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Interview
03.06.2023

Anna Loos: "Ich lebe ein bisschen nach dem Pippi-Langstrumpf-Prinzip"

Die Sängerin und Schauspielerin Anna Loos will demnächst viele kleine Feste feiern.
Foto: Marcus Brandt, dpa

"Das Leben ist schön" heißt das zweite Soloalbum der Schauspielerin und Sängerin Anna Loos. Was aber macht es schön? Darüber spricht sie im Interview.

Frau Loos, haben Sie eigentlich auch schon versucht, ein Lied mithilfe der Künstlichen Intelligenz zu schreiben?

Anna Loos: Ein Lied noch nicht, aber ich habe mir ein einschlägiges KI-Programm installiert und ihm gesagt: „Schreib mir ein Gedicht im Stil von Rilke über einen Besenstiel und eine Katze“.

Was ist dabei herausgekommen?

Loos: Schon ein Gedicht. Aber eins, das mit Rilke sehr wenig bis nichts zu tun hat. Die Künstliche Intelligenz, zumindest bisher, kann nur imitieren und abkupfern. Sie ist nicht schöpferisch. Schöpferisch ist der Mensch. Deshalb habe ich keine Angst davor, dass wir irgendwann überflüssig sein könnten. 

Ihre Songtexte auf dem neuen Album sind also nach wie vor von Ihnen?

Loos: Ja, sind sie. Das Texten ist für mich immer wie eine Therapie. Ich suche mir ein Thema, das mit meinem Leben zu tun hat, und fange an zu schreiben. Um einen Songtext zu bekommen, streiche ich meine Betrachtungen und Überlegungen so lange zusammen, bis nur noch das Elixier übrig ist. Die kürzeste Fassung ist immer die beste.

Geht es Ihnen nach dem Texten besser als vorher?

Loos: Ja, wenn ich schreibe, versuche ich, Fragen oder Probleme von unterschiedlichen Seiten zu betrachten. Das heißt, ich wechsle die Perspektiven und reflektiere das Gegenüber. Dadurch habe ich einen völlig anderen Blickwinkel auf das Erlebte und ordne die Dinge anders ein, ich glaube ich kann so alles besser verarbeiten.

Haben Sie ein Beispiel parat?

Loos: Ich denke, ich bin schon ein starker Mensch, insbesondere nach außen wirke ich auch so. Ich habe eine klare Haltung zu vielen Fragen und versuche, diese zu vertreten. Wer mit mir diskutieren will, muss schon mit sehr guten Argumenten kommen. Ich will immer gewinnen und kann schlecht nachgeben oder sagen „Okay, dann machen wir es jetzt so, wie du es willst“. Ich hatte früher großen Spaß daran eine rhetorische Kampfmaschine zu sein. Aber mein Leben hat mir gezeigt, dass ich, wenn ich wirklich zuhöre, oft herausfinde, dass andere auch ganz gute Argumente haben und ihre Lösung vielleicht sehr gut und besser auch meine Wahl sein sollte. Nur, weil ich denke, ich habe für alles die beste Lösung parat, muss das nicht wirklich so sein. Manchmal hat der oder die andere wirklich die besseren Argumente (lacht).

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Über welche Themen kann man mit Ihnen gerade wunderbar streiten?

Loos: Über alles, was mit Moral und Erziehung zu tun hat. Zum Beispiel findet es nicht so meinen Zuspruch, dass heute Kunstwerke wie Filme oder Bücher geändert werden sollen, die damals in einem anderen Zusammenhang geschrieben wurden, als jenem, in dem sie heute gesehen und neu bewertet werden. Oder ich sage: Wenn Leute nicht von sich aus jede und jeden mit Respekt und Wertschätzung betrachten und behandeln kann, dann muss diese Gesellschaft eben eine Diskussion über die Verballhornung der Sprache ertragen, damit Veränderungen dann auch stattfinden.

Gendersprache ist also nicht toll, aber sinnvoll?

Loos: Ich finde, dass es sprachlich irgendwie furchtbar klingt, wenn gegendert wird. Ich liebe meine Muttersprache und finde diese Veränderung der Sprache schwierig, kann mich nicht daran gewöhnen. Aber ich verstehe auch, dass mit dem Gendern ein Prozess in Gang gesetzt wird, der wichtig und nötig und daher auch richtig ist für diese Gesellschaft. 

