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Landestheater Schwaben
18.03.2018

"Nebel im August": Warum musste Ernst Lossa sterben?

Die Vernichtung unwerten Lebens: Das Landestheater Schwaben in Memmingen bringt „Nebel im August“ auf die Bühne.
Foto: Foto LTS

In seinem Roman erzählt Robert Domes eindringlich, wie ein Junge in die Euthanasie-Falle der Nazis gerät. Jetzt ist „Nebel im August“ auf der Bühne zu sehen.

In kaltes Grau sind die sechs Frauen und Männer gekleidet. Ebenso grau sind die Wände gestrichen. Ein Krankenzimmer? Ein Gerichtssaal? Beides. In diesen tristen Mauern wird behandelt und verhandelt. Hier wird ein 14-jähriger Junge ermordet, und hier stehen die Täter vor Gericht, leugnen, verharmlosen, beschuldigen andere und entschuldigen sich. Bei „Nebel im August“ in Memmingen verwandelt sich das Landestheater Schwaben in einen Ort des Horrors, wo Monster wüten, die aussehen wie normale Menschen.

Intendantin Kathrin Mädler bringt bei dieser Uraufführung Ungeheuerliches auf die Bühne: die sogenannte Euthanasie des Naziregimes, also das gnadenlose Auslöschen von angeblich lebensunwertem Leben. Dieses Leben erhält ein Gesicht. Es geht um Ernst Lossa, Kind aus einer jenischen Familie, das als „Zigeuner“ diffamiert und – obwohl geistig gesund – als „triebhafter Psychopath“ eingestuft wird. Sein Leben und Sterben ist eng mit unserer Region verbunden: Lossa, 1929 geboren, wuchs in Augsburg sowie in einem Erziehungsheim bei Dachau auf. 1942 wurde er in die Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren eingewiesen, 1943 in die Zweigstelle Irsee, wo ihn Pfleger im August 1944 mit einer Überdosis Morphium zu Tode spritzten.

Ein Irseer war es auch, der das kurze Leben von Ernst Lossa und den Mord an ihm aus dem Grau der Geschichte holte. Jahrelang hatte der Journalist Robert Domes die Biografie Lossas recherchiert und 2008 in einem einfühlsamen Roman veröffentlicht. Das Buch, ein „Longseller“, wurde zur Lektüre in vielen Schulen und ist inzwischen auch verfilmt worden.

"Nebel im August": Der regionale Bezug der Tötungsmaschinerie

Nun kommt ein Theaterstück hinzu. LTS-Chefin Kathrin Mädler war schon vor ihrem Start in Memmingen 2016 auf den Stoff aufmerksam geworden. Einerseits interessierte sie der regionale Bezug der Tötungsmaschinerie – das Monströse geschah ja nicht nur irgendwo weit weg, sondern auch vor unserer Haustür, in Schwaben, mit Menschen, die hier lebten. Andererseits sieht Mädler die Nazi-Diktatur noch lange nicht als aufgearbeitet an, will den Schlussstrich-Forderungen der neueren Zeit entgegenwirken. Es gibt ihrer Ansicht nach noch viel zu beleuchten, zu diskutieren, zu analysieren, gerade jetzt, wo rechtsextreme, menschenverachtende Schreihälse sich Gehör zu verschaffen versuchen.

Mädler wollte Domes’ Roman allerdings nicht selbst dramatisieren, sondern beauftragte damit ein Schwergewicht der deutschen Autorenszene: John von Düffel („Vom Wasser“). Der dreht – wohl auch aus theaterpraktischen Gründen – die Perspektive um und erzählt nicht aus der Opfer-, sondern aus Tätersicht. Das hat den Romanautor Domes zuerst irritiert, letztlich aber überzeugt. Lässt sich damit noch stärker die Frage ins Zentrum rücken: Wie konnte das passieren? Wer wurde warum zum Mörder oder zum Handlanger der Mörder?

Grausamer Höhepunkt: der Mord an Ernst Lossa

Im Fall der Euthanasie-Morde von Kaufbeuren und Irsee wurde dies im Jahr 1949 vor dem Landgericht Augsburg verhandelt. Von Düffels Text basiert auf Akten und Zeugenaussagen. Aber er lässt nicht einfach einen Prozess ablaufen, sondern konstruiert eine Collage mit Faktenberichten und Spielszenen. Anfangs geht es – fast zu lange – um Euthanasie generell und die Frage, mit welchen Methoden man sich des Lebensunwerten entledigen kann. Erst in der zweiten Hälfte rückt Ernst Lossa ins Zentrum. Alles ist sehr düster. Der einzige Lichtblick: ein Kind, das die grauen Wände mit bunten Motiven bemalt. Ein poetischer Gegenpol zu all dem Irrsinn.

Regisseurin Mädler hat (zusammen mit dem für Bühne und Kostüme verantwortlichen Ulrich Leitner) für das 100-minütige Dokumentarstück eine – man mag dieses Wort hier fast nicht verwenden – lebendige Form gefunden. Der Krankenzimmer-Gerichtssaal wirkt wie ein hermetisches Labor, in dem die Figuren sich fast experimentell bewegen und die Perspektiven sich ständig verändern. Wobei der Richter als Untersuchungsleiter nicht recht weiterkommt. Das Dokumentarische geht fließend ins Gespielte über – und umgekehrt. Beklemmend und bildstark setzen die sechs Schauspieler des Landestheaters dies in ständig wechselnden Rollen in Szene. Grausamer Höhepunkt: der Mord an Ernst Lossa.

Eine Geschichtsstunde ohne Mief

So gerät „Nebel im August“ zu einer Geschichtsstunde ohne Mief, zu einer Ethiklektion ohne Moralinsäure. Wobei Moralisches natürlich dauernd mitschwingt. In fast jedem Satz geht es um Schuld und Sühne, um Verantwortung und Vertuschung, um existenzielle Fragen nach Obrigkeitshörigkeit, Selbstgerechtigkeit und Unmenschlichkeit. Ja, Hitler und sein Regime hatten willige Helfer.

Am Ende wandeln sich die Deckenlampen zu Scheinwerfern, die nach Schuldigen suchen für die hunderte getöteter Kinder in Kaufbeuren und Irsee. Aber wollen die Richter überhaupt Täter finden und Strafen aussprechen für die Mörder und ihre Helfershelfer? Die Urteile, die sie sprechen, erscheinen jedenfalls lächerlich. Der Direktor der Anstalt etwa, Valentin Faltlhauser, wurde zwar zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, musste allerdings die Strafe nie antreten und wurde 1954 begnadigt. Andere Angeklagte kamen ähnlich glimpflich davon.

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