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  3. Leipziger Buchmesse: Lesenswerte Botschaften aus der deutschen Geschichte

Leipziger Buchmesse
19.03.2019

Lesenswerte Botschaften aus der deutschen Geschichte

Neues Leben ersteht in den Trümmern: Ein junger Mann pflegt 1947 ein Gemüsebeet mitten im zerstörten Dresden (hinten das Neue Rathaus). Heute hieße das „Urban Gardening“.
2 Bilder
Neues Leben ersteht in den Trümmern: Ein junger Mann pflegt 1947 ein Gemüsebeet mitten im zerstörten Dresden (hinten das Neue Rathaus). Heute hieße das „Urban Gardening“.
Foto: Deutsche Fotothek/Richard Peter sen./picture alliance

Zu Recht für den Sachbuchpreis nominiert: Zwei Bücher werfen neue, spannende Blicke auf die Nachkriegszeit - und auf die Besonderheit deutscher Ängste.

Wie wichtig es für den Einzelnen wie für Nationen ist, die eigene Vergangenheit zu kennen, lässt sich mit tausend klugen Worten untermauern. Richard von Weizsäcker sagte: „Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.“ Von André Malraux stammt der Satz: „Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern.“ Schön und wahr. Bloß wie? Denn um auch wirklich etwas zu sehen und zu verstehen, muss man den Blick freibekommen für das echte Leben im Historischen und für die prägenden Muster im Strom der Zeit. Bei der Leipziger Buchmesse sind nun zwei Werke für den Preis als bestes Sachbuch nominiert, mit denen das beispielhaft gelingt. Beide beschreiben die deutsche Nachkriegszeit und haben damit auch Wesentliches über unsere Gegenwart zu sagen, Fragen zu unserer Zukunft zu stellen.

Dabei ist die Leistung von Harald Jähner in „Wolfszeit“ zunächst vor allem, dass er den meist standardisierten Blick auf die Zeit von 1945 bis 1955 aufbricht. Heimkehrende Soldaten, Trümmerfrauen, Flüchtlingsschicksale, Schwarzmarktgestalten: „Diese wenigen Bilder sind visuell so stark, dass sie wie ein immer gleicher Stummfilm die öffentliche Erinnerung an die ersten Nachkriegsjahre strukturieren. Dabei fällt das halbe Leben unter den Tisch“, schreibt der langjährige Feuilletonchef der Berliner Zeitung. Und löst sein hier anklingendes Versprechen, die andere Hälfte zu beleuchten, dann eindrucksvoll ein.

"Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf"

„Wolfszeit“ heißt das Buch, weil jene Zeit des großen Mangels (der Hungerwinter 46/47!), des verbreiteten Mundraubs und des florierenden Schwarzmarktes oft mit dem Hobbes’schen Satz charakterisiert wird: „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.“ Und selbstverständlich lässt Jähner die herrschende Not und die (oft gegen Frauen gerichtete) Gewalt, die Verdrängung der Vergangenheit und die Angst vor der Zukunft nicht weg. Er zeigt auch, welche Folgen die Niederlage für das Selbstbild der Deutschen hatte: „Was sie im Nationalsozialismus als Volksgemeinschaft glühend gefeiert hatten, erschien ihnen nach dem Krieg als aufgezwungener Bund missliebiger Ethnien. Dieser wiederum wurde in den Jahren des Aufschwungs in eine unsentimentale Kompromissgesellschaft verwandelt, in der sich alle nur leidlich gut behandelt fühlten. Ein neuer Nationalismus ließ sich auf diesem solide zerstrittenen Fundament kaum bauen – kein schlechter Ausgangspunkt für die junge Demokratie.“ Was sagt uns das heute?

