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Lesen
06.03.2020

Stadtbüchereien im Wandel: Zu Gast unter Büchern

Stadtbüchereien mussten sich wandeln. Sie sind zu Treffpunkten geworden. Hier kann man lesen, spielen und arbeiten.

Im dänische Aarhus glitzert sie wie ein eben gelandetes Ufo im Hafen, in Doha sticht sie von oben wie ein weißes Blatt Papier aus dem braunen Wüstensand, in Stuttgart gleicht sie einem Stapel Bücher, der nachts blau angestrahlt wird, und im chinesischen Tianjin werden gewaltige Regalreihen zum beliebten Selfie-Hintergrund. Die moderne Stadtbücherei. In Augsburg steht sie wie ein offenes Buch am Ernst-Reuter-Platz. Ein wenig hineingezwängt zwar zwischen Stadtmarkt, Parkhaus und Geschäftshäusern, aber ihre Glasfront wirkt einladend, denn sie lenkt schon von draußen den Blick nach innen: auf ein Café im Erdgeschoß, auf Menschen, die in bunten Kunstledersesseln sitzen oder auf Sitzsäcken fläzen, auf Männer und Frauen an Tischen mit Laptops vor sich, auf Regale mit Büchern natürlich auch.

Augsburger Stadtbücherei wird 100 Jahre alt

Vor 100 Jahren, am 5. März 1920, öffnete sie erstmals ihre Türen in einem Anbau der Staats- und Stadtbibliothek. Viele Jahre haben die Augsburger dafür gekämpft, ein neues Gebäude mitten in der Stadt zu bekommen, eines, das mehr ist als nur eine Ausleihstation für Bücher. „Die Rechnung ist aufgegangen“, sagt Jutta Olbrich und untermauert das nicht nur mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck, sondern auch einer Zahl: Um 60 Prozent ging die Besucherzahl nach dem Umzug nach oben. Jutta Olbrich – mittellange braune Haare, sympathisches Lächeln, seit 1991 Bibliothekarin – sitzt in ihrem Büro im 2. Stock. Von hier aus leitet sie die Augsburger Stadtbücherei kommissarisch, bis am 1. April die neue Chefin Tanja Erdmenger ihre Stelle antritt. Jutta Olbrich ist ein echtes Büchereikind, erzählt sie, ihren Lesehunger stillte sie mit Bücherstapeln aus dem Bücherbus und der Pfarrbücherei in Hochzoll. Doch mit dem, was sie als Kind einst kennenlernte, hat das, was heute ihr Arbeitsplatz ist, nicht mehr viel zu tun. „Die Bücherei ist ein Ort der Begegnung und der Kommunikation geworden“, sagt sie.

Dieser Bedeutungswandel kommt nicht von ungefähr. Im Zuge der digitalen Revolution stellte sich für viele Büchereien die Existenzfrage. Weltweit suchen sie nach neuen Wegen, die sie durch das digitale Zeitalter führen. Denn wozu Büchertempel, wenn einige Mausklicks alles auf Smartphone oder Laptop holen, was früher auf Seiten gedruckt wurde! Im amerikanischen San Antonio verfuhr man ganz konsequent und verzichtete schon in den 90er Jahren auf Bücher. Stattdessen gibt es Räume mit Computern. In Tianjin ging man in die entgegengesetzte Richtung und inszenierte mit 1,2 Millionen Bänden die Bibliothek als Erlebnisraum – mit eingangs beschriebenem Effekt. In London wurden Stadtteilbüchereien in „idea stores“ verwandelt. Hier werden Bücher ansprechend präsentiert, außerdem gibt es Yoga- und Salsakurse, dazu noch Informationen über Wohnförderung.

