Kreml-Flieger Rust besucht seine Cessna in Berlin
Berlin (dpa) - 22 Jahre nach seinem spektakulären Flug nach Moskau hat Kreml-Flieger Mathias Rust (41) seine Cessna im Berliner Technikmuseum besucht. "Es ist, als ob man eine alte Liebe, die man verloren geglaubt hatte, wieder trifft", sagte Rust der "Bild am Sonntag".
Das Museum hatte die geschichtsträchtige Maschine von einem japanischen Sportclub erworben, bei dem sie mehrere Jahre unter freiem Himmel stand. Seit Ende Mai ist sie in Berlin zu besichtigen.
Rust lebt mittlerweile als Geschäftsmann in Estland. Er pendelt nach eigenen Angaben zwischen seiner neuen Heimat, dem Wohnort seiner Eltern bei Hamburg und der Karibik hin und her. In der Karibik hat er eine lukrative Einnahmequelle entdeckt: das Pokern. "Auf einer Jacht habe ich mal an nur fünf Abenden 750 000 Euro gewonnen."
Rust hat finanziell ausgesorgt, wie er selber sagt: "Für meinen Lebensunterhalt muss ich nicht mehr arbeiten." Er veranstaltet Events wie Boot- und Autorennen. Er sei zudem an Maschinenbaufirmen beteiligt. Zurzeit schreibe er an seinen Memoiren, die zum 25. Jahrestag seines Fluges 2012 erscheinen sollen. Geplanter Titel: "Fünf Stunden".
Nach seinem aufsehenerregenden Flug war Rust auch in Deutschland mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Als Zivildienstleistender stach er 1989 auf eine Krankenschwester ein. Er wurde wegen versuchten Totschlags zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. "Auch heute habe ich noch das Bedürfnis, mich zu entschuldigen", sagt er dazu. Später machte er Schlagzeilen mit einem Diebstahl. Privat scheiterten zwei Ehen. In Russland zählt er bis heute zu den bekanntesten Deutschen.
Die Idee zu seinem Flug und der Landung auf dem Roten Platz in Moskau habe er im Herbst 1986 gehabt, nachdem sich der damalige US-Präsident Ronald Reagan und der damalige sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow in Island getroffen hatten. Er habe sich viel von dem Treffen erhofft und sei sehr enttäuscht gewesen, "dass nichts dabei herausgekommen ist". Mit seinem Flug habe er eine "imaginäre Brücke zwischen West und Ost" schlagen wollen.
Der damals 19-Jährige hatte am 28. Mai 1987 die kleine Cessna 172 gemietet und war damit von Uetersen bei Hamburg mehrere hundert Kilometer durch sowjetischen Luftraum geflogen - ohne von der Luftabwehr abgeschossen zu werden.
Rust war für seinen Flug zu vier Jahren Haft verurteilt worden, von denen er 432 Tage absitzen musste. Er bereue seine Tat nicht, sagt er. Gerne wolle er noch einmal nach Moskau fliegen und auf dem Roten Platz landen, "aber nur mit Genehmigung". Rust fügte hinzu: "Und mit Gorbatschow möchte ich mich auch noch treffen."
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