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Reportage
23.05.2018

400 Jahre Dreißigjähriger Krieg: Eine Spurensuche in der Region

Auf dem Albuch bei Nördlingen erinnert ein Denkmal an die grausame Schlacht von 1634. Den Hügel durchziehen zahlreiche Krater – vermutlich von eingeschlagenen Kanonenkugeln.
Foto: Christian Gall

In der Region schlug der Dreißigjährige Krieg schwere Wunden. Die Narben zeugen noch heute davon. Wo sich die Vergangenheit bei genauem Blick offenbart.

Weit oben, etwa in vier Metern Höhe, steckt eine Kanonenkugel in der Hauswand. Seit knapp 400 Jahren rostet sie dort vor sich hin, nach jeder Renovierung wurde sie sorgfältig wieder in die Mauer eingesetzt. Im Jahr 1634 war die Kugel einfach nur eine von tausenden. Ein kaiserlicher Soldat stopfte sie mitsamt Schießpulver in eine Kanone, zielte auf die Stadt Nördlingen und zündete die Lunte. Einige hundert Meter weit raste sie durch die Luft, überflog die Stadtmauer, bohrte sich durch die Wand des Pfarrhauses und schlug in den Stuhl ein, in dem der Stadtpfarrer noch Minuten zuvor gesessen hatte. Der Pfarrer barg die Kugel später und setzte sie über der Tür seines Pfarrhauses in die Mauer ein – als Erinnerung an sein knappes Weiterleben. Seitdem hat keiner diese Kugel entfernt.

Foto: Christian Gall

Es sind auch solche kleinen Geschichten, die in der Region an den Dreißigjährigen Krieg erinnern. Ein Konflikt, der vor 400 Jahren Europa ins Chaos stürzte. Ein Krieg zwischen katholischen und evangelischen Kräften, der zum größten Teil im heutigen Deutschland tobte. Schweden, Franzosen und Spanier zogen jahrelang mit ihren Heeren durch das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“. 400 Jahre sind vergangen, der Krieg liegt weit zurück – doch er rückt in unmittelbare Nähe, wenn man über eine Narbe aus der Zeit des Krieges stolpert. Und das kann in Schwaben an jeder Ecke passieren. Denn die Region war ein „attraktiver“ Kriegsschauplatz: militärisch zu schwach, um effektiv selbst ins Geschehen einzugreifen, und reich genug, um die Städte und Dörfer mit Gewinn auszuplündern. Gerade die ungeschützte Landbevölkerung litt am meisten. Und in ganz Schwaben war davon kaum ein Ort ausgenommen.

Schwaben war die perfekte Region zum ausplündern

Offene Augen und einen geübten Blick braucht es allerdings, um die feineren Spuren des Dreißigjährigen Kriegs zu erkennen. So einen Blick hat Siegfried Thum. Jahrelang hat er Besucher durch Nördlingen geführt, beinahe täglich wühlt er sich im Stadtarchiv durch die Vergangenheit. In die Stadt kam der Krieg ab 1632. Die Schweden zogen über Rain am Lech in Schwaben ein, nachdem sie Nürnberg erobert hatten. Nördlingen stellte sich unter den Schutz der Eroberer, doch 1634 wurde die Stadt von einem katholischen Heer mit spanischen Soldaten angegriffen.

Niemand weiß so gut wie Thum, was sich damals abgespielt hat. Bei einem Spaziergang durch Nördlingen bleibt er keine Minute lang still – zu jeder Stelle der Stadt hat er etwas zu sagen. Auf einer Runde auf der Stadtmauer erklärt er etwa, was es mit den Holzbalken in den Schießscharten auf sich hat: „In die haben die Nördlinger Soldaten im Dreißigjährigen Krieg ihre schweren Gewehre eingehängt. Ohne diese Sicherung hätte der Rückstoß ihrer Hakenbüchsen sie rückwärts von der Stadtmauer geworfen.“ Unterhalb der Stadtmauer schmiegen sich zahlreiche kleine Gebäude an die Steinwand. Das waren einst die Häuser der Stadtgarde, erklärt Thum – im Fall eines Angriffs konnten sie innerhalb von Minuten ihre Stellungen auf der Mauer einnehmen.

