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Valentinstag
09.02.2019

Überladenes Symbol: Warum das Herz für Liebe steht

Ein rotes Herz sagt mehr als tausend Worte, vielleicht zählt es auch deshalb zu den am häufigsten verwendeten Symbolen in sozialen Medien.
Foto: Thomas Pajot Adobe Stock

Vor 50 Jahren wurde in Deutschland das erste Herz transplantiert. Und zum Valentinstag sind Herzen überall. Eine Geschichte über ein Symbol, das an Bedeutung verliert.

Herzlich willkommen! So schlicht und harmlos könnte es doch eigentlich losgehen. Bevor es gleich kompliziert wird. Bloß leider ist eben schon gar nichts mehr klar und einfach, selbst wenn man nur solchen Redewendungen nachspürt. Denn was die nicht alles ans Herz knüpfen! Wer sein Herz auf der Zunge trägt, sagt, was er denkt. Wer sein Herz in die Hand nimmt, ist mutig. Wer auf sein Herz hört, folgt dem Gefühl statt dem Verstand. Es bedeutet Heimat: „Home is, where the heart is.“ Das Gebet sagt: „Erhebet die Herzen! – Wir haben sie beim Herrn.“ Die Arie sagt: „Dein ist mein ganzes Herz.“ Der Schlager sagt: „Herzilein, du musst nicht traurig sein.“ Und der Pop sagt: „My heart goes boom, boom, boom“ …

Letzteres immerhin dürfte eindeutig sein. Denn das Herz ist, siehe medizinisches Lexikon, ein kegelförmiges Organ, das bei einem erwachsenen Menschen durchschnittlich faustgroß ist, etwa 300 Gramm wiegt – und das etwa 70 Mal pro Minute schlägt. So pumpt es jedes Jahr rund 2,5 Millionen Liter Blut durch die Gefäße. Als wäre das nicht schon ein Wunder! Aber das im Pop gemeinte Pochen ist eben – boom, boom, boom – auch noch ein beschleunigtes: Weil das Herz bei demjenigen schneller schlägt, der es verliert. Bevor es ihm gerade deshalb dann womöglich irgendwann bricht.

Das Herz ist so aufgeladen von Bedeutung, dass es den Betrachter beinahe erschlägt.
Foto: XinHua/dpa

Es ist ein Labyrinth an Symbolik. Aber eben nicht nur das. Denn das gebrochene Herz gibt es ja auch als medizinische Diagnose. Zu finden mehrheitlich bei älteren Frauen. Die Herzspitze macht schlapp, eine stressbedingte Erkrankung des Muskels. Und immerhin in 28 Prozent der Fälle verursacht durch emotionalen Stress. Das haben Experten der Uniklinik Zürich in der bislang größten Studie zum gebrochenen Herzen herausgefunden. Also zum körperlichen. Aber eben. Wer denkt, wenn er erfährt, dass die Mama an den Symptomen eines zu großen Herzens leidet, nicht unweigerlich über das Medizinische hinaus? Verwirrend? Genau. Darum jetzt also: Herzlich willkommen! Denn es geht hier unweigerlich um alles. Leib und Seele, Vernunft und Gefühl, Wahrheit und Verführbarkeit, Gott und Sex, Liebe und Fiktion … Und eben nicht nur aus sprachlicher Überfrachtung. Sondern weil all das tatsächlich in der bewegten Geschichte des Menschen mit seinem Herzen liegt. Und als wollte der Kalender das bekräftigen, beschert er dieser Tage gleich zwei Herzens-Festtage, die merkwürdig quer zueinander liegen.

Ein Priester, der heimlich Liebespaare traute

Am 13. Februar 1969, vor 50 Jahren also, wurde im Münchner Universitätsklinikum erstmals in Deutschland ein Herz transplantiert. Und am 14. Februar jährt sich der Tod eines Priesters, der während Christenverfolgung im dritten Jahrhundert unter Kaiser Claudius II. heimlich Liebespaare traute. Und dafür mit seinem Leben bezahlte. Ein Märtyrer der Liebe. Er hieß Valentin. Und während die Zahl der Herztransplantation mit heute jährlich rund 300 in Deutschland ihren Höchststand von über 1000 längst hinter sich gelassen hat, ist der Valentinstag ein immer noch weiter wachsendes Happening.

