Leipzig zeichnet Esther Kinsky aus
Esther Kinsky wird auf der Leipziger Buchmesse für ihren Roman „Hain“ geehrt – laut Jury ein „Gesang der Dinge“.
Die Schriftstellerin Esther Kinsky hat den renommierten Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen. Die Jury zeichnete am Donnerstag in der Kategorie Belletristik ihr Buch „Hain. Geländeroman“ aus. Weitere Preisträger sind der Historiker Karl Schlögel in der Sparte Sachbuch sowie Sabine Stöhr und Juri Durkot in der Sparte Übersetzung. Der Preis der Leipziger Buchmesse zählt zu den wichtigsten deutschen Literaturauszeichnungen. Er ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert. Für den Sieg gibt es in jeder Kategorie 15.000 Euro, die fünf Nominierten in jeder Sparte erhalten jeweils 1.000 Euro.
Leipziger Buchmesse: Jury lobt "Hain" von Esther Kinsky
Esther Kinsky erzählt in „Hain. Geländeroman“ (Suhrkamp Verlag) von drei italienischen Reisen einer Ich-Erzählerin abseits der touristischen Pfade. Landschaftsmeditation, Kindheitserinnerungen und Trauer kommen zusammen. „Was für ein stilles, kaum bewegtes, menschenarmes Buch“, hieß es in der Begründung der Jury. „Und zugleich: Was für eine Schule der Wahrnehmung. In der Reizreduktion zeigt sich jedes noch so unscheinbare Detail mit geradezu übersinnlicher Genauigkeit; die Tonlosigkeit steigert sich zum Gesang der Dinge.“ Man werde der unspektakulären Melodie des Buches und der rhythmischen Präzision seiner Sätze nur gerecht, wenn man es langsam lese (AZ-Besprechung 10. März).
Esther Kinsky lebt und arbeitet in Berlin. Das mehrfach ausgezeichnete Werk der 61-Jährigen umfasst Übersetzungen aus dem Polnischen, Russischen und Englischen ebenso wie Lyrik, Essays und Erzählprosa. Kinsky setzte sich gegen die ebenfalls nominierten Romanautoren Isabel Fargo Cole („Die grüne Grenze“), Anja Kampmann („Wie hoch die Wasser steigen“), Georg Klein („Miakro“) und Matthias Senkel („Dunkle Zahlen“) durch.
Preis der Leipziger Buchmesse zeichnet Autoren und Übersetzer aus
In der Kategorie Sachbuch ging die Auszeichnung an den Historiker Karl Schlögel für das Werk „Das sowjetische Jahrhundert. Archäologie einer untergegangenen Welt“ (C. H. Beck). „Karl Schlögel, der sein ganzes Leben in engem Kontakt mit Russland und der Sowjetunion verbracht hat, legt hier eine fesselnde Physiognomik dieses untergegangenen Reichs vor, von dessen herrlich knisterndem Packpapier bis zur eisigen Hölle in den sibirischen Lagern“, hieß es von der Jury. Schlögel (Jahrgang 1948) lehrte bis zu seiner Emeritierung Osteuropäische Geschichte, zuerst an der Universität Konstanz, später an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder. Er ist Autor zahlreicher Bücher zur sowjetischen und osteuropäischen Geschichte.
Den Preis für die beste Übersetzung erhielten Sabine Stöhr und Juri Durkot für die Übertragung des Romans „Internat“ von Serhij Zhadan aus dem Ukrainischen (Suhrkamp). Der Konflikt zwischen der ukrainischen Regierung und moskautreuen Separatisten ist der Hintergrund für Zhadans Buch. (dpa)
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