Nichts als Gras im Rasen? Herrlich!
Sattgrüne Rasenflächen sind schön, meint unsere Autorin. Eine Hommage an Weidelgras und Co.
Eine sattgrüne Rasenfläche ist so etwas wie ein Rumpsteak – sollte schön saftig sein, ist aber nicht jedermanns Sache. Die einen also verzehren sich danach, lesen sich durch Gartenbücher, düngen, kalken, mähen oder schaffen sich Roboter an, die das übernehmen. Wenn sie in anderen Gärten so etwas wie grüne Filetstücke entdecken, werden die Augen groß. Die anderen, also Rasen-Vegetarier, wenden sich mit Widerwillen im Gesicht ab. Wie kann man nur … Zumal doch jeder mittlerweile weiß, dass der satte Rasen im Gegensatz zur wilden Blühwiese für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten einer grünen Wüste gleicht, nichts zu nippen, nichts zu naschen. Am Ende wird auch noch mit Wasser aus der Leitung gewässert, Leute!
Ein schöner Rasen produziert täglich Sauerstoff für eine vierköpfige Familie
Und dann gibt es die dritte Fraktion: die alles will. Ein bisschen Klee stehen lassen, hier ein paar Gänseblümchen. Sind ja auch süß, die weißen Tupfer im Garten. Aber gemäht wird schon. Sie sind so etwas wie die Flexitarier unter den Gartenbesitzern. Würden sich gern als Rasen-Vegetarier fühlen, aber die Blühwiese ist halt dann doch nicht praktisch. Wo soll man Fußball spielen? Und barfuß morgens zum Himbeerstrauch wandeln, fühlt sich auch nicht richtig gut an! Also lassen sie fürs gute Gewissen zumindest ein paar Winzlinge blühen (bis das Kind auf die Biene tritt und heult), behandeln den Rasen eher wie einen Fußabstreifer. Komisch. Warum eigentlich die Missachtung für Weidelgras, Rotschwingel und Wiesenrispe, die zusammen sich zum grünen Teppich formen? Im Beet wird doch auch jede Pflanze gehätschelt, das Unkraut gezupft, muss sich der Löwenzahn verziehen. Ein schöner Rasen produziert übrigens auf 250 Quadratmetern täglich Sauerstoff für eine vierköpfige Familie. Das nur mal so. Und ist auch dies: Augenweide!
Lesen Sie auch den Kontra-Kommentar von Lea Thies.
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