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Jubiläum
19.11.2020

Und mittendrin ein Kirschbaum: Der Garten im Wandel

Und mittendrin ein Kirschbaum: Der Garten der Familie Pfaud in Augsburg
Foto: Ulrich Wagner

Am Garten erkennt man die Sehnsüchte der Zeit. Auch er unterliegt Moden. Aber erst wenn ein Garten älter wird, wachsen Natur und Idee zusammen. Wie im Garten der Familie Pfaud in der Augsburger Altstadt.

Jeder Garten hat ein Gesicht. Unverkennbar, ganz eigen. Werden Gartengesichter älter, werden sie schöner. Weil Natur und Idee dann zusammenwachsen, Charakter in den Garten kommt. Und natürlich weil nichts über einen schönen alten Baum geht. Glück hat, wer in einem Garten lebt, in dem er nicht der Älteste ist. Sondern zum Beispiel eine Linde, eine Birke oder ein Kirschbaum. So einer, wie er im Garten von Christian Pfaud in der Augsburger Altstadt steht. Gepflanzt? Mitte der Fünfziger ... Aber jetzt erst einmal schauen, bevor man erzählt. Ein Viereck, etwa 15 mal 15 Meter, links und rechts alte Mauern, vorne und hinten ein Haus. Oben Himmel natürlich, unten Schutt und Erde. Die Großeltern von Pfaud haben diesen Garten buchstäblich auf den Trümmern der Stadt gebaut. Einst stand hier eine Schulturnhalle. Während des Zweiten Weltkriegs brannte sie aus, die alten Ziegelwände überlebten. Die ließ der Großvater Robert Pfaud, Architekt und lange Jahre Stadtheimatpfleger, stehen, baute auf die Kopf- und Fußseite zwei Häuser, das Herzstück wurde zum Garten. Wer mittendrin steht, kann durch die großen Fensteröffnungen der einstigen Turnhallenwand hinausschauen – und das Licht hinein. „Sie müssten noch einmal abends kommen“, sagt Pfaud. Da fällt an schönen Tagen mit der Abendsonne Gold in diesen Garten.

Nach dem Krieg war der Garten kein Ort des Luxus, sondern Luxus ein Garten

Ein Gartenleben also. Als dieser Garten hier im Mittleren Pfaffengässchen angelegt wurde, hatten Gärten in Deutschland vor allem eine Funktion: Sie sollten zu etwas nutze sein. Gemüse wachsen lassen. Kartoffeln, Kohl und Karotten. Obst liefern. Kirschen, Birnen, Äpfel. Und wenn neben all dem noch Platz war, dann vielleicht für Hühner oder Ziegen. Aber sicher nicht für Pools, Lounge-Ecken oder Trampolins. Der Garten war nach dem Krieg kein Ort des Luxus, sondern Luxus war ein Garten, der einen versorgt. Ein heiler Fleck. Die Laube im Schrebergarten diente oft noch als Notunterkunft. Und auch die Pfauds pflanzten keine Tanne, sondern eben einen Kirschbaum. Aber kein Gemüse. „Hier an der Stelle war das Blumenbeet meiner Großmutter“, sagt Pfaud. Dort wuchs eine Clematis, da Rosen, da ein paar Büsche. In der Mitte ein freier Platz zum Sitzen wie heute noch. Und dann der Kirschbaum, natürlich. Als Kind erschien ihm der schon groß, aber der Baum hatte ihm gegenüber natürlich immer einen Vorsprung von etwa acht Jahren. Auch eine Buche stand im Garten, reingeflogen als Sämling und von den Großeltern einfach wachsen lassen. Zwei Jahre, nachdem Christian Pfaud mit seiner Frau Sabine eingezogen war, ließ er sie schweren Herzens fällen. „Zwei große Bäume, das war zu viel. Da war es hier schon sehr schattig.“ So ein Garten wird ja nicht größer, bloß weil er älter wird.

Die Trends zogen vorbei: Waschbetonplatten, schnurgerade Wege, ein Pool

Dass dieser hier von Mauern eingefasst ist, schon immer ein kantiges Gesicht besaß, ist vielleicht auch sein Glück gewesen. Es musste deswegen nie nach der Mode gehen. Hätte irgendwie doch alles nicht so gut gepasst. Waschbetonplatten zum Beispiel, große Sache in den 60ern, Terrassen wurde damit gepflastert, schnurgerade Wege rund ums Haus herum, daneben ordentliches Grün! Hier sind die Wege und der Sitzplatz in der Mitte aus unterschiedlichen Steinen zusammengewürfelt, die Großvater Pfaud aus dem Schutt holte. Wie auch die zwei großen Steinquader, Relikte noch aus der Römerzeit, auf denen nun Topfpflanzen stehen. Solche Steine schleppt man nicht einfach mal weg, wollen die Pfauds ja auch gar nicht.