Noch heute sieht man die Einschlagskrater der Kanonenkugeln

Ortswechsel. Auch knapp zehn Autominuten von den Stadttoren entfernt führt Thum Besucher herum. Auf einem Hügel namens Albuch oberhalb der Gemeinde Ederheim kennt er die Spuren, die der Dreißigjährige Krieg hinterlassen hat. Genauer gesagt die Spuren, die von spanischen Soldaten in den Stein geschlagen wurden. In massiven Felsboden gruben sie eine Befestigung – die harte Arbeit nur einer Nacht. Die Spuren der Schanze zeichnen sich noch deutlich ab, ebenso die Einschlagskrater von Kanonenkugeln. Zumindest vermutet Thum, dass es sich bei den zahlreichen Kratern um Einschlagslöcher handelt. Der Archivar kramt aus einem Rucksack einige Kanonenkugeln hervor. Vier unterschiedliche Kaliber hat er dabei. Das größte hat die Ausmaße eines Tennisballs, das kleinste, eine Musketenkugel, den Durchmesser einer Murmel. Bekannte von Thum haben sie auf dem Schlachtfeld gefunden. „Manchmal stolpert man über Kugeln, die komplett plattgedrückt sind. Das sind dann diejenigen, die auf etwas Hartes getroffen sind. Etwa auf einen Menschen in Rüstung“, sagt er. Aus seinem Rucksack holt er weitere Fundstücke hervor: Hufeisen und einen verzierten Steigbügel. An Fundstücken aus dem Krieg mangelt es nicht.

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Foto: Christian Gall

Auf dem Albuch steht seit ein paar Jahrzehnten eine Holzhütte. Thum pinnt bei seinen Führungen einige historische Abbildungen an die Wand, um Besuchern alte Pläne und die Kriegsakteure zu zeigen. Neben seinen Erzählungen lässt er auf einem CD-Spieler Schlachtengeräusche laufen, unterbrochen von nachgespielten Musikstücken aus dem 17. Jahrhundert. Thum haucht der Geschichte Leben ein – er fühlt sich in einzelne Soldaten ein. In die Angst, die ein Spanier gehabt haben muss, wenn er sich hinter der nur 80 Zentimeter hohen Schanze zusammenkauerte. In die Anstrengung eines schwedischen Musketiers, in voller Ausrüstung die Anhöhe zu erstürmen.

Abends, wenn Thum und seine Besucher längst wieder weg sind, zieht die Party ein. Junge Leute machen es sich bei der Hütte bequem. Eine Feuerstelle und Kritzeleien an den Holzwänden markieren ihr Revier. „Das hier sollte kein Ort für Feste sein“, sagt er dazu. Immerhin seien dort, wo die jungen Leute heute Würstchen grillen, mehr als 12.000 Menschen gestorben. Die meisten davon schwedische Soldaten – 8000 von ihnen sind in der verlorenen Schlacht gefallen.

Etwas weniger traumatisch ist die Erinnerung im rund 30 Kilometer entfernten Donauwörth. Der Schrecken zeigte dort nicht seine schlimmste Gestalt. Stadtarchivar Ottmar Seuffert steht auf der Sternschanze. Links von ihm ragt der Sprungturm eines Schwimmbads in die Höhe, rechts steht ein altes Kasernengebäude. In der Anlage, die es schon vor dem Dreißigjährigen Krieg gab, verschanzten sich 1632 die Schweden. Schon ein Blick genügt, um zu sehen, warum: Direkt unterhalb der Schanze liegt die Stadt.

Foto: Christian Gall

Donau und Wörnitz fließen dort ineinander, von der Erhebung der Schanze aus glitzern die Flüsse in der Sonne. Im Jahr 1632 hatten schwedische Soldaten von der Schanze aus eine perfekte Schussposition auf die Stadt, die damals in der Hand der Katholiken lag. „Wer die Schanze kontrolliert, der kontrolliert Donauwörth“, sagt Seuffert. Der Stadt blieb nach heftigen Angriffen letztendlich nichts anderes übrig, als zu kapitulieren. „Die Bewohner hatten aber großes Glück. Die Zivilisten wurden verschont, denn die Bauern sollten ihre Felder schnell wieder bestellen“, sagt Seuffert. Die schwedischen Eroberer taten das allerdings nicht aus reiner Nächstenliebe. Ihre gewaltige Armee musste versorgt werden. Und die Felder in Nordschwaben mussten dafür herhalten, die Mägen der Soldaten zu füllen. Ein Phänomen, das an vielen Orten auftrat und das zu großen Hungersnöten in der Bevölkerung führte.

