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Adventsserie
01.12.2018

Die Schau im Fenster: So arbeitet ein Dekorateur im Kaufhaus

Jürgen Raab ist Gestalter im Kaufhaus Woha. Es ist sein 26. Weihnachten als verantwortlicher Dekorateur.
2 Bilder
Jürgen Raab ist Gestalter im Kaufhaus Woha. Es ist sein 26. Weihnachten als verantwortlicher Dekorateur.
Foto: Ulrich Wagner

Jürgen Raab ist ein Choreograf der Stimmungen. Seit Jahren gestaltet er Weihnachten im Kaufhaus – mit besonderen Ideen.

Wer Ende November mit Jürgen Raab über Advent und Weihnachten reden will, der führt ein Gespräch über die Vergangenheit. Weihnachten 2018? Ist abgeschlossen.

Wenn man an diesem Novembertag aus seinem Bürofenster oben unterm Dach des Kaufhauses Woha in den Himmel über Donauwörth blickt, sieht es bleigrau aus, trüb. Doch vor Jürgen Raab liegt ein Blatt mit Farbschlieren in schönstem Kirschblütenrosa. Und eigentlich ist es so, dass in seinem Kopf der Frühling 2019 „jetzt so weit steht“. Die Farbstimmung, die Herzen, die eigens neu angeschafften, dynamisch wie Tänzerinnen sich wiegenden Figuren, die noch nackt und neutral draußen im Gang stehen: alles schon bereit für den frischen Auftritt in den Schaufenstern im März. „Eigentlich taste ich mich ja schon an den Sommer ran,“ sagt der Marketing-Leiter.

26. Weihnachten als Dekorateur bei Woha

Doch reden wir über die getane Arbeit. Über Weihnachten 2018. Über alles das, was im ganzen Haus und in den Fenstern jetzt zu sehen ist. Raab muss kurz überlegen – ja, es ist sein 26. Weihnachten als verantwortlicher Gestalter im Kaufhaus Woha (steht für „Wohlfeile Handelsgesellschaft“) in Donauwörth. 26-mal: Alle Jahre wieder! Wie nah ist man da am Überdruss, wie sehr leidet der Dekorateur, der für den Auftritt des unabhängigen Kaufhauses verantwortlich ist – zwei Etagen, 6000 Quadratmeter Verkaufsfläche! –, unter Wiederholungszwang? Ist das ein Fluch, immer und ewig, Jahr für Jahr, das Haus und die Schaufenster auf Weihnachten zu trimmen? Gibt es so etwas wie ein Weihnachtsgrauen? Abnutzungserscheinungen? Nadelt also gleichsam die Kreativität? Gibt es eine Art Jingle-Bells-Blues des Gestalters?

Jürgen Raab, 51 Jahre alt, kahl rasierter Kopf, sehr dunkle Augen, grauer Pullover, Jeans, lässt sein Gegenüber ausreden und noch ein paar weitere Mutmaßungen über den Schrecken des „Alle Jahre wieder“ formulieren. Dann lächelt er und bläst all die aufflackernden Vermutungen über die Last der Wiederholung aus wie eine Kerze am Weihnachtsbaum. „Ich mag es. Es wird jedes Jahr einfacher. Mein Fundus wächst. Noch habe ich immer eine Idee gehabt und viel Spielmaterial. Weihnachten ist spannend. Immer.“

Raab, der in Aalen das Dekorateurshandwerk gelernt hat und den man kennt in der Branche (dazu später mehr), ist ein Erzähler. Man muss sich ihn mehr als Bühnenbildner denn als Schaufensterpuppeneinkleider vorstellen. Er sucht „nach einer Stimmung“. Weihnachtsdeko, die wichtigste des Jahres für die Kaufhäuser und Geschäfte, begreift er als Inszenierung. Jedes Weihnachten ist anders. Nur sein Ehrgeiz, zu verblüffen, sich nicht selbst zu wiederholen, ist über die Jahre gleich geblieben.