Prilgarten – so nannte man im Übrigen auch die Gärten aus den 60er und 70ern, aber nicht wegen der schönen Abziehblumen auf den Spülmittelflaschen. Sondern eben weil alles so sauber war. Auch die Kinder, wenn sie aus den neuen Pools kamen. Aus den Nutz- wurden also Freizeitgärten, je mehr Rasen, umso besser, bisschen Stiefmütterchen, die Rosen hübsch pfeilgerade eingenordet, vielleicht am Eingang ein Blauregen, Blautanne aber machte weniger Dreck. Niemals waren die deutschen Gärten leerer und öder als in der Wirtschaftswunderzeit, als man in Hollywoodschaukeln seine Wohlstandsträume pflegte. Die Sache mit dem Grillen fing übrigens damals an … Ein Grill steht auch bei Pfauds, ein unspektakulärer Kugelgrill. Links daneben eine Indianerbanane, rechts ein Buchs. Unerwartete Begegnung – auch in einem Gartenleben fügt sich das manchmal so. Wenn man vom Norden in den Süden schaut, sieht der Garten hier mit Kirschbaum, Buchs und Farn deutscher aus als wenn man vom Süden in den Norden schaut: Dann sieht man auf einen Feigenbaum, auf Drachenbäume, sogar auf eine Palme. „Ein Experiment meiner Frau“, sagt Christian Pfaud, „es wird ja immer wärmer.“ Wenn es doch mal zackig kalt ist, umwickeln sie die Palme. Aber dort in die geschützte Ecke dringt der Winter nicht so schnell vor. Direkt darunter läuft eine Fernwärmeleitung. Wenn es schneit, schmilzt hier der Schnee am schnellsten. Auch der Feigenbaum profitiert davon, wobei: Vor zwölf Jahren erwischte ihn der Frost dann doch. Jetzt hängt der Baum immer noch voller Feigen, steht noch eine Ernte bevor, nur für die kleinsten wird die Sonne nicht mehr reichen – noch herrschen auch in einem Augsburger Garten nicht die gleichen Bedingungen wie auf Sardinien zum Beispiel. An Gärten erkennt man die Sehnsüchte der Zeit, aber immer auch die Sehnsüchte der Gärtner. Die Pfauds sehnen sich, so wie es aussieht, immer ein bisschen nach dem Süden. Deswegen auch all die Topfpflanzen. Wenn er seinem Garten einen Typ zuordnen sollte, dann, sagt Pfaud, trifft es südländischer Patio vielleicht am besten. Sie nehmen manchmal auch aus dem Urlaub etwas für den Garten mit, einen Krug, eine Pflanze. Wie eben aus Spanien zum Beispiel Kakteen.

Jährlich über 15 Milliarden Euro geben die Deutschen für ihren Garten aus

Wenn man an Gärten die Sehnsüchte der Deutschen ablesen möchte, dann sind das gerade ziemlich unterschiedliche Sehnsüchte. Da gibt es die Schottergärten, multiplizierte Tristesse der 70er-Jahre-Grünwüsten, deren Bewohner vor allem ihre Ruhe haben wollen. Die eigentlich gar keinen Garten haben wollen, sondern nur einen schicken Platz für den Profigrill. Die auch Kunstrasen schick finden. Und dann, auf der anderen Seite der Skala, die Selbstverpfleger. Die von der Tomatenlust gepackt sind, alte Kartoffelsorten pflanzen. Bei denen auch wieder Hühner über den Rasen streunen und das Insektenhotel am Baum klebt. Man könnte sagen: Die einen wollen die Natur draußen halten, die anderen so viel wie möglich reinlassen. Andere wollen den Spagat. Alles natürlich auch nicht neu. Bei der Gartenmode ist es so wie bei jeder Mode: Kommt alles irgendwann mal wieder. Die Bauerngärten, die Staudengärten, die Steingärten, die Ziergärten, die Rosengärten, die japanischen Gärten. Selbst der Gartenzwerg wird nicht länger diffamiert, steht jetzt neben der Feuerschale. Oder ein Buddha. Irre übrigens, wie viel Geld die Deutschen mittlerweile für Pflanzen, Möbel, Geräte und Grills ausgeben: jährlich über 15 Milliarden Euro. Gartenzeitschriften noch gar nicht eingerechnet. Gartenlust also. In England wundert man sich: The New German Style.

Ein Hochbeet steht nun auch bei den Pfauds

Der Pfaudsche Style: Sie geben der Natur gerne das Gefühl, sie dürfe machen, was sie wolle. Aber dann greifen sie natürlich ein, wenn es zu wild wird. Wenn die Walderdbeeren denken, es würde ihnen hier alles gehören. Seit diesem Jahr haben die Pfauds auch ein Hochbeet, gebaut aus Ziegeln. Gerade wachsen nun Rosenkohl und Lauch, im Frühjahr habe der Salat viel Freude gemacht. Jedoch: die Schnecken! Die waren schon immer da, der Buchsbaumzünsler ist neu. Wie auch die Kirschessigfliege, die in diesem Jahr die Ernte verdorben hat. Wie mumifiziert hängen die Kirschen jetzt noch am Baum, kein einziges Glas Marmelade. Im letzten Jahr nistete im Baum der Specht, ein Zeichen, dass er in die Jahre kommt. Immer wieder mussten sie schon morsche Äste absägen, bald wohl den ganzen Baum. Christian Pfaud sagt, er mag nicht daran denken. Er wird es hinauszögern solange es geht. Im alten Garten muss man mit großen Abschieden leben, im jungen mit kleinen. Zuletzt musste auch der Walnussbaum außen an der Mauer gefällt werden, der sich immer mehr gebeugt hatte. Da hat er einst mit seinen Kindern ein Baumhaus gebaut. Aber, sagt Pfaud, nun ist es dafür im Garten heller. Wenn der Kirschbaum gehen muss, will er dort einen Apfelbaum pflanzen … .

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