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Garten
29.06.2017

Der Traum vom englischen Rasen

Foto: Friso Gentsch/dpa

Der Rasen ist ein hochkomplexes Thema: Der einzelne Halm zählt nichts – die Optik alles. Aber wieso sieht er beim Nachbarn immer besser aus?

Die wenigsten Dinge, auf denen die Menschen herumtreten, schauen sie sich auch genauer an. Das liegt schon in der Natur der Sache. Die Augen kleben ja nicht an den Füßen. Man muss sich schon bücken, vielleicht sogar knien, um zu sehen, was da denn unter einem ist. Macht jetzt also Günther Schwab. Runter aufs Knie, den Kopf noch ein wenig beugen, da ist er, der Halm, nach dem er sucht: „Das ist die Wiesenrispe. Mit der Skispur in der Mitte. Auf der einen Seite matt und auf der anderen Seite glänzend …“ Und der nächste Halm, präsentiert zwischen Daumen und Zeigefinger: „Das Weidelgras, schmäler, heller, ein bisschen gefaltet wie ein V.“ Und noch einen: „Rotschwingel, ganz fein...“

Das Weidelgras wächst schnell. Die Wiesenrispe kann gut Lücken schließen. Der Rotschwingel kommt mit wenig Pflege aus. Es ist bei den dreien ein bisschen wie bei einer guten Familie: Am stärksten sind sie zusammen, dann nennt man sie Rasen. Wobei sich das jetzt so liest wie eine Definition, über die der Mäher gefahren ist. Stark verkürzt also. Aber Günther Schwab, zusammen mit seinem Bruder Herr über 270 Hektar Rollrasen und damit einer der größten Rasenhersteller Deutschlands, wird noch einiges dazu sagen , auch vom Rohrschwingel und der Lägerrispe erzählen, einen über die Rasenfelder bei Waidhofen (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) führen und dann bitten, sich umzudrehen: „Wenn Sie Ihre Fußspuren nicht mehr sehen, sich das Gras gleich wieder aufrichtet, dann ist der Rasen fit.“ Dann sieht es so aus, als sei man geschwebt …

Auf der anderen Seite des Zauns ist der Rasen immer grüner

Rasen, hochkomplexes Thema also! Wobei der einzelne Halm für den Menschen ja nichts zählt. Nur die Masse. Kein Gärtner führt einen durch den Garten, verweist schwelgerisch auf Lolium Perenne oder Festuca Rubra … beide meist schnöde niedergetreten auf dem Weg zum nächsten Rosenbeet. Wenn Gartenbesitzer etwas über ihren Rasen sagen, dann oft ohnehin nur den Satz: „Rasen kann man das eigentlich nicht nennen.“ Weil zwischen zarten Halmen sich die zackigen Blätter des Löwenzahns ausbreiten, weil das Moos den Rasen frisst, weil es braune Stelle gibt und solche, auf denen gar nichts wächst … Weil also der Rasen als Problemrasen wahrgenommen wird. Zumindest der eigene. Was in England sprichworthaft ist: „The grass is always greener on the other side of the fence.“