Jürgen Raab will unverwechselbar sein

Vor einigen Jahren hat Jürgen Raab das Motto „Let’s Party …“ umgesetzt. Er baute Schminktische, tauchte die in jeweils eigene Farbnoten, setzte Figuren davor in Szene – und illustrierte so „mit einem letzten Blick in den Spiegel“ Vorfreude, die Vorbereitung auf aufregende, festliche Momente, die besondere Stimmung und Erwartung auf ein nicht alltägliches Ereignis hin. Vergangenes Jahr leuchteten zehntausend Lämpchen im Schaufenster, jedes einzelne durch ein Loch in roten Vorhängen drapiert. Thema: „Bühne frei!“ Die stummen Mannequins präsentierten, auf runden Podesten, elegante, festliche Outfits.

Ein paar bunte Weihnachtskugeln hier, ein paar Geschenkpäckchen da, dazu Bäumchen, Kunstschnee, Lichterketten, Glitzer und Glanz – und dann ist Weihnachten. Dieses simple Rezept, das viele Auslagen von Geschäften beherrscht (und zu Fasching dann leere Sektfalschen und Luftschlangen …) kennt Raab auch. Würde er aber so arbeiten, hätte er sicher keine 26 Weihnachten mit dieser Leidenschaft für das Gestalten durchgehalten. Weihnachten gilt’s für den Handel. Logisch, dass diese Phase unter den fünf Gestaltungszyklen im Kaufhausjahr „die Nummer eins ist“.

Jürgen Raab will „unverwechselbar sein“, sagt er. Auf über 100 Veröffentlichungen in Fachzeitschriften hat er es mit seinen Dekorationen gebracht. Seine Fenster sind auf langen Farbfotostrecken im Magazin Style Guide zu sehen. Und 2017, Raab erzählt es auf Nachfrage und wie nebenbei, ist er so etwas wie Europameister der Ladengestalter geworden. 2017 ging der European Award für visuelles Marketing an den Mann, der in einer schwäbischen Kleinstadt für den Auftritt eines Kaufhauses zuständig ist, das seit 50 Jahren besteht. Raab macht alles. Er entwirft das Logo zum Jubiläum, sägt aber auch Holzplatten und steht auf der Leiter. Sein Schreibtisch unter der Dachschräge ist kein Wolkenkuckucksheim für Kreative. Da kommt auch alle paar Minuten eine Durchsage an, meist der typische Kaufhausjargon. „Ein Dekorateur bitte zur Damenoberbekleidung.“

Im Sommer kommt Jürgen Raab die Idee für die Weihnachtsdeko

Die Idee zu seinen Weihnachtsschaufenstern 2018 kam ihm irgendwann im Sommer. Da hatte er, „woher auch immer“, auf einem Spaziergang auf einmal einen Märchenwald im Kopf. Märchenwald – die Grundidee. Dann tauchen die Bilder auf. Wichtel, also auch Wichtelmützen. Blitz, Donner … Weihnachtsgrün ist drin in dieser Idee, Lichtstimmung und Dunkelheit, die Kälte und das Zauberhafte. Raab hat das alles zusammen mit seinen beiden Kolleginnen aus der Deko-Abteilung umgesetzt.

Wir stehen unten auf der Straße und schauen in seine Schaufenster. Ein Wald, die Puppen (eingekleidet in Grüntöne) tragen fantastische, zwei Meter lange, sich wie Rauchfahnen windende grüne Mützen, die aussehen wie endlos lange Hörner, umkränzt von Weihnachtskugeln. Woran Raab noch tüftelt, sind die Nebelmaschinen. Er möchte, dass Nebel wallen und Lichter blitzen. „Die Installation ist unglaublich aufwendig, jeder Dampfer ein Impuls. Ich muss es noch hinbekommen, dass die Scheiben nicht dauerhaft anlaufen.“

