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Survival-Sommer
28.07.2017

Ausgesetzt ohne Geld und Handy: Wie zwei Kolleginnen zurückfanden

Ausgesetzt ohne Handy und ohne Geld: Stefanie Wirsching und Doris Wegner mussten von einem unbekannten Ort zurück in die Redaktion kommen und auf dem Weg Aufgaben erfüllen.
6 Bilder
Ausgesetzt ohne Handy und ohne Geld: Stefanie Wirsching und Doris Wegner mussten von einem unbekannten Ort zurück in die Redaktion kommen und auf dem Weg Aufgaben erfüllen.
Foto: Michael Schreiner

Die Heimat als Abenteuerroman? Ja! Die Journal-Redaktion hat sich für ihren Survival-Sommer Aufgaben gestellt. Diesmal: ein Trip durch die Region.

Die Heimat als Abenteuerraum – geht das noch? Aber ja! Wir haben uns für den Journal-Sommer ein paar Aufträge erteilt, die als Herausforderungen nicht .dramatisch sind, aber erst einmal gemeistert werden wollen.

Die Aufgabe diese Woche:

Ausgesetzt ohne Geld und ohne Handy an einem unbekannten Ort irgendwo in der Region. Zurückfinden und ein Kilo Kartoffeln, zwei Flaschen Bier, Stempel aus Rathäusern und eine Kinderzeichnung mitbringen. Na dann los!

Auf dem Mond kann man nicht ausgesetzt werden. Es bringt einen da ja keiner hin. Ins Ries aber schon. Da gibt es eine sehr schöne Wiese, oben am Kraterrand, womöglich haben da sogar einst die Apollo-Astronauten für ihren Mondeinsatz trainiert. Auf der Wiese stehen Buchen, Lärchen, Kiefern und dazwischen immer wieder kleine Wacholderbüsche. Vielleicht wussten die Kollegen nicht, wie verräterisch diese Büsche sind, wie typisch für die Gegend, als sie nach einem Ort suchten, an dem sie einen aussetzen können, vielleicht haben sie es auch einfach gut gemeint. Aber es ist jedenfalls so: Als die Kollegin die Augen aufschlägt, die Heide mit den Büschen sieht, dazwischen steiniger Boden, ruft sie aus: „Wir sind ja im Ries.“ Steht dann auch auf dem etwa handtellergroßen Wegweiser am ersten Baum. Die ersten Menschen, denen wir eine halbe Stunde später begegnen, sind übrigens Engländer: Ein grauhaariges Ehepaar aus Manchester, das nicht weiß, wie man den Kofferraum des Leihautos öffnet. Das Navi aber läuft einwandfrei… Fängt also schon mal gut an diese Geschichte.

Los geht‘s: Erst noch zu Fuß...
Foto: Doris Wegner

Zehn Minuten vor elf, die Wiese

„Was mache ich hier?“, hat der große Reisende Rimbaud sich mal in einem Brief gefragt, da trieb er sich gerade in Äthiopien herum. Rimbaud war einer, den hielt es nirgends. Wir dagegen würden gerne genau hierbleiben, auf der Wiese, im Schatten der großen Buche, zwischen den Wacholderbüschen. Einfach ein bisschen auf die Landschaft blicken, Brötchen essen, nachdenken. Über die erste Aufgabe zum Beispiel: Wie eigentlich so ohne Geld an das Kilo Kartoffeln kommen? Selber ausbuddeln? Und sind die dann schon reif? Vor uns liegt der Krater, verläuft fast pfeilgerade eine Straße auf eine größere Stadt zu. Im Sommerdunst zeichnet sich unscharf ein Turm ab. Was machen wir eigentlich noch hier? Die Kollegen werden ja nicht wiederkommen.

Gut, die Engländer sind nun wirklich ein Glück. Martin und Kathrin Barnes, von München auf dem Weg nach Nördlingen. Wenn man ins Auto einsteigt, kann man gar nicht anders, man muss ja quasi auf das riesige Navi in der mittleren Konsole schauen. Da steht alles. Wo wir sind, Punkt, wo sie hinwollen, Fahne. Herumirren geht anders. 11.45 Uhr, exakte Ortung erledigt. Die Barnes’ sind im Übrigen froh, dass sie uns aufgelesen haben. Weil die Kollegin ihnen gleich gezeigt hat, wie man den Kofferraum öffnen kann. Immer diese deutschen Autobauer mit ihren Tricks. Jetzt sind die Koffer hinten drin und wir dafür auf dem Rücksitz. Kurzes Geplauder. Eine Woche sind sie hier. Nicht zum ersten Mal. Später wird es noch weiter nach Rothenburg gehen. Das Navi plärrt: „Please follow the road for 1000 meters.“ Please stop now, hier an der Kreuzung und natürlich „Thank you“ und „Goodbye“. Jetzt wollen wir mal was machen!

