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  4. Heimat: Dahoam is Dahoam? - Der Boom des Heimatlichen

Heimat
14.01.2018

Dahoam is Dahoam? - Der Boom des Heimatlichen

Sieht schon sehr heimatlich aus, wie die Band LaBrassBanda sich hier inszeniert. Aber traditionell hören sich die Musiker nicht an.
Foto: Sony

Im Fernsehen, aber auch im Kino und in der Pop-Musik boomt seit Jahren Heimatliches. Was wie eine Welle wirkt, ist in Wirklichkeit aber ein Nebeneinander von Widersprüchlichem.

Sehnsuchtsort, umkämpftes Wort - Heimat hat wieder Konjunktur. "Heimat" ist daher das Titel-Thema unserer Zeitung vom Samstag, 13. Januar. Alle Artikel unseres Schwerpunkts lesen Sie in unserem E-Paper.

Kann das Zufall sein? Wer nach den erfolgreichsten Marken in den Sparten sucht, die mit Heimatlichem aus Bayern im Programm boomen, landet irgendwann unweigerlich beim Filmemacher Marcus H. Rosenmüller, der modernisierten Bläserkombo La BrassBanda und der Serie „Dahoam is Dahoam“ im BR-Fernsehen. Und diese drei starteten innerhalb nur eines Jahres durch, zwischen Mitte 2006 und 2007. Warum? War es damals, unmittelbar vor Ausbruch der Krise einer globalisierten, digitalisierten Wirtschaft, einfach an der Zeit für eine Rückbesinnung? Schelmisch charmant mit Rosenmüllers „Wer früher stirbt ist länger tot“ und all den netten Nachfolgekomödien, tanzbar mit der Ska-Punk-Polka um Sänger Stefan Dettl, heimelig wie die inzwischen über mehr als 2000 Folgen laufende Soap im möglichst alltagsähnlichen Fernsehdorf Lansing. Ist das alles Bayern, „mia san mia“ im 21. Jahrhundert?

Harte Gegensätze auf dem engen Raum Heimat

In der Folge jedenfalls sind mehr neue Heimat-Marken entdeckt worden: Die Pop-Sängerin Claudia Koreck aus Traunstein und die Autorin Rita Falk mit ihren in Film und Buch erfolgreichen Eberhofer-Krimis etwa, Bands wie Kofelgschroa und Pam Pam Ida  … Seit inzwischen fünf Jahren veranstaltet der Bayerische Rundfunk allsommerlich im Passionstheater Oberammergau sein „Heimatsound-Festival“, für nächstes Jahr ist die Geburt eines neuen „Heimatfilmfestivals“ beschlossen – gemeinsam in mehreren Städten im Südosten des Freistaats. Das kann leicht den Anschein einer hübschen, homogenen Welle erzeugen – tatsächlich aber stoßen sich hier unter dem Label Heimat so harte Gegensätze auf so engem Raum, dass gerade die Abgrenzung zum Thema wird.

Marcus H. Rosenmüller ist ein Fan von Helmut Dietl 

Das Filmfestival etwa veranstaltet ein neu gegründeter Verein namens „Internationales Festival des Neuen Heimatfilms“ mit Unterstützern wie Lisa Fitz. Und die erinnert daran, dass der „neue Heimatfilm“ bereits aus den 1970er-Jahren stammt – geprägt etwa von Franz Xaver Kroetz, um dem alten Kitsch die harte Lebenswirklichkeit entgegenzusetzen. Ein Rosenmüller – bekennender Fan von Franz Xaver Bogner und Helmut Dietl – steht da mit dem „Neuen Heimatfilm“ eher für einen Mittelweg. Bloßen Kitsch will keiner mehr, auch „Dahoam is Dahoam“ kennt die Nöte des Lebens und die heutigen Sorgen. Die dort trotz allem herrschende Nettigkeit weicht auch beim Regisseur vom Tegernsee höchstens halb dem schonungslosen Blick, der etwa in der Serie an „Heimat“-Filmen des Regisseurs Edgar Reitz steckt.

