Nichts als Gras im Rasen? Langweilig!
Gartengrün ohne Blüten ist langweilig und egoistisch, meint unsere Autorin.
Okay, vor zwei Jahren vielleicht, im Sommer, als die Freibäder noch normal geöffnet hatten und nachmittags plötzlich lauter bunte Handtücher auf der grün-gelben Badewiese am Eiskanal wuchsen, hätte mich also da jemand zum Thema blumenfreier Rasen befragt, vielleicht hätte ich ihm in der Millisekunde des gefluchten Aufschreis zugestimmt, dass Klee auf einer Barfuß-Wiese nichts verloren hat.
Wir sind doch im Garten und nicht im Teppichladen
Aber die nektarnaschende Biene, die ich aus Versehen zertrat, ist längst im Bienenhimmel, die Schmerzen im Ballen sind längst vergessen – und das Bienengift hat zum Glück nicht meinen Geschmacksnerv attackiert. Bienenstich hin oder her: Gartengrün ohne Blüten, ohne bunt und blumig ist langweilig. Auch zum Anschauen. In Anlehnung an ein Zitat des großen Künstlers und Architekten Hundertwasser möchte ich gar meinen: Ein grüner Rasen ist gottlos und unmoralisch. Man könnte noch egoistisch hinzufügen. Denn außer dem ordnungsliebenden Gartenbesitzer hat kein Vogel, kein Insekt etwas von dem blütenfreien Grün. Ja, Bienenstiche schmerzen, nerven, müssen nicht sein. Aber als Sommerblumenwiesenbarfußläuferin, die in all den Jahren nur drei Bienenstiche abbekommen hat, erscheint mir das Risiko vernichtend gering. Was wäre die Alternative? Sich Arbeit machen mit wöchentlichem und zentimetergenauem Rasenmähen? Insekten Futter wegnehmen? Dauernd düngen, damit der Rasen auch wie ein Teppich aussieht? Mähroboter? Indiskutabel!
Also lieber blühen lassen, sich über Artenvielfalt freuen und beim Barfußgehen einfach achtsam sein. Sollte es doch mal einen Kollateralschaden geben, erinnert uns das daran, dass wir in der Natur sind – und nicht im Teppichladen. Ach ja, Tipp vom Bademeister dereinst: Sofort kühlen.
Lesen Sie auch den Pro-Kommentar von Stefanie Wirsching.
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