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Immer Ostwärts
08.08.2019

Reise-Kolumne: Im Sprint über den Balkan

Auch in Meteora machte Bastian Sünkel halt.
2 Bilder
Auch in Meteora machte Bastian Sünkel halt.
Foto: Argentina Santa Cruz

Bastian Sünkel ist jetzt wieder allein unterwegs und an diesem Abenteuer gewachsen. Mit flottem Tempo ist er in Istanbul angekommen.

Gilberto wird ungeduldig. 40 Minuten bleiben noch für eine Taxifahrt quer durch Belgrad, für den Kauf von vier Bahntickets und mindestens zwei Wasserflaschen, einem Sprint zum Zug und dem Zusammensinken in den abgenutzten Sesseln ausrangierter Waggons mit deutschen Beschriftungen wie „Liegewagen“ und „Lautstärke“. Geschafft. Ich habe Gilberto während unserer Reisefreundschaft nie seine gute Laune verlieren sehen. An diesem Morgen steht er kurz davor, habe ich das Gefühl.

Ein Rennen durch die Metropolen Zentral- und Südeuropas erreicht seinen Höhepunkt: Argentina und ich sind angespannt und verspäten uns eine halbe Stunde – nicht jede Etappe auf der Reise verläuft ohne Unstimmigkeiten. Gilberto, der sich sonst für seine abendfüllenden Monologe entschuldigt, ist überraschend ruhig und seine Begleiterin Ruth aus Singapur ist etwas verwirrt, weil ich sie mit Jade anspreche und mich nach ihrer Zeit in Budapest erkundige. Ruth habe ich noch nie gesehen, stellt sich später heraus. Ich verwechsle sie lediglich mit einer anderen Freundin Gilbertos. Das geht mir alles zu schnell.

Eindrücke aus dem albanischen Gjirokaster.
Foto: Argentina Santa Cruz

Dabei habe ich vor einem Monat noch über die „Philosophie des langsamen Reisens“ geschrieben. Ich erfülle das Konzept lediglich in einem Punkt: Ich buche keinen Flug. Alles andere ist eine Tour de Force, die ich mir selbst ausgesucht habe. Meine Begleiterin Argentina will auf ihrer ersten Europareise in rund eineinhalb Monaten möglichst viele Orte kennenlernen. Ich helfe ihr dabei. Zwischen Franken und der Türkei liegen acht Staaten und etliche Planungen in letzter Sekunde. Wer schnell sein will, muss zahlen. In der Regel mit Geld und Zeit.

Drei Nächte Wien, drei Bratislava, eine Nacht Györ

Zwischen Schlafplatz suchen und einen geeigneten Ausgangspunkt fürs Trampen finden, will man ja auch noch so intensiv wie möglich den Ort kennenlernen, an dem man sich gerade aufhält. Das heißt in den meisten Fällen: Stadtführung am Tag, Kneipentour in der Nacht. Drei Nächte Wien, drei Bratislava, eine Nacht Györ und so weiter... In Budapest bleiben wir ausnahmsweise fünf Nächte. Das liegt allerdings nicht an der Stadt. Der Zeckenbiss an Argentinas Oberschenkel entpuppt sich als Auslöser einer Lyme-Borreliose. Zwei Krankenhäuser und eine Apotheke später ist klar, dass sich unsere Reise grundlegend ändern wird. Drei Wochen Antibiotikum bedeuten Alkoholverzicht und Sonnenabstinenz. Das Trampen ist vorbei, stattdessen buchen wir brav Bus und Bahn.

Setzt man auf Beschleunigung, Stempelsammeln im Reisepass, Städte im Besichtigungswettlauf, erlebt man bestenfalls das für die Backpackerszene entwickelte Abbild eines freien Reisestils, dessen Ziel Länder und Kulturen kennenzulernen sich im Unterhaltungszwang verliert. Noch eine Attraktion, noch ein Selfie. Am Ende landet man immer an ähnlichen Orten.

Budapest bei Nacht.
Foto: Argentina Santa Cruz

Die Hostels teilen sich auf in schäbige Kasernenbettklitschen für den kleinen Geldbeutel, in ruhige Lounge-Hostels mit Yoga und in Partyhostels mit Bar, Pubcrawls und der Pflicht, mit einem Lächeln brav die Fragen „Woher?“ und „Wohin?“ zu beantworten und spätestens ab Mitternacht Körperschau zu betreiben. Die einzigen Einheimischen lernt man da bei der Stadtführung oder an Verkaufsständen kennen.

Zwischenzeitlich komme ich mir wie einer der Pauschaltouristen vor, die sich in Massen über die Prager Karlsbrücke schieben oder 27 Euro für die Tour auf der Stadtmauer von Dubrovnik hinblättern. Attraktionen jagen Attraktionen, einige Orte versinken im „Overtourism“. „Der Tourist zerstört das, was er sucht, indem er es findet.“ Der Satz hat sich schon vor dem Start in meinem Gedächtnis eingebrannt. Für die Reisenden im Hostel ist Tourist ein Schimpfwort, der Unterschied bei genauer Betrachtung allerdings gar nicht so groß. Reisende buchen eher ein Hostel statt ein Hotel und behaupten, individueller zu sein. Der größte Unterschied ist meist aber nur die Reisedauer und das -tempo.

