Essen von daheim in die Kantine mitnehmen? Nein, das geht gar nicht!
Tablett oder Tupperdose - daran scheiden sich die Kantinengeister. Unser Autor argumentiert gegen das Mitbringen von Selbstgekochtem und für das kollektive Ausgeliefertsein.
Sich in die Essgewohnheiten anderer einzumischen, ist nicht ratsam. Ernährungsweisen haben heute fast religiösen Charakter. Es geht um Bekenntnisse, Moral und Überlebensfragen. Currywurst mit Pommes war früher einfach ein Kantinengericht und eine Geschmacksfrage.
Essen zubereiten: Wer nur sich selbst traut, macht sich das Leben schwer
Heute trägt man mit dem Teller eine Gewissensentscheidung mit sich herum und lädt je nach Standpunkt schwere Schuld mit Sauce auf sich. Wenn jemand nur dem traut, was er selbst zubereitet hat, macht er sich das Leben freiwillig schwer. Aber das steht jedem frei, weshalb die Mittagessen-von-daheim-Mitbringer mit ihren käsigen Tupperschüsseln ein Recht darauf haben, unbehelligt zu bleiben.
Man schreibt Kollegen ja auch nicht vor, ob sie mit oder ohne Fahrradhelm ins Büro kommen. Jeder wie er mag, solange es nicht jeden Tag Bio-Kohlsuppe ist, was auf dem Gepäckträger schwappt.
Es ist wie in der Losbude: Du weißt nie, was du bekommst
Wer sein Tupperzeug mittags in der Mikrowelle wärmt und sich dann an seinen Schreibtisch verkrümelt, um gesund und „safe“ zu essen, soll sein Solo-Statement genießen. Die anderen gehen seufzend in die Kantine. Das ist der letzte Ort der kollektiven Machtlosigkeit und des hierarchiefreien Ausgeliefertseins. Du isst, was es gibt.
Wie an der Losbude können das oft Nieten, aber auch mal ein schöner Gewinn sein. Gemeinsam Gericht halten über Schreddersalat, Geschnetzeltes oder Gemüsebrei in der kasachischen Woche dient dem Betriebsklima, das viel stärker durchschlägt als das Weltklima, für dessen Rettung die Kantine ungefähr so geeignet ist wie ein Flughafendrehkreuz.
Und wenn da jemand mit am Tisch sitzt und aus seiner Tupperschüssel Trüffel auf Lauch an Nudeln löffelt, ist das nicht nur unhöflich gegenüber dem Kantinenpersonal. Dabei sein wollen, aber nicht früher sterben – das geht gar nicht.
Hier lesen Sie den Pro-Kommentar von Lea Thies.
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Schon wieder so ein Kammentar, welcher jedes 6 jährige Kind in der KITA besser hätte schrieben können. Außer einen trotzigen:
"Und wenn da jemand mit am Tisch sitzt und aus seiner Tupperschüssel Trüffel auf Lauch an Nudeln löffelt, ist das nicht nur unhöflich gegenüber dem Kantinenpersonal. Dabei sein wollen, aber nicht früher sterben – das geht gar nicht."
gibt es keine Argumente ? Kling für mich lieber Herr Scheiner, als wenn ihre Mama/Lebensgefährte sich weigert Ihnen eine Brotzeit einzupacken und sie einfach nicht in der lage sind, sich selbst eine zuzubereiten.
Nur zur Erinnerung: Die Kantine ist ein Platz das Mittagsesein einzunehmen - und wenn Sie und Ihre Redaktionskollegen nur das Essen als Thema haben erklärt das die Qualität Ihrer Artikel....
Schon mal was von Satire gehört - oder nehmen Sie den Satz mit der Tupperschüssel wörtlich?
Außerdem sollte man auch bedenken, dass die Kantinen zu einem Großteil inzwischen verpachtet sind, aber mit der Auflage dass die Gerichte nicht mehr als soundsoviel kosten dürfen. Somit ist der Betreiber auch darauf angewiesen, dass die Kantinenbesucher auch das hier angebotene Essen nehmen. Zudem heutzutage die Kantinenessen nicht mehr mit den 60er und 70er Jahren verglichen werden können.
Und somit nehmen dann die Selbstversorger einen Platz ein, den der Kantinenbetreiber gerne anderweitig nutzen würde.