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  4. Corona-Krise: Warum der Balkon in Zeiten des Coronavirus Gold wert ist

Corona-Krise
18.04.2020

Warum der Balkon in Zeiten des Coronavirus Gold wert ist

In Corona-Zeiten ist ein Balkon Gold Wert - so fühlt sich Social Distancing etwas leichter an.
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In Corona-Zeiten ist ein Balkon Gold Wert - so fühlt sich Social Distancing etwas leichter an.
Foto: Inter IKEA Systems B.V. 2020, dpa

Zwischen Himmel und Erde spielt sich das Leben in Vogelfreiheit ab. Und selbst das Coronavirus kann dem Dasein dort nichts anhaben. Eine Hommage an den Balkon.

Zweimal im Jahr schaut alle Welt auf diesen Balkon. Und wenn der purpurrote Vorhang zu beiden Seiten aufgeschlagen wird, genießt der Mann in Weiß alle Aufmerksamkeit. Der Stellvertreter Christi auf Erden wird „urbi et orbi“ – der Stadt und dem ganzen Erdkreis – seinen Segen von der mittleren Loggia des Petersdoms in Rom erteilen. Dort oben, halb schon vom Himmel her, breitet der Papst die Hände aus, um dreimal das Kreuz zu schlagen. Und das Menschengewimmel unter ihm jubelt ihm zu. Normalerweise.

In Corona-Zeiten wird der Balkon selbst zum Ort, wo das Leben spielt. Auf wenigen Quadratmetern konzentriert sich, wofür es in anderen Zeiten große Plätze und Straßen braucht. Die Menschen werden findig. Der Balkon ersetzt die Piazza. Man lässt sich sehen und wird gesehen. Im virologisch sicheren Abstand überwindet die Zuruf-Kommunikation von Balkon zu Balkon das social distancing. Die italienische Nation vereinigt jeden Abend eine Hymne auf das Leben, wenn die Leute auf den Balkonen gemeinsam Lieder singen. Mal ist es die Nationalhymne „Fratelli d’Italia“, mal der sehnsuchtsvolle Schlager „Volare“, mal das schmalzige „Abbracciame“ (Umarme mich). Die Zeitung La Repubblica schreibt vom „kollektiven Exorzismus“. Mögen die Straßen unten infolge der strengen Ausgangssperre eine verbotene Zone sein, die Balkone darüber sind es nimmermehr. Hier triumphiert die Freiheit der Vögel, die sich ungehindert in die Lüfte emporschwingen und ihr Lied trällern.

Eine Anwohnerin steht in Rom auf einem Balkon und applaudiert während eines Flashmobs gegen Einsamkeit. Der Flashmob ist Teil eines digitalen Aufrufs an die Menschen in Italien, während der Isolation angesichts des Coronavirus auf ihre Balkons zu kommen, dort Musik zu machen und Kontakt zueinander aufzunehmen.
Foto: Alessandra Tarantino/AP, dpa

Mit dem Balkon gelingt der Architektur ein merkwürdiger Zwitter. Draußen liegt er und braucht doch das Drinnen. Ein Balkon stülpt den Wohnraum gewissermaßen aus. Rechtlich gilt er deshalb als ein Bestandteil der privaten Wohnung und genießt prinzipiell dieselbe Unverletzlichkeit. Ein Balkon hebt den Wohnwert, ein Appartement mit Balkon lässt sich jeder Vermieter mit sattem Aufpreis entgelten. Steigt doch der Komfort des dort Wohnenden.

Whistleblower Julian Assange nutzte den Balkon schon vor der Corona-Krise als politische Bühne

Die Plattform in luftiger Höhe erzeugt das erhabene Gefühl, ins Freie treten zu können, ohne den Schutz des Hauses zu verlassen. Julian Assange, der Whistleblower und Wikileaks-Gründer, den die USA am liebsten einlochen würden, benützte jahrelang den Balkon der ecuadorianischen Botschaft in London, die ihm seit 2012 Zuflucht gewährte, als seine politische Bühne gegenüber Journalisten. Dort konnte ihm keine Strafverfolgungsbehörde gefährlich werden, Assange befand sich im diplomatischen Schutz. Auf dem Balkon gehört der Mensch zwei Sphären an, dort schwebt er zwischen Himmel und Erde. Der Name geht auf das althochdeutsche „balko“ zurück; Balkon ist nichts anderes als ein Schwebebalken.

