Das Pärchen vom Woodstock-Foto: Was aus den Verliebten wurde
Was ist aus den beiden auf dem ikonischen Woodstock-Foto geworden? Ein Interview.
Der US-Fotograf Burk Uzzle ist verantwortlich, dass die Eheleute Bobbi und Nick Ercoline Ikonen der „Hippie-Kultur“ wurden. Uzzle war es, der einen Schnappschuss der frisch verliebten 20-Jährigen machte, die sich in der Morgendämmerung innig umarmten, umhüllt von einer schmuddeligen Decke, die sie, wie sie sagen, „irgendwo aufgelesen“ hatten.
Das Paar, das kurz danach heiratete und inzwischen zwei Söhne und vier Enkel hat, hatte nicht bemerkt, dass es fotografiert worden war. Bald darauf wurde diese Aufnahme zum Cover des millionenfach verkauften Drei-LP-Sets „Woodstock“ – und Bobbi und Nick zum Symbol für die „Woodstock-Generation“.
Bis heute sind die beiden ein Paar, auch wenn sie, im New Yorker Stadtteil Middletown zu Hause, „nicht immer glücklich miteinander“ waren. Sagen sie. „Aber wir waren stets irgendwie ineinander verliebt“, meint Nick im entspannten Gespräch, das stattfindet, unmittelbar nachdem sich die „ewigen Turteltäubchen“ (Bobbi) das Musical „Woodstock – The Story“ in Holland angeschaut hatten.
Während Sie das Musical „Woodstock – The Story“ in Deutschland gesehen haben: Welche Erinnerungen kamen in Ihnen hoch?
Bobbi: Ich habe während der Aufführung mindestens zwei Mal geweint, so ergriffen war ich. Nick und ich fühlten uns, als wären wir in eine Zeitschleife gebeamt worden. Übrigens in eine ganz wunderbare Zeitschleife. Jedenfalls wird für mich in drei Stunden Spielzeit diese irre Situation von einst zurückgebracht. Nur der Regen und Schlamm werden nicht dargestellt. Aber hey, wir sprechen hier von Theater!
Nick: Die Schauspieler agieren total überzeugend! Man merkt ihnen an, sie wollen den Ausnahme-Geist von damals in die heutige Zeit zurücktransportieren. Den Kontakt zu den Veranstaltern bekamen wir übrigens, ganz modern, über die sozialen Medien, bewerkstelligt. Sie schrieben uns an und luden uns ein, eine Veranstaltung zu besuchen. Das haben wir getan. Und definitiv nicht bereut.
Warum entschlossen Sie sich 1969, zu diesem Festival zu fahren?
Bobbi: Wir waren gerade mal drei Monate ein Paar und schwer ineinander verknallt. Wir standen beide auf Rock-Musik. Der Eintritt betrug pro Nase 18 Dollar, das konnten wir uns leisten. Also los!
Nick: Bobbi arbeitete damals in einer Bank, ich war College-Student. Das Geld war demnach knapp. Aber wir liebten Rock & Roll, selbst wenn wir keine Vollblut-Hippies waren. Auch keine Protest-Typen. Doch die Musik, die auf dem Festival gespielt wurde, war exakt die unsere.
Was bedeutet Ihnen der Terminus „Hippie“ heutzutage?
Nick: Wir stammen aus sehr traditionellen Familien. Und ich bin mir nicht sicher, ob Bobbi und ich nicht bis heute nach traditionellen Werten leben, in denen Zusammenhalt alles bedeutet. Wir lieben unsere Kinder und Enkel über alles. Gleichzeitig waren und sind wir friedfertige Personen. Wer weiß, vielleicht entsprechen wir dem Hippie-Ideal mehr, als wir uns eingestehen wollen?
Was ist geblieben von den Hippie-Gedanken, also der Idee von einer freieren, besseren, friedlicheren Welt, im Jahr 2019?
Bobbi: Zunächst mal jede Nostalgie. Aber klar ist: Viele soziale Probleme sind dieselben wie etwa 1969. Armut, Benachteiligung von Minderheiten, Rassendiskriminierung und so weiter. Ach ja, über Präsident Trump wollen wir übrigens nicht sprechen. Dass so jemand der mächtigste Mann der Welt ist, erstaunt uns sehr. Keinen weiteren Kommentar dazu.
Warum glauben Sie, dass Ihre Liebe mehr als 50 Jahre überdauert hat?
Nick: Es geht um die Leidenschaftlichkeit für den Partner, diese Flamme, die niemals erlöschen darf. Und man darf nie erwarten, dass die geliebte Person den gleichen Einsatz für den Erhalt der Beziehung gibt wie man selbst. Obwohl man das insgeheim natürlich hofft. Ich kann nur feststellen: Bobbi hat mich in dieser Sache niemals enttäuscht.
Wie würden Sie persönlich das Wort „Liebe“ definieren?
Bobbi: Über Liebe denkt man nicht nach. Ansonsten kann man sie weder halten noch leben.
Nick: Liebe ist überwältigend. Sie steht für Empathie – und unbedingten Respekt für das Gegenüber. Ich schätze, mit diesen Aussagen kehren wir zurück zum Beginn dieses Gesprächs. Es scheint, das „Woodstock“-Festival hat Bobbi und mich in unserer philosophischen Betrachtung der Welt mehr verändert, als wir es wahrhaben wollen.
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