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Journal
06.07.2018

WM-Aus, Dieselkrise, Unionsstreit: Schland unter?

Angesichts der Negativschlagzeilen in Deutschland stellt sich die Frage: Schland unter?
Foto: Michael Lindner

Fußball nix, Politik chaotisch, Diesel stinkt – es läuft momentan nicht ganz rund in diesem Land. Aber hat das eine mit dem anderen zu tun?

An diesem grauen Tag, den es eigentlich gar nicht geben dürfte, schließlich war am Vorabend das Undenkbare passiert, das sich zwar angekündigt hatte, aber verdrängt wurde und eben undenkbar blieb, bis das 2:0 fiel, an diesem grauen Tag also hält Angela Merkel im Bundestag ihre Regierungserklärung, Horst Seehofer fehlt und auf einem Supermarktparkplatz in Augsburg-Lechhausen steht ein Mann mit Bier am Imbiss und rülpst.

Und man fragt sich ein bisschen, ob eigentlich noch alles okay ist in diesem Land.

Fußball und Politik, das wurde schon immer gern kurzgeschlossen, parallel geschaltet. Sei’s in Form von politischen Rasen-Metaphern („Endspiel um die Glaubwürdigkeit“), sei’s in Form medialer Strafraum-Hermeneutik, bei der in einen missglückten Kopfball gleich der Untergang des Wirtschaftsstandortes hineingedeutelt wird. So titelte der Spiegel denn auch letztes Wochenende von einem einstmals „starken Land“, Tenor: Es geht dahin, im Fußball sowieso, der Politik auch, und von stinkenden Dieselautos abgesehen könne Deutschland ja nicht einmal mehr Flughäfen bauen, Schland unter eben.

Gibt es eine satte Behäbigkeit, die dieses Land gerade einlullt?

Doch ist das wirklich so? Nein. Es ist sogar noch schlimmer. Aber anders, als das Nachrichtenmagazin meint.

Denn man kann ja nun viel über die Behäbigkeit als Merkmal dieses vermeintlich dem Untergang geweihten Landes räsonieren – eine Gemeinsamkeit, die in Jogi Löws knödeliger Sprache, dem müden Ballgeschiebe auf dem Platz und Angela Merkels Schachtelsätzen, die meist irgendwo im infiniten Zwischenraum der Bedeutungslosigkeit versickern wie die deutschen Offensivbemühungen gegen Südkorea, durchaus aufscheint. Aber hat das eine mit dem anderen zu tun? Und, weitere Frage: Gibt es wirklich eine satte Behäbigkeit, die dieses Land gerade einlullt, ist das die Grundstimmung?

Wer sich etwa die schrillen Aufgekratztheiten der letzten Wochen anschaut, egal ob es um die immer mehr sich abschottende Nationalmannschaft oder um eine Politik der vermeintlichen Abschottung ging, kommt womöglich zu einem anderen Schluss. Nicht Schland unter. Eher: außer Schland und Band.

Gewiss, die Tonlage verändert sich schon seit Längerem im Land, zuletzt aber schien sich dieser Prozess zu beschleunigen und war diese Verschiebung wie unter einem Brennglas zu sehen. Und was es da zu sehen gab, war nicht schön.