...dann mit dem Auto: dem Urlauber-Ehepaar Barnes aus Manchester sei Dank!
Foto: Doris Wegner

Kurz nach zwölf, Hoppingen

Hinter uns Großsoringen, vor uns Hoppingen. So steht es auf den Schildern. Links wie rechts blühen Disteln, Schafgarbe und Klee, ein Sommerteppich am Straßenrand. Ein Bussard kreist. Je höher er sich schraubt, umso mehr gleicht er einem Schmetterling. Verharmlost könnte man das nennen, wenn es das Wort gäbe. Die Kollegin sagt: „Der sucht Beute.“ Und lacht ein bisschen dreckig. Hoppingen sieht im Übrigen nicht so aus, als könnte man Beute machen. Leere Straßen, Vorgärten, so sauber, als sei einer mit dem Staubsauger drübergefahren. Aber, wieder ein Glück, in der Spitzengasse, gleich hinterm ehemaligen Schulhaus, steht Uschi Leinfelder, plaudert mit einer Bekannten über den Zaun hinweg. Als wir ihr unsere Geschichte erzählen, zieht ein Lächeln breit übers Gesicht. „A guts Witzle …“

Uschi Leinfelder trägt übrigens ein gestreiftes Top, knielange Hosen. Und hinten am Rücken zwei große, fast durchsichtig scheinende Flügel. Wobei das mit den Flügeln jetzt natürlich nur so dazuerfunden ist, aber wäre das eine Märchengeschichte, hätte sie ganz sicher welche… Typ gute Fee nämlich! Sie erfüllt drei Wünsche sofort. Bier, Kartoffeln und eine Fahrt zum nächsten Rathaus für den Stempel.

Was man hier nicht alles über Uschi Leinfelder schreiben könnte. Das Wichtigste aber nur in Kürze: Seit 50 Jahren verheiratet, „mit demselben Mann“, so lange auch in Hoppingen. Haus, tipptopp! Wenn man fragt, ob man drinnen die Schuhe ausziehen soll, sagt sie „Ihr könnt machen, was ihr wollt.“ Lacht. Bringt Wasser, würde auch Kuchen bringen, stellt die von der Redaktion verlangten zwei halbe Bier auf den Tisch, wiegt Kartoffeln ab – „Bauernhofkartoffeln, 1 Kilo und 37 Gramm, passt das so?“ – und entwirft mit den Ausgesetzten eine Taktik. „Jetzt ruft mal bei der Gemeinde Harburg an, ob die noch offen haben.“ Hält einem das Telefon hin, gewählt hat sie schon. In Harburg geht Frau Riedel an den Apparat. Wir sollen einfach vorbeikommen. 1. Stock, erste Türe links… Wenn einem jeden Tag eine Uschi Leinfelder begegnen würde, man würde es weit bringen im Leben. Jetzt aber reicht erst einmal der nächste Ort.

Kurz vor halb eins, Harburg

Vor dem Rathaus lässt Uschi Leinfelder uns aus dem Auto aussteigen. Wartet natürlich. Die Sache mit dem Stempel ist schnell erledigt. Treppe hoch, Türe auf: Bitte, haha, danke, auf Wiedersehen. Deutsche Rathäuser können herrlich unkompliziert sein. Und deutsche Parküberwacher so fröhlich und entspannt, als würden sie Freieis und nicht Knöllchen verteilen. Uschi Leinfelder aber bekommt keins. Also Knöllchen. Obwohl sie die Parkscheibe nicht aufs Armaturenbrett gelegt hat! Weil Peter Schneider, blaue Kappe, blaues Hemd, weißes Ausweisschild über dem Herz, nämlich immer ein paar Minuten wartet, in der Regel zehn, und dann lieber mündlich belehrt. Er wolle doch die Leute nur dazu bringen, vernünftig zu parken. „Viele denken, ich hätte einen Scheißjob. Aber es kommt darauf an, wie man auf die Menschen zugeht!“ Ach Herr Schneider, ach Frau Leinfelder, wenn das so weitergeht, was sollen wir dann eigentlich machen? Das glaubt uns doch keiner mehr!

