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Erntedank
05.10.2019

Ernte...dank? Über Lieferdienste, E-Scooter und Leben to go

Ist doch schon gekocht. Und gebracht hat‘s der Bote.
Foto: adobe.stock.com

Bestellt wird nicht mehr der Garten, sondern im Netz, statt gesät, wird geshared. Kochen? Keine Zeit. Über den Zeitgeist uns sein Verhältnis zur Welt.

Und? Wann haben Sie zuletzt den Schweinsbraten, einen Krautkopf und das Tragerl Bier auf einem E-Scooter nach Hause gefahren? Wie? Noch gar nicht? Nicht gut!

Okay, war jetzt ein klein bisserl ein provokativer Scherz. Aber zum einen muss man die Menschen heutzutage ja anscheinend zu allem motivieren, vom CO2-Sparen bis zum Lesen eines Artikels, zum anderen steckt in der absurden Frage auch ein wahrer Kern: Sind die Dinger doch ein Teil vom Scheuer Andi seiner Verkehrswende, auch wenn der zur Eröffnung der Isental-Autobahn diese Woche dann doch mit dem Dienstwagen angereist ist – was eigentlich unnötig war, hätte er doch angesichts der Jahrzehnte bis zur Vollbetonierung des umstrittenen Teilstücks gut auch zu Fuß gehen können.

Verkauft werden ein gutes Gewissen, Hipness und: Zeit!

Aber zu Fuß gehen, das geht heute gar nicht mehr, weil dann sieht ja keiner, dass man auf der Höhe der Zeit ist und nachhaltig lebt und fährt und dabei noch verdammt cool ausschaut, cooler noch als Robert Habeck vielleicht. Es geht hier aber, damit kein Missverständnis aufkommt, gar nicht um den Habeck, also den Mann mit der Pendler-Expertise, sondern um einen bestimmten Habitus, um eine Art des Lifestyles, der längst von den Metropolen ausgreift und eigentlich gar nicht so viel mit Ökologie, dafür umso mit Ökonomie zu tun hat. Und mit einer, man kann es nicht anders sagen, fortschreitenden Infantilisierung, die sich als ihr Gegenteil kleidet, der eingangs aufgefahrene E-Scooter ist nur das jüngste Beispiel dafür. Denn polizeibekannte Tatsache ist ja: Das besagte Tragerl Bier hat oft der Fahrer intus, und eher geht ein Krautkopf durch ein Nadelöhr, als dass die elektrifizierten Tretroller maßgeblich zu einer nachhaltigere Form der Mobilität beitragen – außer natürlich, dass die per Smartphone zu mietenden Dinger nach meist sinnlosem Gebrauch kreuz und quer herumstehen und aggressiven Rollator-Fahrern, sozusagen den SUV des Bürgersteigs, effektiv den Weg versperren.

Das Fazit, das ein Verkehrsexperte diese Woche im Bayerischen Rundfunk zog, ist jedenfalls entsprechend: „Bislang ist der verkehrspolitische Effekt, dass damit die letzte Meile zurückgelegt wird, noch nicht eingetreten“, und man fragt sich nur, wozu es für eine „letzte Meile“ solch eine akkubetriebene, mithin ressourcenintensive Fortbewegungshilfe überhaupt brauchen soll.

Selbst die Hersteller sehen das netzbasierte Leihgeschäft kritisch, denn den Rollern ergeht es nicht anders als zuvor den Tausenden von Mieträdern, die alsbald als Schrott im Straßenrand landeten: Die Lebensdauer der solcherart betriebenen E-Scooter beträgt Schätzungen zufolge zwischen 28 Tagen und drei Monaten – nachhaltig ist wohl anders. Und damit wird es spannend, weist das kleine Beispiel weit über eine letzte Meile hinaus, geht es doch um die Grundzüge einer Plattform-Ökonomie, die eine besondere Mischung verkauft: ein gutes Gewissen, ein bisschen Hipness und vor allem auch – Zeit. Denn um den Rest sollen sich andere kümmern, man hat ja schließlich dafür bezahlt.

Soziale Folgekosten werden ein ausgeblendet

Im Falle der Juicer, wie die armen Schweine in Scheinselbstständigkeit heißen, die nächtens all die E-Roller einsammeln und wieder aufladen dürfen, jedenfalls nicht zu viel, wie überhaupt der ganze Markt der Fahrradkuriere, Ding-Dong-24-Stunden-Getränkeservices ein einziger Niedriglohnsektor ist. Aber ist ja egal, soziale Folgekosten (hinter denen ja immer Menschen stehen) werden ebenso wie die ökologischen (hinter denen ja immer die ganze Welt steht) ausgelagert, gehen einen nichts mehr an. Weil an der Oberfläche sieht es ja gut und andersrum aus, wenn man etwa kein Auto besitzt, stattdessen irgendwas shared, den noch nachts nachhaltig schwitzenden Fahrraddeppen kommen lässt, weil man spontan noch ein, zwei, drei Bier (Saufen je nach Mindestbestellwert) mag.

In Wahrheit aber handelt es sich doch allzuoft nur um das bequeme Externalisieren von Rebound- und sonstigen Effekten, weil was mir nicht gehört, geht mich nichts an, mit anderen Worten: Es handelt sich um ein fast kindisches Verweigern von Verantwortung, und es ist nebenbei bemerkt interessant, das gerade Kinder uns momentan genau daran wieder erinnern (und mit ein paar gepflanzten Baumerln pro Fernstreckenflug nicht davon kommen lassen). Dabei ist übrigens auch schön zu sehen, woran die liberalen Parteien mittlerweile so verzweifeln, denen als Antwort zu den jungen Klimarettern nur die Warnung vorm oktroyierten Verzicht einfällt. Dabei ist die Wirtschaft doch auch ohne die Großstrategen etwa der FDP schon sehr viel weiter und verkauft diesen blendend.

