"Ghostbusters: Legacy": Die nächste Generation geht auf Geisterjagd
Jason Reitmann transportiert "Ghostbusters" aus den 80ern ins Jetzt. "Ghostbusters: Legacy" ist genau die richtige Mischung aus Hommage und zeitgemäßer Wiederbelebung.
Im Sommer 1984 gab es einen Ohrwurm, vor dem es kein Entrinnen gab: „Who you gonna call? Ghostbusters!“ lautete der Refrain, der über-all aus den Rundfunkgeräten tönte und auch heute noch bei jedem aufrechten Boomer unbeherrschbare Mitsing-Reflexe auslöst. In den Charts bewarb der eingängige Song Ivan Reitmans Fantasy-Geister-Komödie „Ghostbusters“, die in den Kinos weltweit unglaubliche 291 Millionen Dollar einspielte. Bill Murray, Ernie Hudson, Dan Aykroyd und Harold Ramis zogen hier als Quartett mit okkulten, analogen Gerätschaften gegen übernatürliche Phantome ins Feld. Die Spezialeffekte wirken aus heutiger Sicht putzig. Aber im vordigitalen Zeitalter war das der heißeste Scheiß, den man für ein Technik-Budget von vier Millionen Dollar auf die Leinwand zaubern konnte.
Die Ghostbusters wurden in den Ruhestand geschickt
Fünf Jahre später floppte ein Sequel an den Kinokassen dramatisch. Und so wurden die Geister und ihre Jäger in den Ruhe-stand geschickt, bis der Rechteinhaber Sony auf der Suche nach vermarktbaren Retrostoffen an der dicken Staubschicht kratzten. Paul Feigs Remake schickte 2016 mit Melissa McCartey, Kirsten Wiig und Kate McKinnon ein weibliches Team auf Geisterjagd und nun folgt mit „Ghostbusters: Legacy“ eine weitere Wiederbelebung. Regie führt hier Sohnemann Jason Reitman, der das Franchise als Fa-milienunternehmen weiterführt und den Stoff in die Gegenwart transportiert.
Als Callie (Carrie Coon) vom Tod ihres Vaters erfährt, hält sich die Trauer in Grenzen. Schließlich hatte der Mann vor langer Zeit Frau und Kind verlassen, um sich irgendwo im Nirgendwo ungestört seinen wissenschaftlichen Experimenten zu widmen. Aber die alleinerziehende Mutter zweier Kinder ist pleite und so geht es auf nach Summerville in Oklahoma, wo sie Haus und Hof des Vaters als Erbe übernimmt. „Drecksfarm“ nennen die Einwohner das Gehöft am Rande der Kleinstadt, die ihrerseits noch nicht ganz im 21. Jahrhundert angekommen zu sein scheint. Die 12jährige Tochter Phoebe (Mckenna Grace) ist wie der Großvater ein echter Wissen-schafts-Nerd und freundet sich mit dem gleichaltrigen Podcast (Logan Kim) an, der Reportagen zu den vermeintlich übernatürlichen Ereignissen im Ort verfasst. Es dauert nicht lange, bis die beiden im Keller des Hauses die Geisterjäger-Ausrüstung des Opas finden. Der Verstorbene gehörte nämlich zum legendären Ghostbusters-Team in New York, bevor er sich nach Summerville aufmachte, wo er im stillgelegten Bergwerk eine Geisterverschwörung von apokalyptischen Ausmaßen entdeckte.
Das Herz von "Ghostbusters Legacy" sind die Kinderfiguren
Mit genau der richtigen Mischung aus nostalgischer Hommage und inszenatorischer Frische gehen Regisseur Jason Reitman („Juno“) und Co-Drehbuchautor Gil Kenan („Monster House“) die Reanimation des Retro-Stoffes an. Die digitalen Effekte bleiben zurückgenommen und von der altmodischen Geisterfalle bis zum Dienstfahrzeug des 1959er Cadillac Miller-Meteor Sentinel wird die kultige Ausrüstung wieder in Gebrauch genommen.
Das Herz des Filmes sind jedoch die Kinderfiguren, die hier als ungewöhnlich differenzierte Charaktere angelegt sind und von den jungen Talenten mit treffsicherem Humor und viel Herzblut gespielt werden. Die junge Mckenna Grace ist hinreißend als nerdige Außenseiterin, die sich ihres atypischen Teenager-Selbsts bewusst ist, den Mit-menschen mit analytischer Emotionslosigkeit begegnet, aber in wissenschaftlichen Diskursen und der Geisterjagd vollkommen aufblüht.
Und am Ende kommen sogar noch Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson und Sigourney Weaver auf eine Stippvisite vorbei und geben dem lebendigen Retro-Spektakel ihren Segen.
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