Vor allem aber leuchtet Jähner aus, wie gerade in Chaos und Düsternis der ersten Jahre das Leben sofort zu pulsieren und zu leuchten begann. Ein Münchner: „Ich ging monatelang jeden Abend zum Tanzen, obwohl es selbstverständlich keinen Alkohol und nichts zu essen gab. Es gab nur ein saures Getränk, Molke genannt. Ich und alle anderen Tanzwütigen haben sich jeden Abend so amüsiert, waren so fröhlich wie später trotz Abendessen und Alkohol selten.“ Die Theater hatten traumhafte Auslastungen, bereits 1946 wurde in Köln wieder Karneval gefeiert, Magazine und Zeitungen wurden ebenso gegründet wie Gewagteres à la Beate Uhses Vertrieb für „eheliche Hygieneartikel“. Schwabing wurde zu „Schwabylon“ samt Bohème. Die Zeit des Chaos ist auch die der Freiheit, die Zeit der versehrten Männer ist auch die der zu neuem Selbstbewusstsein findenden Frauen … Und diese Zeit vieler Ängste, vor Armut und Gewalt, vor der Konfrontation mit der Nazivergangenheit und Vergeltung, vor einer Zukunft unter Besatzung und ohne Perspektiven, ist auch die einer intensiven, selbstverantwortlichen Glückssuche, in denen die Deutschen einiges gelernt haben: über Marktwirtschaft und Liebe, über sich, die anderen und die Freiheit. Manches davon scheinen sie heute wieder vergessen zu haben …

Inwiefern Ängste generell die Geschichte der Bundesrepublik in der Nachkriegszeit geprägt haben und bis heute prägen, das wird im anderen nominierten Buch zur deutschen Geschichte untersucht. Das Cover wirkt mit dem Titel „Republik der Angst“, gedruckt auf Schwarz-Rot-Gold, geradezu melodramatisch – der Inhalt aber ist differenziert, erhellend, spannend. Ein großer Wurf des in Kalifornien lehrenden Geschichtsprofessors Frank Biess. Denn er betont zwar einerseits, dass die Deutschen mit der in ihre Identität eingebrannten Erinnerung an den Holocaust auf dem Weg in die Zukunft eine Hypothek der Verunsicherung mit sich trugen wie keine andere Nation. Aber andererseits geht es Biess eben nicht bloß um die allzu viel bespiegelte „German Angst“ – sondern gerade um Vielfalt und Vieldeutigkeit der Nachkriegsgefühle. Um Angstzyklen.

Die apokalyptische Angst vor Umweltzerstörung und Atomkrieg

Nicht chronologisch, sondern thematisch ordnet er darum seine Untersuchung, findet etwa – für die Jahre prägend – eine „apokalyptische Angst“ vor Umweltkollaps und Atomkrieg. Die wirkten in den Achtzigern nirgendwo so mächtig wie hierzulande und sind heute wieder da. Er beschreibt auch „Revolutionäre“ und „Demokratische Angst“ wie in den Sechzigern und Siebzigern: zwischen Altnazis und Linksterror, Herrschaft durch Notstandsgesetze und Überforderung durch die individuelle Freiheit …

Und das ist auch dank des entschiedenen Zugriffs eben weit mehr als nur ein erhellender Rückblick. Denn Biess resümiert: „Die Angstgeschichte nach 1945 trug paradoxerweise auch zur Stabilisierung und letztlich dem ‚Erfolg‘ der Bundesrepublik bei.“ Das heißt, dass manches gerade dadurch eben nicht passiert oder eskaliert ist, weil die Angst der Deutschen zur rechtzeitigen Kritik und zum Umsteuern geführt hat. Biess: „Die historische Erfahrung eines weitgehenden Ausbleibens einer imaginären katastrophalen Zukunft kann heute kaum mehr handlungsleitend sein. Lieber sollten wir uns gut überlegen, wovor wir uns ängstigen wollen. Denn diese Ängste könnten in der Tat die Zukunft verhindern, die sie imaginieren.“

Dass sich die Deutschen der Demokratie grundsätzlich nicht sicher sind – es könnte helfen.

  • Harald Jähner: Wolfszeit. Deutschland und die Deutschen 1945–1955. Rowohlt, 480 S., 26 €.
  • Frank Biess: Republik der Angst. Eine andere Geschichte der Bundesrepublik. Rowohlt, 624 S., 22 €.
  • Nominiert sind neben den im Artikel vorgestellten auch noch diese Sachbücher:
    - Marko Martin: Das Haus in Habana. Ein Rapport (Wehrhahn Verlag)
    - Lothar Müller: Freuds Dinge. Der Diwan, die Apollokerzen & die Seele im technischen Zeitalter (Die Andere Bibliothek)
    - Kia Vahland: Leonardo da Vinci und die Frauen. Eine Künstlerbiographie (Insel Verlag)
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