Mit den Jahren, ja Jahrzehnten, sind nicht nur die Ansprüche, die Jürgen Raab an sich selbst stellt, gestiegen. Mehr Aufwand, mehr Raffinesse, größerer Materialbedarf, mehr Technik. Auch die Kunden haben Erwartungen. Sie erwarten das Besondere. Wenn Raab an der Rolltreppe steht und die Leute beobachtet, in ihren Gesichtern liest, Reaktionen erwartet und wenn jemand zu seinem Begleiter ein „Oh, guck mal!“ sagt, wenn eine Mail kommt und jemand „So schön wieder!“ schreibt, freut ihn das. Aber das Wichtigste an der Weihnachtsdekoration aber, da ist Raab ganz Marketingmann und Verkäufer von Stimmungen und Atmosphäre, bleibe doch dies: „Wir wollen Emotion vermitteln. Wenn Gefühle im Unterbewusstsein ausgelöst werden und dieses Erlebnis vielleicht sogar die Kauflaune anfacht: umso besser.“ Raab ist Realist. „Es gibt keinen Bedarf mehr, nur Wünsche.“

Dekoration bei Woha für 6000 Quadratmeter

Wie fühlt sich einer in Donauwörth, der die Rituale und den Glamour rund um die Weihnachtsdekorationen etwa in New York schon miterlebt hat? Der weiß, dass sie dort die Schaufenster verhängen, Absperrungen aufbauen müssen, um die Neugierigen zurückzuhalten wie vor einer Weltpremiere, und wie die Leute dann wie Theaterpublikum applaudieren und klatschen, wenn der Vorhang aufgeht … „Tja, das ist schon fantastisch. Aber die haben ganz andere Budgets in den USA“, sagt Raab. Aber er sagt auch: „Ich denke nicht in Kleinstadt-Kategorien. Heute weiß jeder gleich viel, der Standort ist kein Nachteil. Ich habe freie Hand – und es gibt auch in Großstädten Ignoranten.“ Insgesamt könne Deutschland sich gut behaupten, findet Raab – auch neben den USA und Japan, wo aufwendige Inszenierungen von Geschäften in der Weihnachtszeit die Stadtbilder prägten.

2017 ist Jürgen Raab Europameister der Ladengestalter geworden.
Foto: Ulrich Wagner

Beim Rundgang durch das Kaufhaus (Bücher, Laufschuhe, Taschen, Uhren, Handtücher, Mode und, und, und) dauert es nicht lange und man notiert das Wort „Choreografie“ im Block. Raab ist ein Choreograf – er bespielt das Haus wie eine große Bühne. Es gibt ja nicht nur die sechs Schaufenster, sondern 6000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Für jede Abteilung bedeutet das etwas anderes. Es gibt ganz dezente Tupfer und sehr zurückhaltende Weihnachtsakzente – etwa im Bereich junge Herrenmode oder Kinderkleidung –, es gibt Opulenz rund um die Rolltreppe oder im Bereich Geschenkartikel. In der Spielwarenabteilung hängt ein riesiges Mobile: rote Weihnachtskugeln von fußballgroß bis klein – und selbst gebaute Elche, die zugleich Präsentationsregal sind.

Kein Kitsch, keine süßliche Überladung: Raab ist ein Choreograf, der „durch ein Gesamtkonzept ein Gefühl vermitteln will“. Eher weiß als bunt, eher hell als grell. Nicht ein einzelnes Produkt wird heutzutage angepriesen, sondern ein Image. Es gibt ein paar Grundregeln, an die Raab sich seit drei Jahrzehnten bei der Weihnachtsdeko hält: keine Politik, keine Religion. „Das sind für mich Tabus in der Werbung.“ Er werde keine Krippe aufbauen – das wäre ihm auch „zu traditionell“.

Irgendwann in den nächsten Monaten wird Jürgen Raab eine Idee haben für die Weihnachtsdekoration 2019. Er freut sich darauf.

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