Das Lied „Hunderttausend Farben“ richtet sich an die Generation Ihrer Töchter. Lilly ist 20, Lola ist 15. Gehen die jungen Menschen heute viel selbstverständlicher mit Diversity-Themen um als die Generation ihrer Eltern?

Loos: Jein. Ich glaube, auch in der Diversity-Diskussion ist die Brechstange manchmal kontraproduktiv. Die Kinder und Jugendlichen haben schon noch dieselben Probleme wie wir. Der beste Freund meiner kleinen Tochter zum Beispiel ist homosexuell – genau wie bei mir damals übrigens. Die gehen hier mit ihren 15, 16 Jahren zusammen durch das bunte und ach so tolerante Berlin, und trotzdem bekommen sie regelmäßig Schwierigkeiten, wenn er zum Beispiel ein bauchfreies pinkes Top an oder sich die Nägel lackiert hat. Das passiert nicht selten und ist für mich ein Zeichen dafür, dass immer noch junge Menschen, Menschen generell, angemacht werden, nur weil sie anders aussehen und anders sind als die Masse. Das geht nicht. Da muss man was machen. Und deshalb hat diese Bewegung auch ihren Sinn.

Sie waren in dem Alter Punkerin, haben, damals noch in der DDR, in der Punkband "Leck mich am Arsch" gespielt. Haben Sie als Teenager gerne provoziert?

Loos: Man muss in der Jugend einen Weg finden, sich abzusetzen von den Älteren, man muss sich quasi befreien. Das funktioniert nur über Provokation. In der Pubertät provozieren dich die Kinder zu Tode, mit allem, was ihnen einfällt. Meine Töchter zum Beispiel haben irgendwann angefangen, finstersten Deutschrap zu hören, weil sie genau wussten: Frauenfeindliche Texte sind überhaupt nichts für Mutti (lacht). Ich habe das aber gar nicht erst so bierernst genommen, und zum Glück hatte sich diese Phase dann auch schnell wieder erledigt.

Haben Sie den Eindruck, der Feminismus ist heute ein anderer als vor dreißig Jahren?

Loos: Ja, ich denke, dass die Jugend heute selbstbewusster ist. Die haben sich durch #MeToo und andere Debatten innerlich viel mehr mit solchen Diskussionen beschäftigt als wir in dem Alter. Wenn es jetzt heißt, dass Mädchen in der Schule keine bauchfreien Tops mehr tragen sollen, dann sagen sie: Nein, halten wir uns nicht dran. Oder nur, wenn auch die Jungs keine Tank Tops mehr tragen dürfen. Jungen und Mädchen lernen heute, dass man sich wehren kann und das ist gut so.

Ist der Albumtitel „Das Leben ist schön“ nicht auch fast schon eine Provokation an sich?

Loos: Nee, das finde ich nicht. Auf dem Album sind ja auch nicht nur Songs, die davon erzählen, wie glücklich ich bin, sondern es sind auch melancholische Lieder drauf. Das Leben besteht nicht nur aus rosaroten Zuckerwattewolken. Aber schön ist es eben trotzdem. 

Was macht ein Leben, was macht Ihr Leben schön?

Loos: Ich lebe ein bisschen nach dem Pippi-Langstrumpf-Prinzip. Wenn ich sage, das Leben ist schön, dann ist das Leben schön. Und es ist nicht mehr schön, wenn sich mal ein Stein in den Weg legt. Probleme gehören zu meinem Leben dazu, sie bringen mich weiter und sorgen dafür, dass ich mich als Mensch entwickeln kann. Früher war ich frustriert und traurig sein, wenn Dinge schiefgingen. Heute bin ich eher neugierig auf die Querbalken des Lebens und denke „Interessant, wo kommst du denn jetzt her und welche Lektion wirst du mir wohl beibringen?“ In jedem Kackhaufen der vor dir liegt, ist ein Schatz vergraben, man muss ihn nur finden. 

Sind Sie Optimistin oder Realistin?

Loos: Ich bin Positivistin. Früher musste ich Probleme immer sofort klären, egal, ob meine oder die von anderen. Inzwischen bin ich entspannter. Das Coole am Älterwerden ist, dass der Druck nachlässt, für alles immer sofort eine Lösung parat zu haben. Ich habe gelernt, auf den richtigen Moment zu warten.