Mesut Özil war wohl nie ein großer Liebling vieler sogenannter Fans

Man nehme nur die Diskussion um Ilkay Gündogan und Mesut Özil, in der es bald um viel mehr ging als das in der Tat idiotische Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdogan. Besonders Özil wurde zum zentralen Sündenbock des uninspirierten Auftritts der deutschen Mannschaft, hängende Schultern, Hymnenverweigerer, der. Wer sich jedenfalls während der Weltmeisterschaften in sozialen Netzwerken und Online-Kommentaren umsah, konnte erschrecken, so ungeniert brachen sich da Rassismus und Nationalismus Bahn. Mesut Özil war wohl nie ein großer Liebling vieler sogenannter Fans, alleine, weil die meisten seine Art, Fußball zu spielen, nie verstanden haben. Nun aber schien er plötzlich verantwortlich für alles, was im deutschen Team schief lief, und die Konstruktion eines „Anderen“ als Schuldigen an der eigenen Misere kommt einem aus der Geschichte ziemlich bekannt vor. Und es macht es nicht besser, dass Teammanager Bierhoff es nun genauso versucht, wenn er jetzt plötzlich am öffentlichen Stammtisch darüber räsoniert, ob man nicht „hätte überlegen müssen, ob man sportlich auf ihn verzichtet“. Um das eigene, gegelte Haar zu retten, dockt er halt einfach an der vermuteten, allgemeinen Meinung an.

Sündenböcke: Mesut Özil und Ilkay Gündogan.
Foto: Christian Charisius, dpa

Dass man Özil dabei am liebsten zum Kicken mit Ziegen nach Anatolien geschickt hätte, war jedenfalls noch eine der harmloseren Kommentare im Netz, ein AfD-Abgeordneter unterstellte dem Spieler gar, er hätte absichtlich verlieren wollen für „seinen Präsidenten“. Und nebenbei bemerkt: Auch das ganze Geschrei nach einem jetzt dringend benötigten Leader, einer Führungsfigur, passt in diese neue Blut-und-Rasen-Metaphorik, die das, was mit der Inszenierung des Sommermärchens von 2006 begann, endgültig beerdigt.

Wie weit aber diese Denkungsart mittlerweile hinein schwappt in die Gesellschaft, konnte man auch an dem fast schon euphorischen Ausruf des Kommentators vor dem Schweden-Spiel sehen: „Und alle haben die Hymne mitgesungen, das gab es schon lange nicht mehr!“ Genauso, wie viele Online-Medien selbst jetzt noch, über zwei Wochen später, immer noch entsprechende Schlagzeilen basteln wie „Auch am Umgang mit Mesut Özil wird Löw jetzt gemessen“ (Welt) – wohlwissend, dass im Artikel selbst das Ganze gar kein großes Thema ist, wohlwissend vor allem aber, dass all die Özil-Hasser diesen dennoch fleißig anklicken werden. Das ökonomische Prinzip des Clickbaitings hält hier das Vorurteil am Laufen, ja, verbreitet dieses erst, auch das ist eine Lehre aus den Ereignissen der letzten Tage.

"Asyltourismus" und "Anti-Abschiebe-Industrie"

Die SZ („Ausgeschieden– trotz Mesut Özil“) und Spiegel Online („Özil ist nicht das Problem“) hielten nach der Niederlage von Kasan noch dagegen, listeten penibel auf, wie viele Pässe der Spieler (die zweitmeisten) machte und Abschlüsse (die meisten) er vorbereitet hatte – und alleine, dass sie das für notwendig hielten, als ginge es hier um die Kriminalitätsstatistik beziehungsweise um Aufklärung über die Straffälligkeit von Menschen mit Migrationshintergrund, also das Anschreiben gegen Fake News, erscheint in diesem Zusammenhang dann doch bemerkenswert. Oder, um mit Toni Kroos zu sprechen: „Es ist doch nur Fußball.“ Das aber ging im Getöse längst unter.

Es sind aber nicht nur die (sozialen) Medien, die vormals Randständiges perpetuieren, es ist auch eine Politik, die gänzlich unbehäbig Töne anschlägt wie aus dem Ultra-Block. „Asyltourismus“, „Anti-Abschiebe-Industrie“ schallt es da aus der CSU, die panische Angst um ihre absolute Mehrheit hat und deren Vorsitzender wie Sami Khedira in Räume vorstößt (und sich darin verrennt), die keiner braucht. Zumindest gibt ja Horst Seehofer selber zu, dass es sich bei dem erbittert geführten Streit um den einen Punkt in seinem sogenannten Masterplan um eine „Mücke“ handele, und schaut man sich die Zahlen an, stimmt das sogar ausnahmsweise.