Dieses Bild stammt aus dem Mai 2017: Julian Assange spricht in London vom Balkon der ecuadorianischen Botschaft aus mit Journalisten.
Foto: Tolga Akmen, Imago

Auf dem berühmtesten Balkon der Literaturgeschichte blieb jedoch gar nichts in der Schwebe. Romeo und Julia, ineinander verliebt über beide Ohren, werden sich bei ihrem verstohlenen nächtlichen Techtelmechtel über die Balkonbrüstung rasch einig: „Sag, liebst du mich? Ich weiß, du wirst’s bejahen“, flüstert sie in William Shakespeares Schauspiel werbend von oben herab. Und er, unter dem Balkon im Schutz des finsteren Parks, schwört ihr bei Sonne und Mond seine Zuneigung. Mehr geht im Moment noch nicht, weil erbitterte Feindschaft die Familien der Capulets und der Montagues in Verona trennt.

Berühmt: Der Romeo-und-Julia-Balkon in Verona.
Foto: Lea Thies

Der Balkon, der trennt, der Balkon, der spaltet: Legendär sind die Streitigkeiten unter Mietern über das Tun und Treiben auf Nachbars Balkon. Darf die klatschnasse Wäsche herabtropfen? Dürfen fett- und gewürzgeschwängerte Grillschwaden die Luft oberhalb verpesten? Darf ungebremst ranken und wuchern, was in Töpfen und Kästen an Grünzeug auf der Plattform gepflanzt ist? Darf die Satellitenschüssel ans Geländer angeschraubt werden? Oder eine auffallende Markise die Fassade der Wohnanlage stören? Fast nichts rund um den Balkon ist nicht schon vor dem Kadi gelandet.

Besonders heiß umkämpft ist das Rauchen auf dem Balkon. Drinnen trägt es zweifellos zum Familienfrieden bei, wenn der Qualmer rücksichtsvoll seinem Laster auf den Balkon frönt. Er befindet sich dort ja an der frischen Luft. Es hat sogar etwas vom einsamen Helden, wenn er eine Zigarettenlänge im Ausguck steht und nach neuen Horizonten ausschaut. Doch den obenliegenden Bewohnern stinkt die Angewohnheit womöglich ganz gewaltig.

Raucher dürfen bis zu zwölf Mal am Tag auf dem Balkon qualmen

Der Bundesgerichtshof entschied im Jahr 2015: Mieter haben einen Anspruch auf rauchfreie Zeiten. Völlig untersagt werden darf das Rauchen auf dem Balkon zwar nicht, doch Einschränkungen muss sich der Balkonraucher im Interesse gegenseitiger Rücksichtnahme gefallen lassen. Das Amtsgericht Rathenow hat bereits 2014 genau beziffert, ab wann Rauchen auf dem Balkon eine unzumutbare Beeinträchtigung wird: Bis zu zwölf Zigaretten am Tag sind nach dem Urteil hinzunehmen.

Stellt sich die Frage: Wer will das so genau feststellen? Da zeigt sich eine weitere Eigenschaft des Balkons. Der Vorbau ist auch Lauschstation und Beobachtungsposten aus der Deckung des Privaten in den Raum des Öffentlichen hinein. Er ist der Wachturm besorgter Bürger als Wahrer von Sitte und Anstand. Der Paragraf 183 a im Strafgesetzbuch ist eine ihrer schärfsten Waffen: die Erregung öffentlichen Ärgernisses.

Der Balkon als "Konzertsaal": Mitglieder des Freiburger Barockorchesters spielten auf einem Balkon die «Ode an die Freude» von Ludwig van Beethoven.
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Die schönsten Balkon-Bilder in Zeiten des Coronavirus
Foto: Patrick Seeger, dpa

Sie gilt allerdings nur mit Abstufungen. Für diejenigen, die sich in ihrem Balkonien nahtlose Bräune wünschen, gilt: Das nackte Sonnenbad auf dem Balkon ist erlaubt. Weder Vermieter noch Nachbarn können dem Bewohner verbieten, sich dort ohne Bekleidung zu sonnen. Denn der Balkon ist Teil der Wohnung und der Mieter kann sich dort so bewegen, wie es ihm gefällt. So ganz privat ist der Balkon jedoch auch nicht immer. Die Grenze der Freizügigkeit verläuft dort, wo sich andere belästigt fühlen. Das ist ähnlich wie beim Biergarten.