Denn wann gab es jemals eine Zeit, in der man – zumindest in den Großstädten der westlichen Welt – alles rund um die Uhr verfügbar hatte, ohne dafür irgendetwas besitzen, vor allem: ohne auch nur eine Minute darüber nachzudenken zu müssen? Cool. Samstags Autowaschen in der gekärcherten Hofeinfahrt hingegen: ziemlich uncool. Dabei ist die Sorge um das, was man hat, mitunter nachhaltiger als das sorgenlose Vorsichhinleben, aber Hauptsache, man hat einen Bambus-Becher in der Hand und bei Aldi gibt es keine Plastiktüten mehr (wer noch nicht im strömenden Regen mit einer gerissenen Papiertüte auf dem Supermarktparkplatz stand, bitte nach der Ökobilanz googeln).

Und Lieferando träumt von der Abschaffung der Küche

Doch das ist ja auch zunehmend egal, denn es werden in den Internetkonzernen ja schon längst Pläne geschmiedet, die letzte Bastion des Einzelhandels, nämlich den mit Lebensmitteln, für sich zu erobern, was nur heißt: noch mehr Verkehr, noch weniger Bewusstsein für Mittel, die doch eigentlich das Leben nicht nur im Namen tragen. Und daran sollte an diesem Erntedank-Wochenende mit den paar Kürbissen an irgendwelchen Dorfaltaren auch erinnert werden. 80 Milliarden Euro geben die Deutschen laut FAZ schon jetzt für Essen aus, das sie nicht zu Hause zubereiten, und da spielt die Verpackung (komischerweise auch unter Jüngeren) keine Rolle, Platzhirsche im Netz wie Lieferando träumen gar ganz von der Abschaffung der jeweils eigenen Küche: Hat je eh keiner mehr Zeit, dafür Ressourcen zu vergeuden, Kraut hobeln, siehe Auto, uncool! Man fragt sich nur, wofür die so gewonnene Zeit genutzt wird. Netflix glotzen? Auf Datingplattformen kucken, ob was Besseres als der Olle, der womöglich gar noch die Felgen poliert, dabei ist? Auf jeden Fall: alle Optionen offen halten, und das am besten noch klimaneutral.

Natürlich evoziert all das dann auch die Gegenbewegung, Wohlmeinende, die auf einem Stückchen Gemeinschaftsacker am Stadtrand achtsam ihre Pastinaken ziehen, Repair-Cafés, all diese durchaus gut gemeinten Sachen. Ein anderer Teil aber meint sich wohl nur auf der guten Seite und folgt eher anstrengungslos einem Trend, etwa dem seit Jahren zu beobachtenden Faible fürs Selbstgemachte („Willkommen auf Etsy.com! Der globale Marktplatz für Handgemachtes und Vintage“) oder den mittlerweile noch im letzten Supermarkt wieder zu findenden original Weck-Gläsern (also die mit dem Gummi-Ring, Schraubverschluss geht gar nicht!), in denen das regionale Mango-Kürbis-Chutney gleich viel besser ausschaut. Aber sonst?

Eine Entfremdung von Ding und Sein

Es gibt im Menschenleben Augenblicke, wo er dem Weltgeist näher ist als sonst – und eine Frage frei hat an den Fernsehkoch. Meine Frage wäre: Würde es vielleicht helfen, wenn jeder, der im Netz beiläufig beispielsweise eine Pizza Bollo für 8,50 Euro bestellt, auch mindestens einmal ein Tier getötet hat? Oder dass diejenigen, die hinter jedem Landwirt den Leibhaftigen wähnen (ist ja auch evident: Man ersetze nur Pestilenz durch Pestizid), zumindest mal auf einem Bauernhof vorbeischauen für eine Woche? Schon klar, es gibt gute und schlechte Bauern, Pauschalurteile sind allenfalls in Bezug auf Pizza Bolognese im Pappkarton zulässig. Trotzdem wird sie bestellt.

Es geht aber wie vielleicht gesehen auch um weit mehr als das. Und im Vergleich dazu um umso weniger: Denn was die von Wirtschaft solcherart immer schon befeuerte, Konsum als Individualismus verklärende Verantwortungslosigkeit seit je hervorgebracht hat, ist ja, um mit Adorno und Horkheimers vor 75 Jahren (!) erschienener „Dialektik der Aufklärung“ zu sprechen, lediglich die Wahl des „Immergleichen“. Und von der „Persönlichkeit“ bleiben so besehen nur „blendend weiße Zähne und Freiheit von Achselschweiß und Emotionen“.

Leben to go?

Und gleichwohl scheint es so, als dass sich da – bei immergleichem Ergebnis – etwas verschoben, eine durch die Digitalisierung und die Plattformökonomie noch gesteigerte Entfremdung von Ding und Sein, eine noch größere Bezuglosigkeit zur Welt sich eingestellt hat, egal ob es um Menschen, Tiere, Kürbisse, was auch immer handelt.

Und das ist wahrlich nicht gut, noch schlechter, als anstelle des Krautkopfs den E-Scooter nach Hause gebracht zu haben. Wir sollten daran jedenfalls etwas ändern, gehen, sehen, fassen, fühlen, riechen, lieben, von mir aus auch Auto putzen, jedenfalls und trotz aller mitunter sich einstellender Verzweiflung dankbar sein. Klingt zugegeben ziemlich schwülstig, aber alles andere ist tatsächlich lediglich: Leben to go.

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