Nach eins, immer noch Harburg

...weil wir Uschi Leinfelder dann doch haben fahren lassen. Fahrlässig! Weil wir was erleben wollten. Uns noch ein bisschen sattsehen. Oh wie schön ist Harburg. Burg, Fels, Fluss, Fachwerk. Die Kollegin fotografiert, ruft von der anderen Straßenseite hinüber: „Was meinst du, wie heißt der Friseur von Harburg? – ,Haarburg‘.“ Aber dann ist Schluss mit lustig: Der nächste Bus fährt in einer knappen halben Stunde. Daumen raus also. Es gibt dieses irre komische Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“, da wird Trampern geraten, immer ein Handtuch mitzunehmen. Weil man aus den Ecken eines seit längerem verwendeten Handtuchs Nährstoffe für mehrere Wochen saugen könne. Kein schlechter Rat, wenn man zum Beispiel zum Mond will – oder einfach nur raus aus Harburg.

Ein Traktorfahrer hält. Aber ein Traktor hat keinen Rücksitz. Eine Frau hält. Die aber muss vorne gleich abbiegen. Ein Paketbote winkt entschuldigend. Dann gibt es noch ein paar, da wollen wir jetzt nicht drauf rumhacken, aber ja, die geben Gas, wenn sie zwei schon ein bisschen erschöpfte Frauen am Straßenrand stehen sehen. Nicht nett! Vielleicht tun sie’s ja aber auch aus Verlegenheit. Die Kollegin trampt zum ersten Mal in ihrem Leben. Straßenbahnverwöhntes Stadtkind eben! Steffen Rösner aber liebt das Land. Rösner, das ist der junge Mann, der bei Airbus arbeitet, auf dem Weg von Huisheim zur Spätschicht ist und der einen schließlich fortbringt in seinem klimagekühlten BMW.

Viertel vor zwei, Donauwörth

Es gibt ja diese Tage, da läuft’s! Rösner muss ohnehin durch Donauwörth, setzt uns direkt vor dem Rathaus ab. Gott ist das schon wieder schön. Vielleicht haben deswegen Touristen Münzen in den Brunnen geworfen: Weil sie wieder kommen wollen. Piazza del municipo. Die Kollegin denkt aber praktisch: Da glitzern fünfzig Cent im Wasser, da zwanzig, dann noch ein paar ausländische Münzen. Wenn man mit der Hand nur hinkäme. Aber klar: Dann lägen sie ja auch schon nicht mehr da…

Im Bürgerbüro sind sie misstrauisch, schicken uns weiter, im Fundbüro nicht. Wir sind ja auch ein bisschen verloren. „Ich bin Mädchen für alles“, sagt Christiane Kramer, haut den Stempel drauf. Vielleicht sollten sie Patentamt an die Tür schreiben, patent würde dann für Frau Kramer stehen. Was noch fehlt: eine Kinderzeichnung von uns beiden. Wo findet man Kinder? Dort, wo es Eis gibt. Beim Riedertor. Der Kellner gibt eine Kugel aus. „Aber schreiben Sie, Café Raffaello ist eines von den besten.“ Für ein Eis an einem heißen Sommertag tun manche Menschen ja fast alles. Das Café Raffaelo ist eines von den besten! Und es gibt Kinder!

Lana aus Belgien, mit Mutter und Schwester zu Besuch bei der Großmutter, der Eisbecher ist bereits in Bearbeitung. Lana, 7, nimmt den Stift und das Blatt mit der Lässigkeit des großen Künstlers entgegen. Aber möchte dann doch lieber verdeckt malen, die Mutter hält die Eiskarte davor und erzählt derweil: Dass sie nach 13, oder sind es doch schon 14 Jahren in Belgien manchmal nach dem deutschen Wort suchen muss. Lana malt stumm. Schaut uns prüfend an, beugt sich wieder über die Zeichnung. Das Ergebnis macht uns fast stumm: Wir sind ja Zwillinge! Wenn die Sonnenbrillen nicht wären. Eine in den Haaren, eine auf dem Kopf. Großartig! Es ist 14.18 Uhr. Alle Aufgaben erledigt, der Rest? Ein Kinderspiel!

Wieder eine Aufgabe geschafft: Künstlerin Lana, 7, aus Belgien malt die beiden Abenteurerinnen.
Foto: Doris Wegner

Zwanzig vor drei, Bahnhof Donauwörth

An einem Bahnhof kommt man an. Und man fährt ab. Was man aber ja gerne vergisst, dass man am Bahnhof vor allem wartet. Was macht das eigentlich mit einem Ort, wenn alle, die da sind, nichts wie wegwollen? Blöder Gedanke, aber irgendwann ist man halt auch mal müde. Und hört dem Zugbegleiter zwar zu, wenn er einen belehrt, warum er einen nun keinesfalls umsonst mitnehmen kann, aber denkt sich: Frau Leinfelder wäre uns lieber.

