen befragt werden. Ganz interessant: Zwei unserer Schmerz-Patienten ging es während des Lockdowns besser. Und zwar sagen sie: „Ich musste mich nicht mehr entschuldigen, wenn ich abends nicht weggehen oder am Sport teilnehmen wollte.“ Für chronisch kranke Patienten dreht sich unsere moderne Welt manchmal zu schnell. Aber das ist nur ein Nebeneffekt.

Wie gut können Sie Schmerzpatienten im Allgemeinen helfen?

Meißner: In unserem Schmerzzentrum absolvieren Patienten, die oft seit vielen Jahren Schmerzen haben, vier Wochen in der interdisziplinären Tagesklinik. Das sind insgesamt 100 Therapiestunden. Von der Behandlung profitieren sie mindestens ein Jahr lang: So benötigen sie nur noch halb so viele Schmerzmittel. Die Intensität der Schmerzen sinkt auch, aber die Patienten kommen vor allem besser mit ihnen klar. Sie lernen zum Beispiel, sich in bestimmten Situationen anders zu verhalten.

Was heißt das konkret?

Meißner: Wir haben Patienten, die sich aus lauter Angst vor Schmerzen nicht mehr bewegen. Ihnen kann man zeigen, wie sie sich bewegen können, ohne dass die Schmerzen zunehmen. Es gibt auch die, die wir „Durchhalter“ nennen. Sie müssen lernen, auch mal Pause zu machen und auf ihren Körper zu hören. Für den einen sind Entspannungsverfahren wichtig, für den nächsten Ablenkung – das ist ganz unterschiedlich.

Gibt es innovative Ansätze, die Hoffnung machen? Etwa Hirnstimulation?

Meißner: Da gibt es sehr spannende Entwicklungen. Mit solchen Techniken können bei ausgewählten Patienten mit wenig Nebenwirkungen Beschwerden reduziert werden, zum Beispiel Schmerzen nach Schlaganfällen. Die Hoffnung, dass es irgendwann die eine Tablette oder Therapie gibt, die zur Beschwerdefreiheit führt, wird sich bei chronischen Erkrankungen nicht erfüllen. Chronische Schmerztherapie ist immer Teamarbeit. Es geht darum, verschiedene Methoden zu kombinieren – neben der Medizin ist das die Psycho- und die Physiotherapie. Wirklich schwer chronifizierte Patienten brauchen so eine multimodale Therapie. Die ist nicht spektakulär, aber hochgradig wirksam.

Zur Person: Prof. Winfried Meißner, 59, von der Uniklinik Jena ist Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft.

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