Felicitas Hoppe birgt den Nibelungen-Schatz
Plus Felicitas Hoppes Neuerzählung der Nibelungen-Sage über 250 Seiten schafft es auf eine unnachahmliche Weise, diesem Mythos neu auf den Grund zu gehen.
Ein mythischer, überlebensgroßer Stoff hat schon so manchen Autor und manche Autorin erdrückt. Die Last der Geschichte, dazu eine lange Tradition, immer neue Fassungen und Interpretationen. Wer sich da zu tief hineinbewegt, verliert sich schnell. Und wer die vielen Vorgeschichten schlichtweg ignoriert, macht es sich zu leicht. Nun scheint Felicitas Hoppes Neuerzählungen der Nibelungen-Sage über 250 Seiten hinweg vor Erzähl- und Fabulierlust über alles förmlich hinwegzufliegen, trotzdem schafft es die Schriftstellerin auf ihre unnachahmliche Weise, diesem Mythos neu auf den Grund zu gehen – ihn in seinem Gehalt ernst zu nehmen, ihm aber eine neue, spielerische, ja übermütige Form zu verpassen.
„Ein deutscher Stummfilm“ heißt es im Titel. Aber dieser Stummfilm – der an Fritz Lang denken lässt – ist nur die eine Ebene, die als Erzählvorlage dient, die andere ist eine Festspielinszenierung in Worms, die als Grundgerüst für die Nacherzählung dient. Das hört sich bei Hoppe dann wie folgt an: „So sitzen wir da, in einem lecken Beiboot für vier: Siegfrieds gehäuteter Zorn zwischen zwei dienstbaren Sängern und einem Geliebten auf Abruf. Vier schlecht beleuchtete Figuren ohne Identifikationspotenzial, ausschließlich damit beschäftigt, meerwärts zu treiben. Denn im Gegensatz zu Vater Rhein hat die Donau offenbar nicht die geringste Absicht, mit uns in ein Gespräch einzutreten, während es zunehmend dunkler und kälter wird.“
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