Die Kollegin versucht die Stimmung zu heben: „Schau, immerhin haben wir uns noch nicht gestritten.“ Ob es in Deutschland eigentlich Hobos gibt? So nennt man in Amerika jene, die in fahrende Güterzüge springen, durchs Land rattern. So weit aber sind wir noch nicht! Vielleicht fährt eine andere Idee vorbei.

Viertel nach drei, Bahnhof

Was man tun könnte: Einfach in einen Zug nach Augsburg steigen. Ohne Fahrschein. Und zwar in letzter Minute, wenn man weit und breit keinen Zugbegleiter gesehen hat. Dann könnte man sich auf die blauen Sitze des Fuggerexpress fallen lassen, das letzte Brötchen essen, ein bisschen trinken, Schwaben vorbeirauschen lassen, Fahrgäste belauschen. Und hören, wie der eine Mann zum anderen sagt: „Wenn du dich setzt, merkst du erst, ob du müde bist oder nicht.“ Und wie der andere erwidert: „Ich hocke den ganzen Tag.“ Das könnte man tun. Oder auch nicht. Dann wäre man um vier Uhr in Augsburg am Bahnhof. Aber würde darüber kein Wort verlieren. Weil die Kollegin zu Recht sagt: „Schwarzfahren und auch noch darüber schreiben, wie schlau ist das denn.“ Jedenfalls …

Kurz nach vier, Augsburg

Gefühlt liegen keine fünfzig oder sechzig Kilometer hinter einem, sondern mindestens hundertfünfzig. Und vor uns die letzten Meter. Was einem plötzlich einfällt: Die Geschichte von Ernst Fast, dem schwedischen Leichtathleten, der beim olympischen Marathon in Paris in Führung lag. Dann fragte er einen Polizisten nach dem Weg, der zeigte in die falsche Richtung, und Fast verlor. Der Polizist erschoss sich einige Tage später aus Gram. Das alles passierte vor 117 Jahren, aber wenn man es einmal erzählt bekommt, kann man es nicht mehr vergessen.

An Tagen wie diesen aber treffen wir auf einen Busfahrer, der in die richtige Richtung fährt. Der einen auch nicht schwarz fahren lässt und uns stattdessen die Karte zahlt. Er sagt, nach zwanzig oder dreißig Jahren in dem Beruf wisse man, ob einer Hilfe brauche. Viele Kollegen würden das auch so machen. „Aber wir sind nicht in Not“, sagen wir. „Seid ihr doch“, sagt er. Name? Bitte nicht, er mache das nicht, um berühmt zu werden . Falls Sie aber jemals einen Busfahrer treffen, an dessen Brille ein Bügel fehlt, weil der Enkel damit gespielt hat, der aus Berlin kommt, schon in vielen Städten in Deutschland gearbeitet hat, von den Fahrkünsten der Augsburger leider nicht viel hält, die Fahrgäste aber mag… und der gerne einen Scherz macht, dann richten Sie ihm doch bitte ein „Danke“ aus.

Zwanzig vor fünf, Lechhausen

Weil wir vor einer Fahrschule stehen: Das wäre doch jetzt lustig, im Fahrschulauto vorgefahren werden. Aber der Fahrlehrer ist noch nicht da, kommt erst um sieben. Vielleicht kann man zumindest die Sache mit den Augsburger Autofahrern klären. Simone Papadopoulos kann nur die eigene Erfahrung beisteuern: „An dieser Ecke, da könnte ja eigentlich etwas passieren.“ Neuburger Straße, irrer Verkehr nämlich. „Aber seit ich hier bin, gab es noch keinen Unfall.“ Geklärt.

Bitten macht müde. Wir laufen also. Bis sich das alte Viertel ins neue verwandelt, schicke Townhouses statt angegrauter Mietshäuser, die letzen Meter an bunten Einfamilienhäusern entlang, die so aussehen, als seien sie gerade ausgepackt worden. Wir würden gerne schneller gehen. Wir denken ans Bier im Rucksack. Wenn das nun kühl wäre. Wir sind auch ein bisschen still. Die Kollegin fotografiert noch einmal, sagt: „Die Batterie ist gleich leer.“

Kurz vor halb sechs, Redaktion.

Die Kollegen haben ein Plakat an die Tür gehängt. „Willkommen zurück. Schön, dass ihr es noch im Juli geschafft habt.“ Tür auf, großes Hallo. Als ob wir auf dem Mond gewesen wären …

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