Nein, bei der sogenannten „Asylwende“ – was für ein Begriff auch das, als gelte es, ein paar alte Kohlemeiler abzuschalten, und schon ist Deutschland wieder sauber – geht es natürlich um Symbolpolitik, geht es um eine grundsätzliche Abrechnung mit der Merkel aus dem September 2015. Die es, nach zwei Verschärfungen des Asylrechts, ja ohnehin nicht mehr gibt und die lediglich ihr Bild von damals retten will, als sie – auch von entsprechenden Umfragen gestützt, welche selbst die Bildzeitung „Wir helfen“-Buttons drucken ließ – die Flüchtlingskanzlerin gab.

Trügerischer Frieden: Kanzlerin Merkel und Innenminister Seehofer haben Differenzen.
Foto: Odd Andersen, afp

Dass ein solcher Streit jedenfalls so schrill werden kann und auch unanständig im Ton, dass ein Bundesinnenminister demonstrativ der Regierungserklärung der eigenen Kanzlerin fernbleibt, wo doch der darin verhandelte Gipfel in Brüssel gerade von der CSU zu einem entscheidenden erklärt wurde, deutet jedenfalls nicht auf das hin, was man sich in den Unionsparteien immer so gerne ans Revers heftet: nämlich die einzig „Bürgerlichen“ zu sein. Oder es gilt umgekehrt, dass in diesem Land die bürgerlichen Restbestände endgültig zerbröseln, Anstand, Respekt und innere Kleiderordnung in der Umkleidekabine der politischen Auseinandersetzung abgegeben werden. Und man sowohl in Inhalt als auch Form oft nur noch Stimmungen hinterherjagt – und diese damit erst recht am Köcheln hält.

Sonntagsreden statt Masterplan

Es gab einmal eine Zeit, da waren die Deutschen stolz auf ihre Autos, den Fußball, die soziale Marktwirtschaft, made in Germany, weil auf das Land konnten sie es aus nachvollziehbaren Gründen erst einmal nicht sein. Heute scheint es bei manchen umgekehrt.

Gäbe es also hierzulande nicht noch andere Probleme, die eines Masterplans bedürften? Die eine sachliche Auseinandersetzung wert wären? Und nein, damit ist nicht gemeint, dass in jeder Amtsstube ein Kreuz hängen soll, sondern zum Beispiel: Das Problem bezahlbaren Wohnraums gerade für Familien, das mit dem Baukindergeld kaum gelöst werden dürfte. Oder das Gefälle von Stadt und Land. Die wachsende Ungleichheit im Land. Der Strukturwandel, der auf viele Branchen zukommt oder bereits in vollem Gange ist und vielen Beschäftigten Angst macht, etwa in der Automobilindustrie. Stattdessen Sonntagsreden („Digitalisierung ist wichtig!“) oder gar Aufkleber wie die, welche die AfD bei ihrem Parteitag in Augsburg verteilte: „Ein Herz für Diesel“. Sehen so Lösungen aus?

Sorgt für Unmut: die Dieselkrise.
Foto: Ina Fassbender, dpa

Deutschland – übrigens vor ein paar Monaten noch vom britischen Economist hymnisch und samt Ampelmännchen als „Cool Germany“ besungen – wird noch nicht untergehen. Aber es muss etwas tun. In die Zukunft und wieder in ein vernünftiges Miteinander investieren. Und aufpassen. Alle müssen das. Sonst werden aus Stimmungen wenn schon nicht Mehrheiten, so doch das Gegenteil, nämlich ein instabiles, schwer regierbares Land. Und keiner solle dann sagen, es habe sich nicht angekündigt, das Undenkbare, gegen das ein Ausscheiden bei einer WM tatsächlich – und hier passt das Bild – ein Fliegenschiss gewesen wäre.

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