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Bücher-Journal
08.03.2018

"Entlang den Gräben" - ein Blick zu Deutschland östlichen Nachbarn

Der Orientalist und Schriftsteller Navid Kermani begibt sich in seinem neuen Roman auf eine Reportagereise durch den Osten.
2 Bilder
Der Orientalist und Schriftsteller Navid Kermani begibt sich in seinem neuen Roman auf eine Reportagereise durch den Osten.
Foto: Oliver Berg, dpa

Navid Kermani erkundet in seinem Roman „Entlang den Gräben“ ziemlich unerforschte Nachbarländer.

Aus den Nachrichten kennen wir die Landstriche alle: Ukraine, Krim, Tschetschenien, Bergkarabach, Armenien, Südossetien, Aserbaidschan, Georgien. Die meisten nehmen wir nur als Krisenregionen wahr, wo der Krieg tobt, wo das Elend haust, wo ein Diktator sein Volk knechtet oder wo der havarierte Reaktor strahlt. Über die Leute dort, wie sie ihren Alltag leben, was sie denken, wie sie fühlen in der Begegnung mit einem Deutschen, davon wissen wir nichts.

Kermani wagt sich für „Entlang den Gräben“ durch die Kampfzonen der Geschichte

Wussten wir nichts. Denn Navid Kermani hat sich von seiner Heimatstadt Köln aus durch den Osten Europas bis nach Isfahan, der Heimat seiner Eltern, aufgemacht. „Entlang den Gräben“ nennt der deutsch-iranische Schriftsteller seine Reisereportage, die sich mutig in die Kampfzonen der Geschichte wagt. Mitunter wird dort noch immer scharf geschossen – wie in Tap Qaragoyunlu, einem Dorf, das genau auf der Waffenstillstandslinie zwischen Aserbaidschan und Armenien liegt. Das Leben spielt sich nur auf einer Seite der Straße ab, da sei man vor Schusswechseln sicher. Andernorts überwiegen die Gräber – wie in Litauen. Nirgends seien prozentual mehr Juden in der Schoah umgekommen, nämlich 95 Prozent. Man könnte Kaunas und Vilnius mit „Stolpersteinen“ pflastern, schreibt Kermani. Doch vor SS und Wehrmacht wütete schon der sowjetische Geheimdienst in der Bevölkerung – und es ist die Frage, wen die Leute dort eher als Befreier empfanden.

Kermani lässt extremere Ansichten seiner Gesprächspartner für sich sprechen 

Kermani hat seine Reise in den Osten bestens vorbereitet. Überall warten Gesprächspartner auf ihn – ältere und jüngere gleichermaßen, sodass sich eine atmosphärisch dichte, differenzierte Erzählung ergibt. Zumal Kermani ein geduldiger Zuhörer ist, der auch extremere Ansichten für sich sprechen lässt. Und davon existieren in der postsowjetischen Gesellschaft mit ihren Konflikten der Nationalitäten und Kulturen eine ganze Menge. Alte Rechnungen stehen offen – mit früheren Besatzern, mit unerwünschten Völkerschaften, mit fremder Religion.

Der reisende Schriftsteller staunt über seinen Befund, der die Vergangenheit oft in die Gegenwart verlängert: „So viele Völker, die auftauchen, wo sie dem Schulatlas nach gar nicht hingehören, die wandern, vertrieben werden oder sich miteinander, nebeneinander arrangieren, selten zu Freunden werden und wenn, dann meistens erst, nachdem sie sich die Köpfe eingeschlagen haben: Griechen, Russen, Kosaken, Tataren, Deutsche, Juden, Armenier, Italiener, auch Polen und dutzende weiterer Völker allein auf der Krim.“ Fast in jeder Ecke trifft Kermani auf solch ein Gemisch.

Wann lebte es sich besser? Während in der georgischen Provinz ein Festgelage zu Ehren eines Literaten wie in alten Zeiten mit Schmaus im Überfluss und Trinksprüchen auf die Liebe und die Schönheit der Natur gefeiert wird, wachsen in der Ölmetropole Baku am Kaspischen Meer die Flame Towers in die Höhe. Die alte Bausubstanz hat mancher Investor kurzerhand modern nachgeäfft, indes findet selbst der skeptische Kermani das 2012 erbaute Heidar-Alijew-Kulturzentrum der Architektin Zaha Hadid einen „atemberaubend eleganten Palast“.

Die Reisereportage beschreibt die „am meisten zerstörte Stadt der Welt“ 

Unermesslich haben viele Menschen in dem Puffer zwischen Europa und Asien gelitten. Das tschetschenische Grosny gilt als „die am meisten zerstörte Stadt der Welt“ in einem UN-Bericht. Ein paar seiner Gesprächspartner lässt Kermani zu ihrer Sicherheit vor Nachstellungen des Geheimdienstes namenlos. Dagegen ist er hell begeistert vom redseligen Charme eines Bischofs Jesaia vom Kloster Nikosi zwischen Georgien und Ossetien, der so gar nicht frauen- und schwulenfeindlich und reaktionär ist, wie man in Tiflis die orthodoxe Kirche verschrie.

Manchmal findet sich der Reporter aus Deutschland in einer eigenartigen Rolle wieder: Nirgends fühlte er sich deutscher als in Auschwitz. „Ja, ich gehöre dazu, nicht durch Herkunft, durch blonde Haare, arisches Blut oder so einen Mist, sondern schlicht durch die Sprache.“ Und als Kölner wird er in Odessa zum Kronzeugen dafür genommen, dass Europa wegen der vielen zugewanderten Muslime auf einen Abgrund zusteuert …

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