Ohnehin flutet das Herzsymbol ja längst die Populärkultur. Es ist eines der am häufigsten an digitale Textnachrichten angehängte Symbole, genannt Emoji. Nummer drei weltweit, hinter einem lächelnden und einem traurigen Gesicht. Das hat das Software-Unternehmen Swiftkey herausgefunden hat. Und wem im sozialen Netzwerk Instagram der Beitrag eines anderen gefällt, der tippt auf ein Herz. Wer in der Dating-Plattform Tinder einen Kandidaten interessant findet und nach rechts wischt, sendet ein Herz. Und wenn sich Stars und Fans auch mal ganz analog gegenseitig ihre Zuneigung bekunden oder auch nur Krethi und Plethi einander bildlich digital lieb grüßen – sie formen mit beiden Händen einfach ein Herz.

Da hatte die neueste Aktion der britischen Billigwarenkette Ponudland gerade noch gefehlt. Als wollte sie all den Pralinenpackungen und Blumengestecken in Herzform, die zum Valentinstag noch dazukommen, eine ironische Spitze aufsetzen, hat sie nun im Angebot: ein simples, leeres, durchsichtiges Plastikherz. Mit der Aufschrift: „Kein Geschenk, genau, was du wolltest.“ Kostet ein Pfund pro Stück und ist ein voller Verkaufserfolg. Kann man ja witzig finden. Oder scharf verurteilen wie manche Kritiker. Die sagen: „Das Produkt ist dafür gemacht, direkt in den Müll zu wandern, aber es wird 500 Jahre halten. Es ist ein Symbol für alles, was falsch ist an unserer Weltsicht.“ Oder man kann es symptomatisch finden dafür, dass im Kapitalismus nur noch Hohlheit und Oberfläche übrig geblieben ist von einem an Geschichte und Bedeutung so reichen Symbol. Aber dazu muss man ja erst mal verstehen, wie ein Organ so bedeutend werden konnte – und wird dabei manche überraschende Entdeckung machen.

Rot wurde das Herz erst im Mittelalter

Der beste Führer für einen Parforceritt heißt Ole Martin Høystad, ist Professor für Interdisziplinäre Kulturwissenschaften im norwegischen Bø. Denn der hat ein Buch mit dem Titel „Kulturgeschichte des Herzens“ geschrieben (Böhlau Verlag, 231 S., 30 ¤). Und um gleich mit dem Überraschenden zu beginnen: An der sonst ja immer so richtungsweisenden Antike liegt die Bedeutung des Herzens nicht. Von damals stammt zwar das bis heute gültige grafische Symbol – allerdings ist es in der Form gar nicht dem Organ entlehnt, sondern zunächst dem Feigen- und dann dem reduzierten Efeublatt. Wohl von Verdeckungen bei Abbildungen. Rot eingefärbt wurde die Form dann auch erst im blutfrommen Mittelalter. Ansonsten: eher herzlos die Antike.

Nicht zufällig wird der griechische Prometheus für seinen Betrug an den Göttern zu einer ewigen Strafe verdammt, bei dem ihm von einem Adler die immer wieder nachwachsende Leber immer wieder aufgefressen wird. Dieses Organ nämlich galt damals als viel zentraler. Und der römische Liebesgott Amor hat mit seinen Pfeilen einst gar nicht auf das Herz gezielt – das kam erst durch die Übertragung in den Bildern ab dem Hochmittelalter. Laut Høystad ohnehin die Geburtsstunde dessen, was später romantische Liebe genannt wird.

Eine alte Herzkultur aber war die Pharaonische. Die Ägypter legten bei der Beerdigung den mumifizierten und zum besseren Erhalt komplett ausgeräumten Leichen allein das Herz wieder bei – alles andere, auch das Gehirn wurde einfach weggeworfen. Im Herzen sahen sie die Ursache und den Zeugen all dessen, was der Mensch in seinem Leben an Gutem und Bösem getan hatte. Und weil es nach dem Glauben der Ägypter im Jenseits zur Prüfung auf eine Waage gelegt wurde, galt ihnen das harte, steinerne, weil dadurch schwere Herz als Ideal: Es stand im Leben für Selbstbeherrschung und Besonnenheit. All das wirkte dann im Jüdischen fort. Allerdings in Abgrenzung zu den Feinden und ihrer Vielgötterei verändert, in der Verkehrung des Ideals nämlich. Nun war das gute ein warmes und weiches Herz.

Längst ist das Herzsymbol allgegenwärtig, trivialisiert und banal.
Foto: stasknop Adobe Stock

Religion also. Wie das ganze Leben war auch das Bild des Herzens davon bestimmt. Im Alten Testament heißt es im Buch Mose: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allem Vermögen. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen.“ Im Neuen Testament steht bei Matthäus: „Aus dem Herzen kommen arge Gedanken: Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsch Zeugnis, Lästerung.“ So wurde im Christentum das Herz zum Ort der Auseinandersetzung. Sündhafte Veranlagung gegen Bekehrung durch den Glauben. Ein Motiv übrigens, das (wie manches in der Bibel) bereits im viel älteren Gilgamesch-Epos der Sumerer auftaucht. Das Herz kann zum Frevelhaften verführen oder zum Erhabenen läutern. Und gerade ein selbst erst Bekehrter wie Paulus Saulus schmiedete bei den Christen daraus eine eherne, geradezu leibfeindliche Moral.

