"Kursk" zeigt den Überlebenskampf im U-Boot
Eine wahre Begebenheit liefert Stoff für ein Überlebensdrama. Doch die entscheidenden Kämpfe spielen sich über Wasser bei den Militärs und Matrosen-Frauen ab.
Am 12. August 2000 lief das atombetriebene U-Boot K-141 Kursk aus, um an einem Manöver der russischen Nordflotte in der Barentssee teilzunehmen. Durch einen defekten Übungstorpedo, der explodierte, wurde der Bootskörper schwer beschädigt. Alle 118 Besatzungsmitglieder kamen bei dem Unglück ums Leben. 23 Seeleute konnten sich nach der Detonation in einen abgeschotteten Teil des U-Bootes retten, warteten dort jedoch vier Tage lang vergeblich auf ihre Bergung. Die russische Marine verfügte nicht über die notwendigen Spezialgeräte und lehnte Hilfsangebote von britischer und norwegischer Seite ab.
Nun hat sich der dänische Regisseur Thomas Vinterberg in seinem neuen Film "Kursk" der dramatischen Ereignisse angenommen. Eine interessante Wahl, hat sich der Dogma-Mitbegründer doch weniger durch großformatige Action als intime Gesellschaftsdramen profiliert. Allerdings verfügt Vinterberg über einschlägige Erfahrungen, wenn es um die Erforschung verschworener Gemeinschaften geht: von der dysfunktionalen Familie in "Das Fest" über engstirnige Dorfstrukturen in "Die Jagd" bis zur Beziehungsdynamik einer Hippie-WG in "Die Kommune".
Auch die russischen Matrosen, die er zu Beginn von "Kursk" bei einem rauschenden Hochzeitsfest vorstellt, sind eine fest verschweißte Gemeinschaft. Auf einem abgelegenen Marineposten an der Barentssee leben sie mit ihren Familien. Die glänzenden Tage der russischen Nordmeerflotte liegen lange zurück. Der Sold ist schlecht, die Einsätze spärlich, der Zusammenhalt der Seemänner und ihrer Familien umso wichtiger.
Nach der Explosion des U-Boots teilt sich der Film "Kursk" in drei Erzählstränge
Zum ersten Mal seit Jahren soll die "Kursk" wieder an einem groß angelegten Manöver teilnehmen und die Männer nehmen den Befehl zum Auslaufen mit verkatertem Enthusiasmus entgegen. Wenn das U-Boot in der morgendlichen Augustsonne majestätisch aus dem Hafen ausläuft, ahnt niemand, dass es nie wieder aus dem Meer auftauchen wird. Nach der Explosion des Unterwassergefährts teilt sich der Film in drei Erzählstränge auf.
Der eine begleitet Kapitänleutnant Mikhail Averin (Matthias Schoenaerts), der mit den anderen Überlebenden auf Rettung hofft. Derweil kämpft seine hochschwangere Frau Tanya (Léa Seydoux), nachdem die Nachricht vom Unglück durchgedrungen ist, gegen die bürokratischen Militärstrukturen, die den Vorfall vertuschen wollen. Auf einer dritten Erzählebene versucht der britische Marinekommandant David Russell (Colin Firth) dem russischen Admiral Gruzinsky (Peter Simonischek) seine technische Hilfe zur Bergung der Überlebenden anzubieten. Dessen Vorgesetzter Admiral Petrenko (Max von Sydow) ist jedoch nicht bereit einzulenken, weil er Spionage durch die westlichen Helfer befürchtet.
Mit zunehmender Dynamik verbindet Vinterberg die Geschehnisse unter Wasser, auf hoher See und dem Festland miteinander. Während die Matrosen sich in solidarischer Verbundenheit die letzten Sauerstoffreserven teilen, kulminieren die Ereignisse um die scheiternden Rettungsversuche und die amtliche Informationspolitik. Der dramatische Höhepunkt ist hier nicht der Überlebenskampf unter Wasser, sondern eine Pressekonferenz, in der die Frauen der vermissten Matrosen die verantwortlichen Militärs zur Rechenschaft ziehen. Nicht ein personifizierbarer Bösewicht, sondern der militärische Pragmatismus per se steht auf der Anklagebank. Die russische Admiralität trifft ihre moralische Fehlentscheidung aus einer immanenten Logik heraus.
Bewertung: 4 von 5 Sterne
Der Film "Kursk - Niemand hat ein Ewigkeit" ist ein Drama, das in Belgien, Frankreich und Norwegen gedreht wurde. Die Regie übernahm Thomas Vinterberg. Mit dabei sind die Schauspieler Léa Seydoux, Colin Firth, Max von Sydow und Matthias Schoenaerts. Der Film dauert knapp zwei Stunden.
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