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August-Serie, Teil 4
22.08.2020

Ein Tag im Sommer: Der kostbare Abend

Das Wort Sommerabend erlaubt die allerschönsten Assoziationen.
Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolbild)

Es macht schon glücklich, nur an ihn zu denken. Der kostbare Sommerabend – die schönste Kombination einer Jahres- und Tageszeit. Sein Problem: Er ächzt unter den Erwartungen!

Sommerabend. Ein Wort wie ein Versprechen. Wie eine schöne Verheißung. Unmöglich, es auszusprechen und danach die Mundwinkel nach unten sacken zu lassen. Oder beispielsweise miesepetrig zu sagen: „Oh nein, es reicht, schon wieder einer dieser lauen Sommerabende.“ Das Wort Sommerabend erlaubt – im Gegensatz zum Beispiel zum brüllend heißen Mittag, zum verschwitzt-müden Nachmittag, der schwülen schlaflosen Nacht – nichts als die allerschönsten Assoziationen. Und bevor es nun losgeht mit diesem Text, prüfen Sie selbst, halten Sie bitte kurz inne, lassen Sie das Wort einmal wie einen Happen Vanilleeis auf der Zunge zergehen. Eben. Der Sommerabend macht bereits glücklich, wenn man nur an ihn denkt.

Ein kalter, verregneter Abend im Sommer ist kein Sommerabend

Was aber ist das eigentlich, ein Sommerabend? Der Duden behauptet ein Abend im Sommer. Das ist leider falsch. Es gibt kalte, verregnete Abende im Sommer. Dabei handelt es sich um kalte, verregnete Abende im Sommer, aber nicht um Sommerabende. Ein langes Kleid ist zum Beispiel auch nicht automatisch ein Abendkleid. Erst gewisse Attribute machen es dazu. Ein Abendkleid muss edel sein, ein Sommerabend lau. Man muss ihn auf der Terrasse, auf dem Balkon, im Biergarten, an der Piazza, am See, am Strand verbringen können. Auf jeden Fall draußen. Beim Idealtyp eines Sommerabends fällt die Temperatur maximal so weit, dass man sich ein leichtes Sakko oder eine dünne Jacke über die Schultern hängen muss. Und dass man immer noch gerne die Eiswürfel in seinem Cocktail klimpern hört. Der Sommerabend ist ja selbst so etwas wie Cocktail: eine Hälfte besteht aus der Hitze des Tages, die andere aus der Kühle der Nacht, die Farben changierend von hellem Blau über Sonnuntergangsrosé bis hin zu Anklängen von Nachtblau, in der Nase Aromen von Rosenblättern ...

Wenn der Sommer langsam geht, nimmt er er zuerst den Abend mit

Wenn man anfängt zu frösteln, handelt es sich womöglich schon um den ersten Herbstabend, was man meist dann aber partout nicht wahrhaben möchte. Es gibt Menschen, die auch im späten September sich noch der Illusion des Sommerabends hingeben, in dicke Decken eingewickelt, aber am nächsten Tag können sie sagen: „Mensch, war das schön gestern, wir sind bis Mitternacht noch draußen gesessen.“ Wenn der Sommer geht, nimmt er aber tatsächlich zuerst den Abend mit. Ende August, eben noch wähnte man sich in Italien, erlaubte sich abends um elf noch eine Kugel Stracciatella oder meinetwegen Salted Caramel, dann kommen zwei, drei verregnete Tage, und abends sitzt man plötzlich wieder in Schwaben, Franken oder wo auch immer, aller südländischen Grandezza beraubt, wärmt sich an der letzten Glut der Holzkohle im Grill, auf dem ein übrig gelassenes Rostbratwürstchen verschrumpelt. Mit dem Sommernachmittag zum Beispiel ist es etwas anders, er lebt länger, man kann sich mit ihm auch länger etwas vormachen.

Tatsächlich aber gibt es keine schönere Kombination einer Tages- und Jahreszeit. Wintermorgen, Frühlingsabend, Herbstnachmittag – nichts hat diesen Schmelz wie das Wort Sommerabend. Hat Rainer Maria Rilke zum Beispiel je über einen Vormittag im Winter geschrieben? Über den Herbst jedenfalls verfasst er diese trübschweren Zeilen: „Das Regenwasser röchelt in den Rinnen, der matte Wind hält Blätterleichenschau.“ Über den Winter immerhin: „Die weißen Wege werden leiser, die trauten Stuben lauschiger.“ Was fiel ihm aber Wunderbares zum Sommerabend ein:

Die große Sonne ist versprüht,
der Sommerabend liegt im Fieber,
und seine heiße Wange glüht.
Jach seufzt er auf: „Ich möchte lieber ...“
Und wieder dann: „Ich bin so müd ...“

Und weil wir bei Rilke sind, ganz etwas anderes, eine kleine Sommerabend-Anekdote. Sie handelt von der Künstlerkolonie Worpswede und vom Maler Heinrich Vogeler. Der war eng befreundet mit Rilke, fühlte erst Seelenverwandtschaft, dann aber zunehmend Ärger, weshalb er den in seinen Augen versnobten egomanischen Dichter aus seinem berühmten Bild „Sommerabend“ angeblich hinausretuschierte. So nachzulesen im Roman „Konzert ohne Dichter“ von Klaus Modick – schöne Sommerlektüre. Auf dem Gemälde sieht man jedenfalls einen russischen Windhund, die Damen des Hauses, Freunde, Familie, auch den Maler selbst musizierend am Cello und eine leere Bank, aber keinen Rilke. Was aber für eine Strafe: Einen aus einem solchen Sommerabend zu verbannen!

