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Freikörperkultur
06.07.2017

Warum die Deutschen FKK-Weltmeister sind

FKK ist in Deutschland besonders verbreitet.
Foto: Waltraud Grubitzsch (dpa)

Die Freikörperkultur hat in Deutschland eine lange Geschichte – aber warum ausgerechnet hier? Inzwischen sorgen "Naturisten" kaum noch für Aufregung. Oder?

Es ist Sonntagnachmittag, auf dem idyllischen Vereinsgelände am Baggersee tummelt sich ein gutes Dutzend unbekleideter Menschen in der Sommersonne. Ein paar Gestalten ruhen in Liegestühlen, zwei kleine Mädchen zerren einen gutmütigen Hund über die Wiese, die anderen Naturisten sitzen bei Kaffee und Kuchen vor der hölzernen Vereinshütte. Natürlich – das ist eine Art ungeschriebenes Gesetz bei FKKlern – hat sich jeder ein Handtuch untergelegt. „So gemütlich geht es bei uns jeden Sonntag zu“, sagt der Vorstandsvorsitzende Josef N., der wie viele in der Naturistenbewegung seinen Nachnamen in diesem Kontext nicht in der Zeitung lesen möchte.

Derzeit gibt es 25 Freikörperkultur-Vereine in Bayern. Sie nennen sich z.B. „Sonnlandbund“, „Sportgemeinschaft“ oder „Naturistenbund“. Oder „Sportbund Helios“ wie der Verein in Augsburg-Kissing. „Das kann man im engeren Sinn auch übersetzen mit: Sport in der Sonne“, sagt dessen Vorsitzender Peter Widmann und verweist auf die zahlreichen Aktivitäten wie Indiaca, Beachvolleyball, Softballtennis, Tischtennis oder Faustball, die der Sportbund anbietet. Damit führt der Verein, der im August sein 95-jähriges Bestehen feiert, eine lange Tradition fort.

Schon die Gründerväter der naturistischen Bewegung um 1900 legten nämlich viel Wert auf Sport. „Der Gedanke, den nackten Körper durch Sport auszubilden und ihn dabei Licht, Luft und Sonne auszusetzen, spielte damals eine große Rolle“, erklärt der Berliner Historiker Hans Bergemann. Darauf verweisen auch die Vereinsnamen. Erst später, zu Zeiten der Weimarer Republik, tauchte der Begriff „Freikörperkultur“ auf, der bis heute unter dem Kürzel „FKK“ gang und gäbe ist.

Doch diese Bezeichnung ist nicht geschützt. „Seit einigen Jahren findet man im Internet unter dem Begriff FKK auch zwielichtige Angebote, die mit dem naturistischen Gedanken nichts zu tun haben“, sagt Sieglinde Ivo, Präsidentin der Internationalen Naturisten Föderation. Um sich davon zu distanzieren, betonen die Vereine inzwischen umso stärker ihre Verbindung zum Naturismus. Trotzdem laufen die Mitglieder Gefahr, sich in der Öffentlichkeit angreifbar zu machen: „In manchen Situationen kann es schädlich sein, wenn jemand als FKK-Anhänger bekannt ist“, sagt Ivo. „Zum Beispiel, wenn man sich um eine Stelle bewirbt.“

Dabei finden Naturisten es einfach schön, nackt zu sein. „Ich hasse nix so sehr wie eng anliegende, zwickende Bikinis“, sagt zum Beispiel Agathe vom Naturistenbund Ingolstadt. „Nasse Badeanzüge sind lästig und ungesund. Außerdem finde ich nichts Anstößiges an meinem Körper.“ Der Verein bietet ein eingezäuntes, von Büschen und Bäumen umrahmtes Gelände, in dem sich die Mitglieder ungestört aufhalten können. „Da glotzt niemand blöd“, heißt es immer wieder. Auch der Breitensport spielt hier – wie bei anderen FKK-Vereinen – eine große Rolle.

Die Deutschen sind FKK-Weltmeister

Die Deutschen gelten als Weltmeister in Sachen Nudismus. Die Nackten vom Englischen Garten in München sind längst so berühmt, dass sie von Touristen aus Übersee bestaunt werden wie seltene Tiere bei einer Safari. Tatsächlich, sagt die Kulturwissenschaftlerin Maren Möhring von der Universität Leipzig, habe die Nacktkultur hierzulande eine lange Tradition. „In Deutschland und in Großbritannien hat sich relativ früh eine FKK-Szene entwickelt“, sagt die Professorin. Während der Nudismus auf der Insel aber eine Randerscheinung blieb, entstand in Deutschland daraus eine Massenbewegung.