Das Inferno 1917 brannte viel von Thessaloniki nieder

Verlasse ich ein Land nach nur zwei Nächten, verfolgt mich das Gefühl, ein innerliches Lexikon des Halbwissens anzulegen. Im Kopf sammelt sich ein Informationstohuwabohu aus den Stadtführungen an. In Bratislava hat ein findiger Fahrer die Farbe Gelb für Taxis eingeführt. Die größte Synagoge musste einer Brücke in Zeiten des Ostblock-Sozialismus weichen. Nächste Stadt: Hitchcock sei in den Sechzigern in Belgrad gewesen, behauptet Stadtführerin Jelena. Er habe sich von einer Sage inspirieren lassen: 37 Hochverräter seien in einen Schacht verbannt worden. Ohne Essen, ohne Wasser. Nach einigen Tagen hätten die Stadtoberen Messer in den Untergrund geschmissen. Wer überleben wollte, habe sich von seinen Kontrahenten ernähren müssen.

Auch durch das Dörfchen Godinje in Montenegro führte Bastian Sünkels Reise.
Foto: Bastian Sünkel

Ich überlege noch einige Tage, ob ich zwischen „Psycho“ und „Frenzy“ einen Zusammenhang mit moralisch fraglichen Zwangshandlungen herstellen kann – und schon geht die Reise weiter. Montenegro: Godinje war angeblich der erste Ort im Zweiten Weltkrieg, der sich von der faschistischen Herrschaft der Italiener 1941 lossagen konnte. Griechenland Thessaloniki: Das Inferno 1917, bei dem 65 Prozent der Stadt niederbrannten, hat wahrscheinlich eine Straßenhändlerin ausgelöst, die ihr Essen anbrennen ließ.

Am Ende weiß ich nicht mehr, was Realität und Fiktion ist und frage mich, ob das überhaupt eine Rolle spielt. Die Reise zehrt von ihren Erzählungen, wie die 37 im Graben von ihren Mitstreitern. Eine unglaubliche Geschichte frisst die nächste. Ob einer der Verräter überlebt hat? Jelena überlegt und sagt: Sie weiß nicht, ob die Sage ein Ende hat.

Szenen im griechischen Thessaloniki.
Foto: Argentina Santa Cruz

Das Reisen entschleunigt sich, als ich im Zug nach Montenegro sitze. Mit Argentina und Gilberto verbindet mich die Geschichte meiner Reise. Gilberto ist mir 10000 Kilometer von unserem letzten Treffpunkt entfernt wieder begegnet. Unsere Wege haben sich vor einem knappen Jahr in San Cristobal im Süden Mexikos gekreuzt. In Bratislava stehen wir uns zufällig zum zweiten Mal gegenüber.

Wir stranden beide im selben Hostel. Er hat zuvor seinen Job in China gekündigt. Ich setze nach dem Bandscheibenproblem meine Tour fort. Mein Gefühl aus Mexiko hat mich nicht getäuscht: Wir sind beide auf der Suche nach etwas in der Welt, von dem wir beide nicht genau wissen, was. Nach Montenegro trennen sich unsere Wege wieder. Gilberto hat sich einen „Work & Travel“-Job auf einem Hof im Schwarzwald besorgt. Für mich geht die Reise weiter nach China. Verkehrte Welt.

Sünkel reist allein weiter durch die Türkei in den Iran

Argentina hat sich in Istanbul verabschiedet. Sie ist zurück in Mexiko, ich reise allein weiter durch die Türkei in den Iran. Nach eineinhalb Monaten fällt der Abschied schwer – auch wenn ich weiß, dass die Soloreise vieles vereinfacht: keine Diskussionen über die nächste Mahlzeit und Etappe. Ich bestimme wieder das Tempo der Reise.

Reise-Begegnungen – die Begleiter auf Zeit: Argentina und Gilberto.
Foto: Argentina Santa Cruz

Der Dichter und Einsiedler Henry David Thoreau, der jeden Tag angeblich vier Stunden allein umhergewandert sein soll, schreibt über einen inneren Trommler, der jedem Reisenden seinen Takt schlägt. Passe man sich einem fremden Rhythmus an, führe das auf Dauer zu Unzufriedenheit. Mich hat vor einem Jahr eine Seniorin in einem Hostel in Guatemala gefragt, warum ich allein reise.

Ich hab’ ihr geantwortet, dass es mir leichter falle, mein eigenes Tempo zu bestimmen. „Wer nie lernt, mit anderen zu reisen, wird immer ein Baby bleiben“, hat mir die Britin entgegnet.

Bin ich ein reisendes Baby? Argentina lacht, als ich ihr die Geschichte erzähle und sagt, ich verhielte mich zumindest öfters so. Zu viele Menschen auf der Karlsbrücke? Deswegen verliert die Brücke nicht ihre Ästhetik. Das Reisetempo ist zu schnell? Kein Grund für meinen inneren Trommler, den Kriegsmarsch zu schlagen. Argentina hat mir den Spiegel vorgehalten. Ich werde sie vermissen. Nun muss ich lernen, mit der Reise zu wachsen.

Die geplante Route von Bastian Sünkel führt weiter von der Türkei entlang der Schwarzmeerküste Richtung Iran. Wer mehr lesen will, findet den Reiseblog von Bastian Sünkel unter www.globalmonkey.net

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