
Frage der Woche: Zu Weihnachten Gebrauchtes verschenken?

Auch bei den Weihnachtsgeschenken ließe sich in diesem Jahr sparen. Also einfach mal Second-Hand-Ware verschenken oder doch lieber Neues kaufen?
Pro: Gebrauchtes verschenken schont den Geldbeutel
Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. An Feiertagen wie Weihnachten merkt man es besonders stark. Die Geschenke aus vorherigen Jahren vergessen, verstaubt oder eingemottet auf dem Speicher. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie man gute Second- Hand-Geschenke machen kann. Meistens bedeutet das Zeit statt einer hohen Summe Geld zu investieren. Es muss nicht immer auf dem Silbertablett präsentiert werden. Stattdessen sollte man sich wirklich mal Gedanken darum machen, worüber sich Partner, Familie und Freunde freuen könnten.
Bei einem Besuch im Sozialkaufhaus fühlt sich das Stöbern wie eine Schatzsuche an. Alte Buntgläser aus den 60ern, die die Haus-Bar der Eltern vervollständigen würden, das Lieblingskinderbuch des Freundes in einer besonders schön illustrierten Edition oder ein vollständiges „Asterix und Obelix“-Puzzle, das man mit den Neffen zusammenlegen kann. Wieso muss man solche Dinge neu kaufen, wenn es sie für einen Bruchteil des Preises in gutem Zustand gibt?
Gebrauchtes verschenken schont den Geldbeutel und hat einen besseren CO2 Fußabdruck. Natürlich ist es etwas anderes, wenn explizite Wünsche geäußert werden und die Geschenke vom vorherigen Jahr sollte man auch nicht zurückschenken. Stattdessen könnte man Ungebrauchtes und -geliebtes aber bei Sozialkaufhäusern und Second- Hand-Shops abgeben, damit sich jemand anderes daran erfreut. Wer sich lieber durch das Internet klickt, um Geschenke zu suchen, wird auf Plattformen wir Ebay-Kleinanzeigen oder Vinted fündig. Am Ende muss es doch wirklich nicht die Summe oder das Produktionsdatum sein, das zählt, sondern die Gedanken, den man sich gemacht hat. (Lisa Gilz)
Contra: Peinlich, wenn die Wiederverwendung bei der Bescherung auffällt
Bestimmte Dinge sind nicht zur doppelten Verwendung gedacht und in diese Kategorie fällt ganz klar das Weihnachtsgeschenk. Man stelle sich vor: Von den feinen Pralinen und dem exquisiten Wein blieben den Beschenkten nur die halb leere Flasche – ja, der Vino war wirklich gut, ich hab dir noch was übrig gelassen – und die traurigen Überreste der Süßigkeitenschachtel. Geschenke drücken im besten Fall Zuneigung aus, wollen Liebe materiell untermauern. Aber wie viel Wertschätzung steckt denn im gealterten Thermomix mit seinen unzähligen Macken, den die Mama ihrem erwachsenen Kind zu Christi Geburt überreicht (vielleicht mit dem (unter)bewussten Hintergedanken, dass sich das neueste Modell sicher hervorragend auf der eigenen Küchenzeile machen würde)?
Wiederverwertung ist unbestreitbar eine gute Sache. Müll recyceln ist super, Secondhand-Läden sind großartig. Zudem sollte der Konsum von neuen Waren bedacht sein. Manche Menschen neigen zur Strategie: Besser zu viel als zu wenig schenken, denn bei breiter Streuung ist die Wahrscheinlichkeit höher für einen Treffer.
Die größere Geste ist es doch, ein langersehntes Präsent zu bekommen. Neu und frisch. Und wenn einem nichts Passendes einfällt, reicht manchmal eine liebevolle Karte. Auch hier gestaltet sich die Zweitverwertung übrigens schwierig.
Keine Lösung ist es, im letzten Moment panisch das Erstbeste verscherbeln, was man entbehren kann. Ach, diese trockene Lektüre, die seit Jahren im Regal steht, könnte auch anderswo vor sich hin stauben. Richtig peinlich wird es nämlich, wenn die Wiederverwendung bei der Bescherung auffällt: „Sag mal, habe ich dir das Buch nicht vor ein paar Jahren zum Geburtstag geschenkt?“ (Theresa Osterried)
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