Die ersten FKK-Aktivisten waren von der Lebensreform-Bewegung geprägt, die als Antwort auf die Industrialisierung auf Natürlichkeit setzte. Sie sahen Nacktheit keineswegs als anstößig an, sondern als besonders „sittlich“, wie der Historiker Bergemann erklärt: Die Nudisten von einst argumentierten, dass Kleidung den Körper sexualisiere und Begehren wecke. „In ihrem Verständnis zeigten alle Selbstkontrolle und Disziplin, die nackt auftreten“, sagt Bergemann, der vor Jahren für die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft eine Ausstellung über die Geschichte der Freikörperbewegung konzipiert hat.

In den 1920er Jahren gab es zahlreiche Vereinsgründungen, sodass sich FKK zu einem Massenphänomen mit rund 100000 organisierten Anhängern entwickelte. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten war diese blühende Zeit vorbei: Die FKK-Bewegung wurde zunächst verboten. Die meisten der bürgerlichen Vereine bekannten sich Bergemann zufolge aber zum Nationalsozialismus, schlossen jüdische und regimekritische Mitglieder aus und organisierten sich im „Bund für Leibeszucht“.

In der BRD war FKK in der rigiden Ära Adenauer verpönt, wurde aber in der Hippie-Zeit immer beliebter. Die 70er Jahre waren eine Hochzeit für viele FKK-Vereine, ab den 80er Jahren wurden Nackte zunehmend auch in Parks der Großstädte gesichtet. Die DDR hatte unterdessen den Ruf eines „FKK-Mekkas“: In der Tat entwickelte sich Nacktbaden dort, unabhängig von Vereinen, ab den 60er Jahren zu einer Massenbewegung, die nach der Wende allerdings deutlich abebbte.

„Meinem Eindruck nach ist die Freikörperkultur derzeit eher rückläufig“, sagt Bergemann. Das bestätigt eine Umfrage, die das Reiseportal Expedia 2015 – zu 25 Jahren deutscher Einheit – in Auftrag gegeben hatte. Dabei gaben rund 40 Prozent der Ostdeutschen und 33 Prozent der Westdeutschen an, seltener hüllenlos am Strand zu liegen als noch 1990. Die Jugend tut sich mit dem Thema offenbar schwerer als ältere Menschen: Während 37 Prozent der 18- bis 29-Jährigen FKK abstoßend fanden, waren es bei den über 60-Jährigen nur 17 Prozent.

Freikörperkultur liegt mittlerweile weniger im Trend

„Freikörperkultur liegt nicht mehr so im Trend“, sagt auch Michaela Toepper vom Deutschen Verband für Freikörperkultur. Tendenziell seien die Mitgliederzahlen der Vereine in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Auch in Ingolstadt hat man Nachwuchssorgen. Zum einen lägen Vereine heute allgemein nicht mehr im Trend, heißt es beim Vorstand. Zum anderen ist Nacktbaden – anders als in den 70er Jahren – vielerorts möglich, sodass allein dazu keine Vereine nötig sind. Am Kissinger Auensee etwa erfrischen sich schon seit viele Jahren ungestört die „Nackedeis“. Offiziell geregelt ist dies zwar nicht, wird aber von der Gemeinde toleriert. „Wir sehen da auch keine Probleme“, sagt Kissings Bürgermeister Manfred Wolf. „Nur leider ist an schönen Tagen manchmal alles zugeparkt.“

Überhaupt ist das Thema Nudismus heute kein Anlass mehr für große öffentliche Debatten. Unbekleidete Körper im Theater, Kunstaktionen mit Nackten in Städten, hüllenlose Sonnenbader in Parks – das alles erhitzt die Gemüter in der Regel kaum. Auch um den unermüdlichen Freiburger Nacktjogger Peter Niehenke ist es ruhig geworden. Mehr Diskussionen als um Barbusige gibt es derzeit um Burkini-Trägerinnen, nämlich: Sollte solch üppige Badekleidung in Bädern erlaubt sein? Migration, sagt Möhring, brächte auch die Konfrontation mit anderen Körpernormen mit sich. „Es geht nicht darum, was besser oder schlechter ist“, sagt sie. „In der Zukunft wird man neu verhandeln müssen: Was ist eigentlich normal?“

Auch die Ingolstädter Naturisten setzen auf die Zukunft und harren neuer Interessenten. „Wir glauben, dass es eines Tages besser wird“, sagt Josef N. mit einem tapferen Lächeln. Diese Hoffnung ist nicht aus der Luft gegriffen: Beim Sportbund Helios Augsburg-Kissing etwa verzeichnet man seit ein paar Jahren wieder einen Mitgliederzuwachs. Sei’s den FKKlern vergönnt. Für „Textiler“ ist Nackt-Auftreten wohl gewöhnungsbedürftig: Jedenfalls fühlt es sich ganz in Ordnung an, wieder in Kleider zu schlüpfen und davonzuradeln.

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