„Unterschiede machen das Leben so spannend.“

Rosenmüller selbst sagte dieser Zeitung zu dem ihm verpassten Label des Heimatfilms: „Wenn damit gemeint ist, dass es aufgeht, dass ich im heimatlichen Dialekt Geschichten direkt aus dem Leben erzähle, dann ist das schon eine Adelung. Wenn aber gemeint ist, dass meine Filme auf eine Region beschränkt sind, empfinde ich das als negativ.“ Und: „Ich mag die Unterschiede, sie machen das Leben doch so spannend, darum ist es auch wichtig, das Eigene zu bewahren.“ Schließlich erklärt er auf die Frage, ob er sich im Global Village des 21. Jahrhunderts der Sehnsucht nach einer regionalen Identität bediene: „Sicher. Aber ich finde so ein Zugehörigkeitsgefühl auch wichtig inmitten all der Vernetzung – eine Eigenartigkeit, die ja auch unsere Identität mit ausmacht. Aber das ist ja nichts Ausschließendes …“

Hans Söllner und Ringsgwandel: Zwei Fälle des Hakelns statt des Herzens 

Zwischen kitschiger Verklärung und kritischer Aufklärung wählt Rosenmüller also die selbstbewusste und zugleich weltoffene Freude, politisch völlig unverdächtig.

Ähnliches gilt für die Musik. La BrassBanda etwa haben beim Münchner Label Trikont begonnen, das einst aus dem Geist der linken Studentenrevolte gegründet wurde. „Heimatmusik“ bei Trikont – das bedeutet geradezu das Gegenteil zu Claudia Korecks „Fliang“, besteht seit Jahrzehnten mit Hans Söllner und Ringsgwandl. Hakeln statt herzen. Und ebenso gründet das Heimatsound-Festival in Oberammergau auf Väter wie Hubert von Goisern und Haindling, deren Musik ja längst schon „Neue Volksmusik“ genannt wird. Die Bläser aus Übersee am Chiemsee sind musikalisch von Koreck so weit entfernt wie inhaltlich von Söllner – und haben nicht umsonst auch mit steigendem Erfolg von Trikont zum Großlabel Sony gewechselt.

Die weltoffene Freude von LaBrassBanda

Am meisten verbindet LaBrassBanda noch mit Goisern. Denn wie beim Oberösterreicher wird auch bei La BrassBanda das Heimatliche zur Weltmusik. Sänger Stefan Dettl sagte dieser Zeitung, dass die Welt im 21. Jahrhundert kleiner und die Heimat größer geworden sei. Und: Traditionen, die sich nicht erneuern, würden verschwinden. Das letzte Album der Band, die auch schon als Vorgruppe der Ärzte unterwegs war, hieß dann auch „Around the World“ – und mit dem tourten sie um die Welt, in kleine Klubs, zu Hause aber zugleich auch vor 12000 Menschen in die ausverkaufte Olympiahalle München. Selbstbewusste, weltoffene Freude klingt hier.

Und auch diese ist politisch völlig unverdächtig, von einem Aufblühen alter, rechts-ideologischer Heimatverklärung keine Spur, nichts Volkstümelndes im Volkstümlichen. Was bei manch anderen heimatlich Bewegten aus dem Alpenland oder deren Fans weniger eindeutig erscheint – ob Volks-Rock’n’Roller oder unterm Geweih deutschrockende Südtiroler. Eine interessante Differenzierung, wenn Stefan Dettl von La BrassBanda sagt, er würde nie Hochdeutsch singen, zuvor eher Englisch, und Philipp Burger von Frei.Wild erklärt, Frei.Wild sei ein deutscher Name, weil die Band ausschließlich deutsche Texte habe und auch immer haben werde. So klären sich sprachlich Identitätsfragen. Sicher nicht zufällig.

Das Wort Heimat ist auch ein Urteil

Womit noch die Frage der Literatur bleibt. Gibt es nicht auch eine Wiedergeburt des Heimatromans? Die schon länger wogende Flut an Regional-Krimis spricht dafür – von Niveau und Weltsicht her angesiedelt zwischen „Dahoam is Dahoam“ und einem guten Rosenmüller. Darüber hinaus aber stellten in den vergangenen Jahren Autoren in Romanen verstärkt nicht nur Heimat dar, sondern auch die Frage nach ihrer Bedeutung. Katharina Hackers „Dorfgeschichte“, Moritz von Uslars „Deutschboden“, Sasa Stanisics „Vor dem Fest“, Andreas Maier gleich mit einem zwölfteiligen Romanzyklus … Und aus Bayern etwa: Josef Bierbichlers „Mittelreich“ sowie Georg Kleins Augsburg-Erinnerung „Roman unserer Kindheit“. Was mit ihnen in unserer Zeit sicher nicht von ungefähr (auf-)lebt, ist die Erkenntnis, dass Heimat für die Identität nicht nur eine Szenerie darstellt, sondern auch: ein Urteil. Das dunkle „Mia san Mia“.

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