Ach, diese irren Engländer! Wenn sie nur wüssten, wie es einige hundert Kilometer weiter auf der anderen Seite des Kanals aussieht … Da träumen die Menschen vom englischen Rasen und hadern mit dem deutschen Zier-, Strapazier- oder Schattenrasen. Zumal im Sommer, wenn sich doch alles Leben darauf abspielen soll. Also mähen sie, wässern, werfen Kalk drauf, werfen Dünger drauf, mal viel, mal wenig, reißen Moos aus oder eben nicht, machen also auch irre viel falsch,„kommen von einer Enttäuschung zu anderen.“ Das sagt jetzt Maurice Morell, unter seinen Fans im Internet bekannt als der „Rasenblogger“. Zuletzt wurde es ein wenig ruhiger um ihn. Morell, hauptberuflich Unternehmensberater, hat sein Engagement ein wenig zurückgefahren. Und die Fragen in den Foren wiederholen sich ja auch. Flankiert von Schreckensbildern. Zum Beispiel: „Hilfe, mein Rasen wächst in Inselform.“ Oder: „Was sind das für Pilze in meinem Rasen. Bin am Verzweifeln.“ Was soll Maurice Morell da eigentlich immer sagen oder schreiben? Sehr oft dann doch das Gleiche. Genug gedüngt? Genug gewässert? Er fragt zum Beispiel auch nach der Saatmischung. Wenn dann das Stichwort „Berliner Tiergartenmischung“ fällt, weiß er gleich Bescheid. „Die habe ich selber mal gekauft.“ Ein Desaster. Nun also rät er: Hände weg von den Billigmischungen aus dem Baumarkt, in denen sich auch Grassorten finden, die eigentlich als Futter auf der Kuhweide dienen sollen, viel zu schnell wachsen, das Mähen nicht vertragen … Nur so als Beispiel. Ein Anfängerfehler, den man nicht wiederholt. Beim Vertikutieren ist es anders. Was hat der „Rasenblogger“ da geschrieben und erklärt, dass was dem Fußballrasen dient, den Ziergarten schädigt. Aber es ist ein bisschen wie mit dem Löwenzahn. Der Vertikutierglaube ist fest verwurzelt. „Es gibt ja auch immer mehr billige Geräte.“ Die werden gekauft. Weil der deutsche Hobbygärtner Geräte mag. Weil das Wort Rasenfilz schon so klingt, als müsse man da mal ran. Jedoch: „Da wird ganz viel Substanz aus dem Rasen geholt“, sagt Morell. Ein Quatsch also, der den Unkräutern willkommene Landebahnen bietet …

Und damit zurück aufs Grün zu Günther Schwab. In Waidhofen haben sie einen Vertikutierer. Viel größer natürlich als die kleinen Billigheimer. Den haben sie in den vergangenen acht Jahren nicht ein Mal benutzt. Günther Schwab fährt einen nun zu einem Feld. Was soll man sagen, englisch ist das aber nicht! „Junger Rasen“, sagt Schwab und schaut einen ein bisschen amüsiert an: „Da kann man sich kaum vorstellen, dass das mal ein Bundesligarasen wird.“ Vielleicht mal beim FC Ingolstadt liegt. Auch die Allianz Arena haben sie schon ausgestattet. Und weil man gerade beim Namedropping ist, noch eins: Den Begriff Rollrasen hat der Vater von Schwab in Deutschland eingeführt. Vor knapp fünfzig Jahren. „Aber leider nicht patentieren lassen.“

Einen per se schönen Rasen gibt es nicht

Nun aber zum jungen Rasen. Muss der so aussehen? So ungleichmäßig? „Ja“, sagt Schwab. Da nämlich wächst derzeit die Wiesenrispe, schön langsam, sie macht sich außerdem gerne breit! Aber im Tempo kann sie mit dem Weidelgras zum Beispiel nicht mithalten. Deswegen gibt man ihr mehr Zeit, erst später werden die anderen Grassorten gesät. Dann wird aus dem Feld ein Teppich. Eineinhalb Jahre wächst so ein Rasen, bevor er verkauft wird. Der Hobbygärtner würde durchdrehen! Einen Hilferuf im Forum absetzen! Ohnehin ist es aber so: Es gibt da einen Trend hin zum Rollrasen. Genaue Zahlen hat Schwab nicht parat. „Immer noch weniger als zehn Prozent.“ Aber die Nachfrage steige Jahr für Jahr, besonders bei den Privathaushalten, an die sie etwa 70 Prozent ihres Rasens liefern. „Da kann man dann gleich seinen Liegestuhl draufstellen …“

Und, was mag er denn so, der deutsche Rasenliebhaber? Englisch? Blumig? Saftig? Heilig? „Den per se schönen Rasen gibt es nicht“, sagt Schwab. Es ist da ein wenig wie bei anderem Bodenbelag, Parkett zum Beispiel: Eiche rustikal oder Nussbaum? Blumenwiese oder grüner Samt? Neulich kam Matthias Sammer vorbei, ja auch ein Rasenprofi. Der hat sich für seinen Hausgarten zum Beispiel einen schönen breitblättrigen Rasen ausgesucht. Was aber für alle Typen gilt: „Rasen ist im weitesten Sinne eine Monokultur, die möglichst gleichmäßig aussehen soll“, sagt Schwab. Und wie noch? Grün natürlich. Halm für Halm. Aber Weidelgras grünt anders als Rotschwingel. Die Mode wechselt gerade von dunkel, breitblättrig hin zu heller und feiner. Der Amerikaner hingegen mag es lieber blaugrün, donnert aber im trockenen Westen auch 60 Prozent des städtischen Wassers auf den Rasen.