In diesem Fall könnte nämlich der Paragraf 117 im Ordnungswidrigkeitengesetz greifen: die nächtliche Ruhestörung. Nach 22 Uhr haben die Deutschen Anspruch darauf, vor Lärm geschützt zu werden. Das gilt für den Biergarten genauso wie für die Balkonparty. Mag das Musizieren vorher noch als angenehm empfunden werden – vielleicht sogar als ein trotziges Signal, sich von Corona nicht die Lebensfreude rauben zu lassen –, so könnte es nach dem gesetzlichen Zapfenstreich von schlafbedürftigen Nachbarn zur Anzeige gebracht werden. Früher war’s einfacher: Der lästige Musikant unterm Balkon – oder der liebeskranke Kater – bekamen für ihr schauerliches Ständchen von oben schlicht einen kalten Guss. Überhaupt ist der Platz unterm Balkon ein Ort voller Gefahren. Man denke bloß an den kleinen grünen Kaktus, der bei den Comedian Harmonists herabfiel.

Manch einer bereitet sich hierzulande auf den Urlaub in Balkonien vor. Mit Steingut- und Tontöpfen wird mediterranes Flair auf Balkon und Terrasse gebracht.
Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn

Apropos Kaktus: Der Balkon ist für viele das kleine grüne Paradies, eine Oase inmitten städtischer Steinödnis. Die Gartencenter und Naturschützer hätten da schon Ideen: Wie wäre es mit einer Wildblumenwiese zur Pflege der Artenvielfalt? Gärtner versichern, dass sie auch im Kübel gut gedeihen. Was schlagen sie nicht alles vor – etwa die Kartäusernelke mit ihren violetten Blüten, den aufrechten Ziest mit seinen weißen Kronblättern und das gelb blühende Sonnenröschen. Dazwischen haben niedrig wachsende Lückenfüller wie der Mauerpfeffer einen Platz. Wo die Wildblumen aufblühen, wird es bald summen, brummen und flattern. Hier fühlen sich Bienen, Hummeln, Schmetterlinge auch auf kleinstem Raum wohl.

Urlaub auf dem Balkon hat südländisches Flair

Wer sich nicht nur der schönen Blumen erfreuen will, sondern säen und ernten, der verwandelt seinen Balkon zum Gemüsebeet oder Gewächshaus. Angeblich kann man auf dem Balkon fast alles anbauen, was sonst im Gemüse- und Obstgarten wächst – selbst Beerensträucher. Sogar Spalieräpfel gedeihen auf dem Balkon. Rankende Erdbeeren wachsen in Blumenampeln. Im Balkonbeet reifen Tomaten und Paprika heran, außerdem Radieschen, Mangold, Erbsen und selbstverständlich aromatische Kräuter wie Rosmarin, Thymian und Oregano. Ein Hingucker sind Stangenbohnen, die am Spalier hochranken. Jetzt braucht es nur noch einen grünen Daumen, dann gewinnt ein Urlaub auf Balkonien geradezu südländisches Flair.

Eher bodenständige Typen setzen auf Geranien, Petunien und fleißige Lieschen im Balkonkasten. Je üppiger die Blütenpracht vom Geländer hängt, umso mehr stiegen einst die Chancen im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“. Dabei war der Balkon am bayerischen Bauernhaus früher alles andere als Zierrat. Unterm herabgezogenen Dach geschützt vor Regen konnte auf dem „Gangl“ alles Mögliche von Majoran und Zwiebeln bis zu den „Kletzen“ aus Birnen- und Apfelringen trocknen und nachreifen.

Dieses Bild stammt aus dem Jahr 2015, als der FC Bayern München auf dem Balkon des Münchner Rathauses Bayern die 25. Deutsche Meisterschaft feierte und dem Verein tausende Menschen zujubelten. In Zeiten von Corona ist das alles nun anders.
Foto: Marc Müller, Dpa

Die Balkone lenken Blicke auf sich. Mal bewundernde Blicke, mal solche voller Erwartung. So geschehen am 30. September 1989 um 18.59 Uhr, als Bundesaußenminister Hans Dietrich Genscher auf dem Balkon der Prager Botschaft den im Garten dicht an dicht gedrängten rund 5000 Flüchtlingen aus der DDR verkündete, dass sie in die Bundesrepublik ausreisen dürften. Er kam aber bloß bis zum Halbsatz: „Wir sind heute zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise …“ Der Rest ging im Jubel unter. Diese Balkonszene ging in die Geschichte ein. Unter das Stichwort Ritual fällt, was sich auf dem Balkon des Münchner Rathauses abspielt, wenn die Fußballer des FC Bayern die Meisterschale stemmen. Der Oberbürgermeister gratuliert und 15 000 Fans geraten auf dem Marienplatz aus dem Häuschen. Masse, so viel steht jetzt schon fest, wird es heuer nicht geben. Wie auf dem Petersplatz.

Über alle wichtige Entwicklungen bezüglich des Coronavirus informieren wir Sie in unserem Live-Blog.

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