Bügeln ist für unseren Autor nicht lässige Hausarbeit, sondern gelebte Einkehr. Und: Schöne Kleidung kommt dann erst gebügelt richtig zur Geltung.
Haushaltstätigkeiten haben einen ziemlich miesen Ruf. Putzen, Waschen, vor allem aber Bügeln. Die wundersame Technikrevolution hat vieles einfacher gemacht – man denke nur, wie viel Zeit und Mühe die Wäsche gemacht hat, bevor es die Waschmaschine gegeben hat. Aber ein paar Sachen fordern einfach immer noch Geduld: eben das Bügeln, die am meisten gehasste Tätigkeit. Zu unrecht.
Das Bügeln ist ja nicht vollkommen sinnlos, auch wenn es einem vorkommt, als ob sich ein Hamsterrad dreht, das nie zum Stillstand kommt. Man bügelt morgens, um festzustellen, dass die Kleidung abends schon wieder getragen ausschaut, man bügelt auf Vorrat, um eine Woche später zu bemerken, dass neue Vorräte angelegt werden müssen.
Ungebügelte Hemden schauen traurig aus
Aber: Hemden, die auf Kleiderbügeln trocknen und von dort direkt auf den Körper wandern, die das Bügeln überspringen, schauen traurig aus: Das sind keine kunstvöllen Faltenwürfe, sondern zerknautschte und verschrumpelte Oberflächen, die wirken, als ob sie weit vor ihrer Zeit gealtert sind. Da tritt der schöne Stoff, der passende Schnitt, das wunderbare Muster in den Hintergrund und wird zur Nebensache. Und das Hemd formuliert eine stumme Botschaft: Es wird nicht geschätzt, so wenig wie das Gegenüber.
Für eine Renaissance des Bügelns wird dieses Argument natürlich nicht sorgen. Nein, dafür muss das Bügeln als Tätigkeit neu definiert werden, nicht mehr als lästige Hausarbeit, sondern als gelebte Einkehr. Kein Blick mehr auf die Uhr dabei, kein panisches Durchrechnen, wie lange es noch dauert, bis die Hemden oder Blusen gebügelt sind, stattdessen den Moment genießen, in dem wir etwas zu tun haben, das nicht anstrengt und nicht überfordert.
Lesen Sie dazu auch den Pro-Kommentar von Sophia Huber
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