In Donauwörth zeigte sich, wie brüchig der Frieden war

Doch Donauwörth war schon Jahre zuvor, noch vor Kriegsbeginn, ein wichtiger Schauplatz. Hier wurde klar, wie brüchig der Frieden zwischen den Konfessionen war. Als „Kreuz- und Fahnengefecht“ bezeichnen Historiker einen Zwischenfall im Jahr 1606. Das Wort Gefecht ist vielleicht übertrieben – eigentlich handelte es sich um eine handfeste Schlägerei. Eine katholische Bittprozession war von dem Kloster Heilig Kreuz aus auf dem Weg in die Stadt. Am Donautor wurden die Katholiken allerdings von einem wütenden Mob abgefangen. Die Meute der evangelischen Stadtbevölkerung stürzte sich auf die Mitglieder der Prozession, prügelte auf die Menschen ein und riss ihre Fahnen in Stücke.

Ein klarer Verstoß gegen den Augsburger Religionsfrieden, der solche Auseinandersetzungen verhindern sollte. An jener Stelle, wo damals die zerfetzten Fahnen den Boden bedeckten, rauschen heute Autos in Donauwörths Altstadt. Eine Hauswand entlang der Straße „Umkehr“ ziert ein Wandgemälde, das die damalige Szene zeigt. Der Name „Umkehr“ verweist ebenfalls auf das Scharmützel – für die Prozession war an dieser Stelle eine Sackgasse. Am 31. Oktober 2017 setzte die Stadt Donauwörth ein weiteres Wahrzeichen, indem sie die Brücke über den Fluss Wörnitz in „Friedensbrücke“ umbenannte. Ein Zeichen der Versöhnung – wenn auch ein spätes.

Foto: Christian Gall

Nach ihren Eroberungen in Nordschwaben machten sich die Schweden in den Süden auf. Sie wanderten den Lech entlang nach Augsburg – einer Stadt im Aufruhr. Eigentlich hätten dort die Konfessionen gut miteinander auskommen sollen, wurde dort doch 1555 der Religionsfrieden geschlossen, der gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen den Konfessionen verhindern sollte. Aber die Realität sah anders aus. Nach einem Erlass des Kaisers Ferdinand II. im Jahr 1628 wurden die Protestanten – der größte Teil der Stadtbevölkerung – unterdrückt. Evangelische Bürger wurden aus Ämtern geworfen, die Kirchen wurden von Katholiken beschlagnahmt.

Augsburg war knapp drei Jahre lang eine schwedische Stadt

Das Blatt wendete sich mit der Ankunft der Schweden. Kampflos zog das überlegene Heer 1632 in Augsburg ein, der schwedische König Gustav Adolf bezog den Fugger-Stadtpalast. Das prächtige Gebäude mit der goldbraunen Fassade ist heute eine beliebte Touristenattraktion. Über den Garten im Innenhof schlendern an schönen Tagen zahlreiche Besucher. Ein großer Erker ragt aus der Wand heraus. „Der Kaisererker“, sagt der Augsburger Historiker Wolfgang Wallenta. Schon seit 17 Jahren führt er Geschichtsinteressierte vor diesen Erker. „In diesem Gebäudeteil haben die mächtigen Herrschaften gewohnt. Gustav Adolf war da sicher keine Ausnahme“, sagt er. Persönliche Hinterlassenschaften des Königs gibt es nicht in Augsburg. Aber ein Gemälde, das damals von ihm entstanden ist, hängt noch heute im Maximilianmuseum.

Foto: Christian Gall

Die schwedische Regentschaft in Augsburg dauerte aber nicht ewig. Weniger als drei Jahre später, Ende 1634, standen katholische Truppen vor der Stadt und riegelten sie komplett ab – es kam zur Belagerung. „Für die Menschen war das grausam. Sie verhungerten oder starben kläglich an Krankheiten“, sagt Wallenta.

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Doch die schwere Zeit brachte auch eine Sagengestalt in Augsburg hervor: den Steinernen Mann. Der Sage nach gab es in der Stadt einen mutigen Bäcker namens Konrad Hacker. Nach monatelanger Hungerzeit versuchte er die Belagerungsarmee zu täuschen. Er backte aus den letzten Getreideresten einen großen Laib Brot, kletterte damit auf die Stadtmauer und hielt ihn in die Höhe, damit ihn die Angreifer sehen können. Hacker wollte ihnen vorgaukeln, dass die Stadt noch reichlich Lebensmittel habe. Doch die Belagerer eröffneten das Feuer, der Bäcker verlor seinen rechten Arm und erlag seinen Verletzungen.