Überall werden Büchereien zu gesellschaftlichen Treffpunkten der Stadt, in denen man ohne Mühe den ganzen Tag verbringen kann. Sie sind Wohlfühlorte mit bequemen Lounges, mit Café oder Restaurant, mit großen Freiflächen zum Verweilen, mit Arbeitsräumen und Gaming-Areas, Veranstaltungssälen und Spielflächen für Familien. „Vor allem sollte eine Bücherei ein Ort für Menschen sein, nicht für Bücher“, bringt es Rolf Hapel, der Direktor der Aarhuser Bibliothek Dokk1 auf den Punkt.

Sprachkurse, Literaturabende, Ferienprogramm, Schreibwerkstatt

In Augsburg kann man leicht erkennen, wo es hier zum Kinderbereich geht. Fünf Buggys, schön in Reih und Glied vor einer Stellwand geparkt, sind ein sicheres Indiz. Dahinter flitzen Dreijährige strumpfsockig um die Bücherkisten herum, Mütter sitzen auf den kleinen Kinderstühlen und unterhalten sich. Ein großes „Mensch ärgere dich nicht“-Spielbrett wird zweckentfremdet als Liegefläche, um zu schmökern. Auf einer Bank an der Wand kuschelt sich der kleine Hassan an seinen Vater Ahmet, der ein Bilderbuch auf dem Schoß hat. Die beiden sind – wie viele hier – Stammgäste in der Kinderecke. „Nachmittags ist es hier meistens rappelvoll“, berichtet Jutta Olbrich. Mit andächtiger Bibliotheksstille hat das dann wenig zu tun. Aber auch die Augsburger Stadtbücherei ist ja längst nicht mehr nur aufs Lesen beschränkt. Hier kann man Sprachkurse besuchen und in Literaturkreisen diskutieren. Der Stadtjugendring hat eine Anlaufstelle im ersten Stock und das Büro für Bürgerschaftliches Engagement residiert unter dem Dach. Ferienprogramme finden statt, ebenso eine Schreibwerkstatt und unterschiedliche Workshops.

„Dritte Orte“ nannte der amerikanische Soziologe Ray Oldenburg diese öffentlichen Treffpunkte einer Gesellschaft. Neben dem ersten Ort Wohnung und dem zweiten Ort Arbeitsplatz finden die Menschen an einem dritten Ort zusammen, wo sie miteinander kommunizieren können wie in Cafés, Geschäften, Kinos, der Volkshochschule oder eben Büchereien. Die haben gegenüber den anderen in dieser Liste allerdings einen großen Vorteil: Sie sind nicht auf Kommerz ausgerichtet. Weder Eintritt noch Konsum werden hier verlangt. Der Ausweis, der mit einer Jahresgebühr verbunden ist, ist für den Aufenthalt nicht nötig. Keiner fragt, warum man hier ist, ob es noch ein Getränk sein soll oder ob man helfen kann. Diese Freiheit von Konsum senkt die Schwellenangst enorm. Die Bücherei ist der öffentliche Raum in einer Stadt, der für jedermann zugänglich ist und an dem alle willkommen sind.

Mehr Besucher als in Fußballstadien

Und sie kommen in Scharen, kann man einem Bericht des Deutschen Bibliotheksverbandes entnehmen. Mehr Besucher als in Theater oder Museen, auch mehr als in Fußballstadien gehen, zählen die rund 9400 Büchereien in ganz Deutschland. 220 Millionen waren es 2018, wie der Verband zuletzt ermittelte. Für die einen ist die Bücherei Wohnzimmerersatz, andere nutzen sie als Treffpunkt, an dem sie Menschen begegnen und sich vernetzen können, für wieder andere ist sie Büro und Lernort.

„Bibliotheken sind mittlerweile zum Geheimtipp für die Coworkingspace-Szene geworden“, sagt der Bibliotheksexperte Jonas Fansa von der Humboldt-Uni Berlin. Er hat ein Buch mit dem schönen Titel „Bibliotheksflirt“ geschrieben und sich darin vor allem auf die wissenschaftlichen Bibliotheken fokussiert, die eine klare Zielgruppe haben. Auch da hat er schon festgestellt, dass die Bücherhallen gern auch fern ihrer eigentlichen Bestimmung genutzt werden. „Die Berliner Staatsbibliothek am Potsdamer Platz ist als Heiratsmarkt für Akademiker bekannt“, deutet er an.

