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Insektensterben
06.05.2020

„Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos“

Hier fühlen sich Biene & Co. wohl. Gartenbesitzer können etwas gegen das Insektensterben tun, indem sie den Summern neue Nahrungsquellen bieten.
Foto: djd/CUXIN DCM

Die Populationen sinken in vielen Regionen der Welt weiter – mit weitreichenden Folgen für die Ökosysteme. Es gibt aber auch gute Nachrichten.

Weltweit wird seit Jahren ein dramatisches Insektensterben befürchtet mit immensen Auswirkungen für unsere Ökosysteme. Eine Analyse weltweiter Langzeitstudien bestätigt, dass die Anzahl und Biomasse landlebender Insekten tatsächlich zurückgeht. Allerdings stellt sich die „Insektenapokalpyse“ differenzierter dar als bislang angenommen. So berichten die Forscher des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), die die Studie leiteten, dass sich bei Süßwasserinsekten ein positiver Trend zeige. Die Wissenschaftler stellen ihre Untersuchung im Fachblatt „Science“ vor.

Insekten sind die artenreichste Tierklasse unseres Planeten: Bislang wurden fast eine Million unterschiedliche Spezies beschrieben, die als Pflanzenbestäuber, Schädlingsbekämpfer oder Futter für andere Tiere das Fundament eines gesunden Ökosystems bilden. Umso größere Beachtung fanden in den vergangenen Jahren zahlreiche Studien, die einen besorgniserregenden Insekten-Rückgang verzeichneten, darunter eine Untersuchung aus Naturschutzgebieten im Raum Krefeld, der zufolge die Gesamtmasse an Fluginsekten in Teilen Deutschlands von 1989 bis 2016 um mehr als 75 Prozent abnahm.

0,92 Prozent Rückgang - das klingt nach nicht viel

Auch andere Studien belegten starke Rückgänge, einige weniger starke und manche sogar leichte Zunahmen. Alles in allem gilt die Welt der Insekten allerdings gerade im Vergleich zu anderen Tiergruppen als noch zu wenig erforscht, um wirklich belastbare Aussagen zu ihrer Entwicklung treffen zu können.

Wissenschaftler des iDiv Halle-Jena-Leipzig, eines Konsortiums aus elf Universitäten und Forschungsinstituten, haben daher nun Daten aus 166 Langzeitstudien von weltweit 1676 Orten zusammengetragen, um die Veränderungen der Insektenzahlen zu untersuchen – mit Zahl ist dabei sowohl die die Anzahl der einzelnen Individuen als auch die Biomasse gemeint. Die berücksichtigten Forschungsarbeiten umfassten den Zeitraum zwischen 1925 und 2018.

Die Analyse ergab ein differenziertes Bild mit großen Unterschieden in den lokalen Trends – selbst zwischen nahe gelegenen Orten. Insgesamt, so das Ergebnis der Forscher, ging die Zahl der landlebenden Insekten, zu denen etwa Schmetterlinge, Heuschrecken oder Ameisen gehören, im globalen Durchschnitt um 0,92 Prozent pro Jahr zurück. „0,92 Prozent klingt vielleicht nicht nach viel, aber es bedeutet 24 Prozent weniger Insekten über 30 Jahre und sogar eine Halbierung über 75 Jahre“, kommentiert Erstautor Roel van Klink in einer zur Studie veröffentlichten Mitteilung.

In Bodennähe und in der Luft weniger

Der Rückzug der Insekten finde leise statt und werde innerhalb nur eines Jahres nicht bemerkt: „Es ist wie wenn man an den Ort zurückkehrt, an dem man aufgewachsen ist. Nur wenn man jahrelang nicht dort war, bemerkt man, wie viel sich tatsächlich verändert hat – leider oft zum Schlechteren.“ Im Vergleich habe sich die Zahl der landlebenden Insekten in Teilen der USA sowie in Europa und hier speziell in Deutschland am stärksten reduziert. Allerdings stammten die meisten der erfassten Arbeiten auch aus diesen Regionen, wie die Autoren der Studie betonen.

Ihre Untersuchung bestätigt den Eindruck vieler Autofahrer, dass weniger Insekten an ihren Frontscheiben klebten als noch vor einigen Jahren: „Viele Insekten fliegen – das sind dann die, die von Windschutzscheiben und Kühlergrills erschlagen werden. Wir konnten zeigen, dass fliegende Insekten im Schnitt tatsächlich weniger geworden sind“, sagt Ökologe Jonathan Chase dazu. „Aber die meisten Insekten sind nicht augenfällig und leben im Verborgenen – im Boden, in Baumwipfeln oder im Wasser.“

Auch auf diese verborgenen Lebensräume warfen die Wissenschaftler einen genaueren Blick. Dabei stellte sich heraus, dass sowohl in Bodennähe als auch in der Luft weniger Insekten lebten als früher. Lediglich die Zahl der Insekten in Bäumen sei im Schnitt unverändert geblieben.