Den Steinernen Mann kennen viele Augsburger

Diese Sage oder eine ihrer unzähligen Varianten kennen viele Augsburger. Ihr Wahrheitsgehalt ist sehr umstritten. Doch der Steinerne Mann wacht noch immer über die Stadt – in Form einer Steinfigur. Die grimmig schauende Statue ohne rechten Arm steht am Stadtgraben.

Nachdem die Katholiken 1635 Augsburg beherrschten, wurden die Protestanten abermals unterdrückt. Ein Gemälde in der Barfüßerkirche verrät einen Teil der Geschichte. „14 Jahre lang mussten die Protestanten ihre Gottesdienste im Freien abhalten, weil die Katholiken die Kirchen beschlagnahmt haben“, sagt Wallenta. Das Gemälde zeigt eine Menschenmenge im Hof des Kollegiums von St. Anna, in einer sommerlichen Szene. Aber auch im Winter konnten die Gläubigen in keine Kirche gehen. Ein Gottesdienst war dann mit Schnee und Frost verbunden. Doch heute sind in Augsburg so gut wie keine Erinnerungsstücke an den Dreißigjährigen Krieg zu finden. „In der ganzen Stadt sieht man kaum ein Denkmal“, sagt er.

Foto: Christian Gall

Wesentlich offensiver geht dagegen das Allgäu mit seinen Erinnerungen um. Vor allem die Stadt Memmingen, sagt Kulturamtleiter Hans-Wolfgang Bayer: „Memmingen pflegt eine intensive Auseinandersetzung mit den Geschehnissen des Dreißigjährigen Krieges.“ Alle vier Jahre werden dort die „Wallensteinspiele 1630“ veranstaltet. Bei dem großen historischen Fest stellen Gruppen den Einzug Wallensteins mit seinem katholischen Heer in die Stadt nach. Während der Festtage tummeln sich tausende Menschen in historischen Gewändern in den Straßen und feiern die Geschichte Memmingens. Vor rund 400 Jahren hatte Wallenstein allerdings den Hunger mit im Gepäck – die Stadt musste sein gewaltiges Heer durchfüttern.

Memmingen feiert große Festspiele, die an den Krieg erinnern

Das Allgäu traf der Krieg ebenso hart wie das restliche Schwaben. Kaufbeuren etwa durchlebte ein ähnliches Schicksal wie viele andere Städte: massenhaft Tote durch Krieg, Hunger und Krankheiten. Bis zum Jahr 1648 verlor Kaufbeuren drei Viertel seiner Bevölkerung. Auch Füssen konnte den anrückenden Heeren nicht standhalten, die Stadt und das erst neu errichtete Franziskanerkloster wurden komplett geplündert. Auch das Hohe Schloss, ein Wahrzeichen der Stadt, wurde damals schwer beschädigt.

Foto: Christian Gall

Auch Kempten verlor damals sein Wahrzeichen. Die komplette Klosteranlage der Stadt wurde von den Schweden zerstört. Erst nach dem Krieg begann der Neuaufbau, aus dem die heutige Fürstäbtliche Residenz entstanden ist. Doch die Arbeiten dauerten lange, denn Kempten war beinahe entvölkert. Vor dem Krieg hatte die Stadt 6000 Einwohner. Danach waren es 900. Bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges dauerten auch in Schwaben die Schrecken an. Kaiserliche Truppen, französische und schwedische Heere zogen durch die Region und hinterließen Krankheit, Hunger und Verwüstung. Während dieser Zeit liefen schon die Friedensgespräche, doch auf das Leben der Schwaben hatte das noch keine Auswirkung.

Die letzte große Schlacht fand im Landkreis Augsburg statt

Noch im Jahr 1648 fand bei Zusmarshausen im heutigen Landkreis Augsburg die letzte große Feldschlacht des Krieges statt. Am 17. Mai prallte ein Heer aus Franzosen und Schweden zum letzten Mal mit kaiserlich-katholischen Truppen zusammen. Die Protestanten siegten und verwüsteten noch einmal weite Teile von Schwaben. Gut fünf Monate später unterzeichneten die Herrscher der Kriegsparteien den Westfälischen Frieden im weit entfernten Münster und Osnabrück. Zwei Jahre dauerte es noch, bis die letzten schwedischen und französischen Truppen aus Schwaben abzogen. Sie hinterließen nichts als Schutt und Trümmer. Und ihre Spuren, die für immer diese Region zeichnen werden. Auf dem Schlachtfeld von Zusmarshausen befinden sich heute Felder und eine Forellenzucht.

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