Günther Schwab ist übrigens eher der pragmatische Typ. Er sagt, er liebe den Duft von frisch gemähtem Gras. Ob man wisse, dass der auch beruhigend auf die Psyche wirke? Er kann fast zärtlich von der Wiesenrispe erzählen und vom Nutzen des Rasens schwärmen: „Ein 250 Quadratmeter großer Rasen produziert so viel Sauerstoff wie ein Hektar Mischwald, deckt also den Sauerstoffbedarf für eine vierköpfige Familie.“ Aber Rasen ist eben auch und vor allem nur Zierde. Als Statussymbol schon von Königen und Herzögen gehätschelt. Luxusgut, flankiert von Schildern „Betreten verboten“. Und auf jeden Fall nichts, was auf den Tisch kommt. Schwab sagt: „Da muss man nicht so viel Chemie einsetzen.“ Und auch keine, wie er es nennt, „Astronautennahrung“ verabreichen. Jetzt ein wenig Magnesium, dann noch Stickstoff … „Wenn man eine Mischung aus organischem und mineralischem Dünger nimmt, dann hat man eine schöne Grundversorgung. Und auch das Moos verschwindet.“

Der Rasen des Rasenexperten ist nicht zum Vorzeigen

Und da wären wir schon beim Wichtigsten. Den Tipps. Bitte jetzt. Der Sommer ist ja voll am Laufen. Es summen die Bienen, die Herbstanemonen wollen schon blühen und der Nachbar linst ab und zu über den Zaun. Was also jetzt tun mit dem Rasen? Schwab lässt Luft raus. „Die ganze Kunst ist, häufig mähen, häufig düngen.“ Wer zum Beispiel zwei mal statt ein mal in der Woche mähe, habe schon einen 100 Prozent schöneren Rasen. Dann aber bitte nicht zu kurz. „Es verbrennen hier Werte“, seufzt auch Morell, empfiehlt daher: „Im Sommer sollte man den Rasen drei, vier Finger hoch stehen lassen, weil er sonst der Sonne schutzlos ausgeliefert ist.“ Und womit mähen? Vielleicht gar nicht mehr selber, sondern mit diesen netten kleinen Robotern? Statusgeräte für Statusgrün. Schwab stöhnt. Er vertritt da eine klare Meinung. „Eigentlich müsste die Mähroboterindustrie verklagt werden, weil sie vorsätzlich Rasenflächen unansehnlich macht.“ Feinsäuberlich würde da Wildgräsersamen verteilt. Das gibt Flecken. Nie schön. Maurice Morell rät vor allem zu gut geschliffenen Mähern. Weil die schneiden und nicht rupfen. Ein Spindelrasenmäher sei etwas Tolles, der aber sei wirklich schwierig zu pflegen. In England lieben sie die Dinger natürlich. Da regnet es auch hübsch gleichmäßig. Aber lassen wir das. Es tut sich ja auch was im Rasenland Deutschland. Von einer Demokratisierung des Wissens schwärmt Morell, bestätigt von Schwab: „Es hat eine Entwicklung stattgefunden, die sucht ihresgleichen.“ In Heimgärten wie in den Stadien. Neulich hat er sich ein Fußballspiel aus den Siebzigern angesehen. Mit Beckenbauer als Libero. „Und wissen Sie was? Der Rasen war braun!“ Unvorstellbar heute. Dafür aber gibt es hier ab Herbst in Osnabrück einen Professor für „Nachhaltiges Rasenmanagement“, die Stelle gestiftet von der Deutschen Rasengesellschaft.

Noch eine letzte Frage, indiskret. Wie denn der eigene Rasen so aussieht? Nicht unbedingt zum Vorzeigen. Sagt Maurice Morell, verweist auf die ungünstigen Bedingungen auf Sylt. Und Günther Schwab gibt nett grinsend zu: „Schlecht gewässert, nicht ausreichend gedüngt, all das nicht gemacht, was ich den Leuten predige …“ Aber was soll’s. Es ist ja auch so: Auf einem Rasen sollte man nicht nur herumtreten. Sondern sich auch mal darauflegen. Und dann die Augen zumachen .

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