„Wir können die Trends umkehren“

Doch die Forscher haben auch gute Nachrichten: So steige die Zahl der Insekten, die ihr Leben zeitweise im Wasser verbringen, also beispielsweise Libellen, Wasserläufer oder Köcherfliegen, jährlich durchschnittlich um 1,08 Prozent, was 38 Prozent über einen Zeitraum von 30 Jahren entspreche. „Die Zahlen zeigen, dass wir die negativen Trends umkehren können“, erklärt Chase. In den letzten 50 Jahren sei weltweit viel getan worden, um verschmutze Flüsse und Seen wieder zu säubern: „Dadurch haben sich möglicherweise viele Populationen von Süßwasserinsekten erholt. Das stimmt zuversichtlich, dass wir die Trends auch bei Populationen umkehren können, die momentan zurückgehen.“

Eine Einschätzung, die Axel Hochkirch von der Universität Trier in einer unabhängigen Einordnung teilt: „Positive Effekte von Wasserschutzmaß-nahmen können wir tatsächlich auch hier vor unserer Haustür sehr gut beobachten.“ Vor mehr als 50 Jahren seien in Deutschland zahlreiche Fließgewässer begradigt und kanalisiert worden sowie viele Gewässer sehr stark mit Giften belastet gewesen. „In der Folge haben wir viele Süßwasserarten verloren“, so der Biologe, der auch Vorsitzender des Komitees zum Schutz wirbelloser Tiere der Weltnaturschutzunion (IUCN) ist.

Durch den Bau von Kläranlagen und die Renaturierung von Fließgewässern in den vergangenen Jahrzehnten hätten sich aber zahlreiche früher gefährdete Arten wieder erholt: „Die Asiatische Keiljungfer (Gomphus flavipes) galt zum Beispiel noch in den 1980er Jahren in Westdeutschland als ausgestorben. Inzwischen kommt diese Libelle wieder in den großen Flüssen vor.“

Und Schädlinge? Und eingeschleppte Arten?

Für Christoph Scherber von der Universität Münster ist der positive Trend, den die Autoren der Studie bei den Süßwasserinsekten feststellen, allerdings wenig aussagekräftig: „Waren es „Allerwelts-Arten“? Vielleicht waren es ja nur ein paar Mücken? Aus diesen Daten auf eine Verbesserung der Wasserqualität zu schließen, ist abenteuerlich.“ Die Wasserqualität unserer Fließgewässer und Seen sei nach wie vor schlecht, und landwirtschaftliche Stoffeinträge nähmen eher zu als ab, betont der Landschaftsökologe.

Auf den ersten Blick überraschend wirkt die Feststellung der Studie, dass der Insektenrückgang dort geringer ausfalle, wo Nutzpflanzen angebaut werden – für Scherber indes ein normales Phänomen in landwirtschaftlich geprägten Gegenden. „So gibt es zum Beispiel umso mehr Schwebfliegen und Rapsglanzkäfer, je mehr Getreide und Raps angebaut wird. Eine Zunahme der Masse an Insekten kann hier also heißen, dass bestimmte Insekten der Agrarlandschaft – oder sogar Schädlinge – zugenommen haben.“

Biologe Hochkirch betont zudem, dass lediglich generelle Analysen der Biomasse und der Zahl der Individuen gemacht wurden: „Dabei wurde die Artenvielfalt, das Vorkommen eingeschleppter Arten oder die Gefährdung von Arten außer Acht gelassen.“ Bei einer Meta-Analyse sehr vieler unterschiedlicher Einzelstudien seien detaillierte Analysen der treibenden Gefährdungsfaktoren bei solchen Datensätzen generell schwierig.

Das sagen auch die Autoren der Studie selbst: Die Auslöser der verschiedenen beobachteten Trends könnten sie nicht mit Sicherheit benennen. Es gebe aber Hinweise darauf, dass insbesondere die Zerstörung natürlicher Lebensräume, etwa durch Verstädterung, landlebende Insekten zurückdränge – eine Vermutung, die sich mit Aussagen des Weltbiodiversitätsrates IPBES decke.

„Umweltschutz wirkt“

In einem unabhängigen „Science“-Kommentar ergänzen die beiden Biolo-ginnen Gergana Daskalova von der Universität von Edinburgh sowie Maria Dornelas von der schottischen Universität St. Andrews, dass die Einflussfaktoren für die weltweiten Veränderungen der Insektenvielfalt noch ermittelt werden müssten: „Aufgrund ihrer kurzen Lebensdauer und der schnellen Populationsdynamik ist die Menge an Insekten naturgemäß sehr unter-schiedlich, was eine Herausforderung für die Quantifizierung langfristiger Trends darstellt.“ Insgesamt sei die iDiv-Studie aber die derzeit größte und vollständigste Metaanalyse, die vor allem ein differenziertes Bild zeichne.

„Die Versuchung, zu einfache und sensationelle Schlussfolgerungen zu ziehen, ist verständlich, da sie die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erzeugt und möglicherweise dringend benötigte Maßnahmen in den Bereichen Politikentwicklung und Forschung katalysieren kann“, schreiben die beiden. Ein solches Vorgehen könne aber fehlschlagen, wenn es das Vertrauen in Wissenschaft untergrabe und Leugnung oder Apathie auslöse.

Auch Nadja Simons von der Technischen Universität Darmstadt empfiehlt: „Wir sollten aus den positiven Beispielen lernen: Der schwächere Rückgang von Insekten in Schutzgebieten und die Zunahme von Süßwasserinsekten in Regionen der Erde mit Wasserschutzprogrammen zeigen, dass Umweltschutz wirkt.“

Alice Lanzke

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