In Notzeiten groß aufzukochen ist daneben, findet unser Autor. Das Besondere der Krise könne es sein, sich auf das Wesentliche zu besinnen.
Woran erkennt man diejenigen in der Regel, die als Vertreter der zeitgeistgemäßen kochbuch- und kochshow-seligen Ernährungshysterie die akute Krisenzeit nutzen, um mal nicht nur ausnahmsweise, sondern nun eben in schöner und bewusster Regelmäßigkeit das Besondere zu kochen?
Das sind meist diejenigen, die jeden Tag einkaufen gehen, weil die Zutaten wie die Inspirationen für das Besondere ja frisch sein sollen. Und das sind auch nicht selten diejenigen, die dann an den Ständen für Obst und Gemüse ausgiebig begutachten und auch noch betatschen, weil’s für das Besondere zwar schon auch teurer sein darf, aber dann natürlich auch gut sein muss.
Das ist notstandsalbern und wohlstandtraurig
Bei beidem stellt sich nicht gerade nur aus dem Hintergrund flüsternd die Frage: Was genau haben die an den Empfehlungen, sich im Sinne der eigenen Gesundheit und der anderer auf die notwendigen Besorgungen zu beschränken, überhaupt verstanden? Dass sie nun leider nicht auch noch persönlich nach Indien fliegen können, um sich das wirklich unvergleichlich beste und karmisch allerreinste Curry dort besorgen zu können?
Aber so sind die Zeiten halt, mag man seufzen: Selbst in Regionen Italiens wird bereits und in Regionen Indiens wohl sowieso bald wegen der Krise gehungert – hier aber seufzt man ungeduldig über die Beschränkungen der individuellen Freiheit und versucht sich in der Langeweile womöglich selbst an italienischen oder indischen Spezialitäten.
Dabei könnte das Besondere an dieser Krise ja sein, dass es lehren könnte, sich auf das Wesentliche zu besinnen und womöglich allein dafür etwas Dankbarkeit zu empfinden. Die Besonders-Kocher aber sind die andere Seite der Klopapier-Hamsterer: notstandsalbern, wäre es nicht so wohlstandstraurig.
Lesen Sie auch den Pro-Kommentar In Corona-Zeiten besonders kochen? Ja!
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>> Die Besonders-Kocher aber sind die andere Seite der Klopapier-Hamsterer: notstandsalbern, wäre es nicht so wohlstandstraurig. <<
Ja da spürt man die 100% NEIN Überzeugung des Autors; das war nicht nur eine Auftragsarbeit - das war gleich eine Mission!
>> Was genau haben die an den Empfehlungen, sich im Sinne der eigenen Gesundheit und der anderer auf die notwendigen Besorgungen zu beschränken, überhaupt verstanden? <<
Mir ist keine Empfehlung für Tiefkühlpizza und Ravioli-Dosen bekannt, damit der Einkauf nicht durch "komplexe" Listen mit z.B. Zwiebeln, Kartoffeln, Lauch, gelbe Rüben, saure Sahne und Lachs verlängert wird!
Ich denke eher, dass der Autor den Nutzen frisch gekochten Essens noch nicht verstanden hat...