"Rundum-Sorglos-Paket" für die Besucher

Für öffentliche Büchereien gehöre es noch viel mehr dazu, sich auf Multifunktionalität einzustellen. Sie böten mittlerweile eine Art „Rundum-sorglos-Paket“ für ihre Besucher. Steckdosen, WLAN, Arbeitsplätze, Gruppenräume, eine kleine Gastronomie, all das sorge für die hohe Aufenthaltsqualität und forme das, was Fansa die „Marke Bibliothek“ nennt.

Um keine Zweifel aufkommen zu lassen: Natürlich ist das Kerngeschäft der Bibliotheken die Ausleihe, die nach und nach zur „Onleihe“ mit 24-Stunden-Verfügbarkeit wird. „Die Zahlen sind stabil“, konstatiert Jonas Fansa. Allerdings verlagere sich die Ausleihe von den physischen Medien hin zu digitalen Angeboten. Ein großer Widerspruch zur herkömmlichen Form von Bücherei ist das aber nicht. Denn Tatsache ist, dass es sowieso ein wenig zu kurz gedacht ist, Bibliotheken nur als Ort der Bücher zu begreifen. Schon immer ging es dort nicht vorrangig um das Medium, sondern um das, was in ihm steckt: Wissen nämlich, auch Geschichten und Bilder. Egal ob das in der berühmten Bibliothek von Alexandria auf Schriftrollen festgehalten war oder nun in San Antonio auf digitalen Datenträgern.

Die digitale Revolution bedeutet auch eine Chance

Die digitale Revolution bedeutet für die Büchereien also auch eine Chance. Mit ihren digitalen Angeboten hätten sie eine große Bedeutung als Vermittler neuer Kulturtechniken bekommen, meint Jonas Fansa. Und nicht nur das: „In einer Zeit der Ortlosigkeit, in der man überall und zu jeder Zeit Informationen abrufen kann, steigt das Bedürfnis nach Zusammengehörigkeit und Geborgenheit.“ Bibliotheken seien solche „Anker-Orte“, an denen die Menschen Gemeinschaft finden und erleben können.

Manchmal geht es aber auch einfach nur darum, einen wetterfesten Raum um sich zu haben. Auch Wohnungslose gehören zur Klientel von Büchereien. Jutta Olbrich in Augsburg hat schon einen Blick dafür, wer kommt, weil er sonst nirgendwo hinkann. Der Leitspruch der Augsburger Stadtbücherei „für alle offen“ gelte auch hier, sagt sie. Nur wenn die Geruchsbelästigung tatsächlich störend werde, gehe sie diskret auf die Männer und Frauen zu und bitte sie, auf die Hygiene zu achten. In Stuttgart, wo die Bibliothek in Bahnhof-Nähe liegt, hat man schon in Erwägung gezogen, Duschen einzubauen.

Also auch Wärmestuben sind die Büchereien von heute geworden. Was dazu wohl Karl Benjamin Preusker gesagt hätte? Er gilt als Wegbereiter des öffentlichen Bibliothekswesens. Im sächsischen Großenhain gründete er 1828 die erste Bücherei Deutschlands – nicht nur, um Wissen und Bildung allen Bürgern zugänglich zu machen, sondern auch „zur Abhaltung von Wirtshausbesuch, Müßiggang und Unsittlichkeit“ – wobei Abhaltung hier wohlgemerkt verhindern bedeutet. Sehr weitsichtig gedacht. Denn als soziale Zentren einer Gesellschaft erfüllen die Bibliothek diesen Zweck ja immer noch.

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