Wichtiger als Tee-Geschenkeboxen und Pflanzen-Arrangements wäre wirkliche Wertschätzung, findet unsere Autorin.
Jeder bekommt gerne Geschenke. Ja, auch am Muttertag. Aber wenn die Pimpfe nicht mehr klein sind und vor Aufregung platzen, ihren gebastelten Kram zu überreichen, verliert der Muttertag seinen Charme. Den Muttertag hat das gleiche Schicksal ereilt wie den Valentinstag – er ist vor allem Kommerz. Herzchen-Schokolade, Herzchen-Kuchen, Herzchen-Salami, Frühstücksherzchen mit Cerealien... Der Discounter ehrt in seinem Prospekt Elternhelden, feiert alle Mütter, „weil ihr allem gewachsen seid“... „weil ihr uns so viele Momente versüßt habt“ – und bildet doch das wahre Leben ab: erst der Wochenendeinkauf, nächste Seite die Babyklamotten, dann die Abteilung Mütterehrung mit der Tee-Geschenkbox und dem Muttertagspflanzen-Arrangement, dann Gartengeräte...
Mütter haben schon immer viel geleistet, sie sind das soziale Rückgrat unserer Gesellschaft. Wirkliche Wertschätzung erhalten sie dafür selten. Dafür wird scharf geurteilt. Entweder sind sie Nur-Hausfrauen oder arbeitende Rabenmütter. Entweder haben sie ihre Kinder nicht im Griff oder verziehen sie.
Gerade haben Mütter noch mal eine Schippe draufgelegt
In der Corona-Pandemie haben Mütter noch mal eine Schippe draufgelegt. Pauken mit ihren Kindern den Schulstoff, sind drei mal täglich Cateringservice, machen im Homeoffice ihren Job, streicheln Kinderseelen, erfüllen Sollziele, beruhigen Familiennerven, halten Deadlines ein – und sollen sich doch nicht so haben, schließlich sind wir in einer Krise. Da helfen Frühstücksherzchen mit Cerealien nur wenig! Wie wäre es mit weniger Pathos und Herzchen-Inszenierung. Das ehrliche Danke des aufgeregten Pubertiers nach dem x-ten Verbessern des zu haltenden Referats ist irgendwie das größere Geschenk als jedes Muttertagspflanzen-Arrangement.
Lesen Sie auch den Kontra-Kommentar von Lea Thies.
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