Im Titelsong geht es um zwei Menschen, die völlig verschieden sind, aber keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass sie zusammengehören. Geht es da um Sie und Ihren Mann Jan Josef Liefers?

Loos: Na ja, auch. Wer passt schon perfekt zusammen und was soll dieses „perfekt“ überhaupt sein? Ist es perfekt, wenn zwei Leute den gleichen Geschmack, die gleichen Meinungen und die gleichen Interessen haben? Oder ist es perfekt, wenn es eher konträr zugeht? Ich selbst finde wichtig, dass man sich nicht immer alles zurufen muss, um sich zu verstehen. Dass man also einen grundsätzlichen Draht zueinander hat. Wenn du eine tiefe Verbundenheit zu deinem Partner hast und ein starkes Band zwischen euch existiert und du aufgrund dieser Verbindung gestärkt wirst, dann ist das genau das entscheidend und nicht die Unterschiede. Ich fühle mich in meiner Partnerschaft als Mensch gestärkt – das ist für mich ein wertvolles Geschenk.

Und im kommenden Jahr feiern Sie dann Ihren 20-jährigen Hochzeitstag.

Loos: Auch wir haben uns unsere Beulen abgeholt im Laufe unseres Lebens. Aber das ist normal. Man entwickelt sich, wir haben zwei gemeinsame Kinder bekommen und großgezogen und leben in einer Patchwork-Konstellation. Das sind Aufgaben, die nicht immer leicht sind, doch letztlich haben die Krisen uns gestärkt. Ich selbst habe unglaublich große Lust, mich weiterzuentwickeln an meine Themen zu gehen, mal tief abzutauchen und nicht nur an der Oberfläche zu schwimmen, und das erwarte ich auch von meiner Partnerschaft. Eine Partnerschaft, die Schwierigkeiten überwindet, entwickelt sich weiter.

„Anna Loos ist angekommen“ steht im Begleittext für Ihr neues Album. Stimmt das denn?

Loos: Ich bin ein rastloser, ruheloser Typ. Ich habe viel ausprobiert in meinem Leben, habe meine Eltern zur Weißglut getrieben, weil ich jede Woche eine andere Sportart lernen wollte. Und in Brandenburg war es nicht einfach, ständig einen neuen Sportclub für mich zu suchen. Aber ich kannte keine Limits. Wobei ich inzwischen tatsächlich eine größere Ruhe in mein Leben hineinbekommen habe.

Wie das? 

Loos: Ich habe, allerdings schon vor längerer Zeit, angefangen zu meditieren. Ich habe gelernt, auch mal Pausen oder Feierabend zu machen und mir zu sagen „Anna, das schaffst du heute nicht mehr, das machst du morgen und es ist OK so“. Alles in allem würde ich schon sagen, ich bin auf einem guten Weg zu mir.

Ihre Krimireihe „Helen Dorn“ wird 2024 zehn, Ihre Ehe zwanzig, jetzt kommt das Album und dann die Tour. Gibt es eine Riesenparty oder viele kleine?

Loos: Lieber viele kleine. Ich feiere sehr gern. Das Leben ist kurz genug. Warum sollten wir nicht zelebrieren und genießen, dass es uns gibt?

Zur Person: Anna Loos, geboren 1970 in der Kleinstadt Brandenburg/Havel, finanzierte sich ihren ersten Gesangsunterricht bei der bulgarischen Opernsängerin Jana Michailowa als 13-Jährige mit Taschengeld. 1988 flüchtete sie aus der DDR in die BRD. In Hamburg absolvierte sie eine Schauspiel- und Musicalausbildung. Mit ihrem Mann, dem Schauspieler Jan Josef Liefers, verheiratet seit 2004, hat sie zwei Töchter. Als Sängerin stand Anna Loos zehn Jahre lang mit der Rockband Silly auf der Bühne. Nun erscheint nach "Werkzeugkasten" mit "Das Leben ist schön" ihr zweites Soloalbum. Seit 2014 verkörpert Loos in der ZDF- Samstagskrimireihe die titelgebende Kommissarin Helen Dorn. 

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