Plötzlich kann die Liebe alle Grenzen sprengen

Zum Vergleich: Die Azteken schnitten Menschen zu abertausenden das noch pochende Herz mit Steinmessern heraus, um diese Sonne im Leib dem Sonnengott zu opfern und damit einen stets und immer wieder drohenden Weltuntergang abzuwenden. Und im Islam, und vor allem im Sufismus, gilt das Herz als der Ort göttlicher Offenbarung. In beidem also ist es die konkrete Verbindung zum Überirdischen.

In der westlichen Welt wurde diese bestimmende Verbindung im Hochmittelalter gekappt. Wohl gerade als Gegenbewegung zur rigorosen Moral. Es setzt jedenfalls ein emotionaler Wandel ein, das Herz entfaltet die ganze Macht als irdisches Symbol. Der Kampf um das Recht, dem eigenen Herzen zu folgen, beginnt. Die Geburt des modernen Menschen. Wie das, bereits im 12. und 13. Jahrhundert? Hier wird die Liebe ritterlich und höfisch. Wird kultiviert und ist im Minnesang auch ohne körperliches Begehren. Und sie wird zur Erfüllung einer Herzenssehnsucht über Grenzen gesellschaftlicher Schichten hinweg. Davon erzählen auch die Ritterromane. Höfisches und Ritterliches vereint – später wird daraus die romantische Liebe. Einst herrschte das religiöse Herz, nun gab es eine Religion des Herzens.

Aber damit hat das große Wogen ja erst begonnen. Ob das Herz nun allein glücklich oder vor allem verführbar macht, ob es der Hort der natürlichen Freiheit des Menschen ist, durch Leidenschaft nur Chaos schafft oder nicht bloß vererbte Neigungen beinhaltet und deshalb überwunden werden will – neben das religiöse und auch spirituelle Herz treten Herzensreligionen wie die Romantik und Vernunftsreligionen wie die Aufklärung. Und dann freilich auch die Rationalisierungen durch die Wissenschaft. Herzensangelegenheiten werden wesentlich in Verhaltensforschung, Psychoanalyse, Soziologie … Und die Kunst ficht die Widersprüche aus. Alle großen Geister äußern sich seitdem dazu, begonnen mit Rousseau, Shakespeare, Goethe … Faust sagt: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust.“ Ibsen schreibt: „Leben heißt bekriegen / In Herz und Hirn die Gewalten …“ Nietzsche: „Die höchste Intelligenz und das wärmste Herz können nicht in einer Person beisammen sein.“ Saint-Éxupery: „Man sieht nur mit dem Herzen gut.“ Und es ist eine Bekenntnisfrage für jeden Einzelnen, was ihm sein Herz bedeutet, für das eigene Glück, aber auch das Menschen- und das Weltbild. Bis heute. Oder?

Das Herz heute: trivialisiert und allgegenwärtig

Ole Martin Høystad resümiert: „Durch die Wandlungen in der Herzsymbolik im Lauf der Geschichte hat sich ein immenses Kapital an Bedeutungen akkumuliert, das jedem zur Verfügung steht, der sich dieses gemeinsamen Symbols bedienen möchte, in dem sich das Innerste und Persönlichste mit gesellschaftlichem Gemeingut vereint. Die Offenheit und Flexibilität dieser Symbolik erklärt, warum das Herz auch in der modernen Konsum- und Unterhaltungsgesellschaft noch als allgemeines Symbol fungiert . Man könnte sogar sagen, dass das Herz zu Beginn des dritten Jahrtausends unserer Zeitrechnung den repräsentativen Raum wiedergewonnen hat, den es nach der Romantik verlor – zumindest quantitativ.“ Das Herz – von der Werbung „wiederverzaubert“.

Aber der Professor warnt auch: „Wenn der schöpferische Kern der Kultur ausgebrannt ist und die Zivilisation sich im Leerlauf befindet, wird das uralte gemeinsame Symbol usurpiert, trivialisiert und als Mittel zu anderen Zwecken gebraucht. Dann feiern wir nichts Heiliges mehr, sondern nur noch unseren Narzissmus. So wird die Herzenssymbolik wie alles andere im Konsumismus verbraucht. Was aber passiert, wenn man plötzlich nicht mehr vom Herzen reden kann?“ Gemeint: qualitativ. Darüber nachzudenken, sollte uns zum Valentinstag eines sein: Herzlich willkommen!

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