Mücken - neben Kälte und Regen der einzige natürliche Feind des Sommerabends

Was man auf dem Bild auch nicht sieht: Mücken! Sie sind neben Kälte und Regen der einzige natürliche Feind des Sommerabends. Gemurmel der Nachbarn, Geschirrgeklapper, Grillenzirpen, Gießkannengeplätscher, abendliches Amselgezwitscher, vom Abendwind verwehte Musikfetzen – das Surren der Mücken ist in diesem Open-Air-Konzert der Missklang, der einen im schlimmsten Fall zurück ins Wohnzimmer treiben kann. Aufs Sofa, anklagend den Blick nach draußen gerichtet, wo die elenden Blutsauger mit vollen Mückenbäuchen tanzen. Um den Sommerabend vor ihnen zu retten, hat die Wohlfühl-Industrie neben reinem Sommerabend-Zubehör wie Windlichtern, Lampions und Lichtgirlanden daher auch Anti-Mücken-Kerzen entwickelt. Wer sie aber anzündet, kann den Abend olfaktorisch vergessen, gibt den Rosenduft verloren ...

Vielleicht wären die Menschen mit den Mücken gnädiger, wenn sie zu einer anderen Jahreszeit kämen. An Abenden, die ihnen nicht so kostbar sind. „Lieblich senkt die Sonne sich, alles freut sich wonniglich, in des Abends Kühle“, schreibt Theodor Storm in seinem Gedicht „An einem schönen Sommerabend“. Und mit den den Worten „wonniglich“ und „Freude“ schwingt eben schon das große Problem des Sommerabends mit: Es liegt ein immenser Erwartungsdruck auf ihm. Es ergeht ihm ein wenig wie der Balletttänzerin, die sich dem Pirouettenrausch ergeben soll, aber danach natürlich nicht über die Bühne torkeln darf. Auch der Sommerabend muss im Grunde ständig performen. Darf nicht schwitzen, muss dabei auch noch ungemein lässig wirken. Im Frühling zum Beispiel darf der Abend einfach nur ein gewöhnlicher Abend sein. Auch mal durchhängen. Oder im Herbst. Da ist er das Anhängsel vom Tag. Da kann man dann auch auf die Frage „Was machst du heute abend“ ganz entspannt mit „Hmm, vielleicht einfach mal noch ein bisschen lesen, früh ins Bett gehen, mal sehen“ antworten. Im Sommer muss es mindestens ein „Ach, noch ein bisschen auf dem Balkon den Abend genießen“ sein. Besser aber: Durch die Stadt flanieren, im Biergarten auskühlen, Grillen am See, Sommerfest! Am Allerbesten: Picknick am Meer bei Sonnenuntergang! Dann wird der Sommerabend instagramtauglich ...

Der Himmel ist die eigentliche Bühne des Sommerabends

Gelegentlich ächzt der Sommerabend daher. Sehr viel Programm. Alles wird hineingepackt. Wenn Winterkinder zu Sommerkindern sagen „Ach, du hast es gut, du hast im Sommer Geburtstag“, wissen sie gar nicht, wie schwer es ist, einen freien Abend an Wochenenden zu finden, an dem nicht Open-Air-Konzert, Straßenfest und Literatur im Biergarten terminlich böse kollidieren. Als ob all die anderen Abende im Jahr nur zweitklassige Ersatztermine wären, man im Winter bestenfalls bei der Weihnachtsfeier im Betrieb oder vielleicht bei der Faschingssause ein bisschen ausgelassen sein kann. Sommerkinder antworten kurz vor dem Geburtstagsfest standardmäßig: „Ja, ja, aber hoffentlich gibt es diesmal kein Gewitter.“ Wobei: Nichts gegen Gewitter. Der Himmel, er ist ohnehin die eigentliche Bühne des Sommerabends. Lange erleuchtet. Mal leichtes Wolkenspiel, sanftes zartrosa Geplänkel, dann Kampf der Wolkengiganten. Alles im Repertoire. Bis das Licht sich als Hauptdarsteller verabschiedet, sich die Dunkelheit wie ein Vorhang senkt und den Abend beendet, die Sommernacht als nächste Aufführung ansteht.

Sommerabende kann man nicht satt haben

Im Sommerabendlicht aber sieht alles weicher aus, auch der Mensch. Er fühlt sich auch so. Auch deswegen kann er von Sommerabenden nicht genug bekommen. Das Sommereis kann man satt haben wie auch Sommersalate, an Sommerhits sich abhören und im Sommerurlaub sich irgendwann auch mal langweilen. Aber nach Sommerabenden besteht eine unablässige Gier. Keiner darf einem durch die Lappen gehen. Jede Minute muss aufgesaugt werden. „Die Büsche beten Litanein, Glühwürmchen hangt, das regungslose, dort wie ein ewiges Licht hinein“, dichtete Rilke schwelgerisch. Als ob er verliebt wäre. So aber ist es mit den Sommerabenden. Eine große Liebe, frisch in jedem Jahr.

Lesen Sie auch die Hommage an den Mittag von Christian Imminger und die an den Morgen von Michael Schreiner.

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