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Märchen und Sagen
08.11.2018

Liebe, Sex und Crime: Warum uns Märchen glücklich machen

Matthias Fischer betreibt das sogenannte Märchenzelt beim Abraxas in Augsburg.
Foto: Ulrich Wagner

Märchen sind nicht nur etwas für Kinder. Matthias Fischer ist einer der wenigen professionellen deutschen Märchenerzähler und erklärt die Geheimnisse seiner Kunst.

Wenn es draußen kalt und dunkel ist, knistert in der Mitte des warmen Märchenzelts das Lagerfeuer. Funken schlagen gegen den großen darüber hängenden Punschkessel. Rauch zieht nach oben in den Nachthimmel fort. Die hellrot-golden lodernde Glut des langsam verglühenden Birken- und Buchenholz strahlt nicht nur Behaglichkeit, sondern auch meditative Ruhe aus, wenn Matthias Fischer wie auf einer Waldlichtung in der Mitte seiner rund herum sitzenden Zuhörer Märchen erzählt. Am Abend sind es keine Kinder, sondern Erwachsene aller Altersgruppen, die dem 53-Jährigen zuhören. Sie lassen sich wie Generationen längst vergangener Zeiten von der Jahrtausende alten Tradition frei erzählter Märchen und Sagen faszinieren.

„Die Erwachsen hören deshalb gerne Märchen, weil sie in eine andere Welt eintauchen können, das berührt sie und sie fühlen sich dadurch wohl“, sagt Matthias Fischer. Seit über 20 Jahren ist er einer der wenigen hauptberuflichen Märchenerzähler im deutschsprachigen Raum. Der Augsburger liest nicht etwa aus einem großen dicken Buch vor, sondern erzählt die meist weniger bekannten Märchen frei. Ähnlich, wie sie lange überliefert wurden, bevor sie irgendwann jemand aufschrieb. Jede Geschichte an einem Abend wird dadurch etwas Besonderes und Einmaliges.

Märchen der Gebrüder Grimm als enterotisierte Erwachsenengeschichten

„Erzählen ist ein Akt der Zuwendung, im Vergleich zum Vorlesen oder einem Hörbuch ist das etwas sehr Persönliches“, betont Fischer. Bei seinen meisten Zuhörern knüpft er – auch wenn seine Märchen für Erwachsene meist anspruchsvoll sind – an unterbewusste Erinnerungen und Glücksgefühle der Kindheit an. Er will im besten Fall ein Wohlgefühl auslösen, das mindestens einen Abend währt. „Die Kunst des Erzählens ist, dass jeder Zuhörer spürt, dass die Geschichte eigentlich in diesem Moment persönlich nur für ihn allein erzählt wird.“

Dass Märchen nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene glücklich machen können, liege in ihrer Tradition: „Ursprünglich waren Märchen eher Erwachsenengeschichten, die sich Erwachsene untereinander erzählt haben. Die Kinder haben damals einfach zwangsläufig zugehört.“ Erst Wilhelm und Jacob Grimm machten aus den Märchen Kindergeschichten – aus einem profanen Grund. Ihr Verleger soll auf die Idee gekommen sein, die Grimm’schen Literatursammlungen unter dem Titel „Kinder- und Hausmärchen“ erscheinen zu lassen, da sich zuvor Grimms Sammlungen fremder Texte ohne das Wort „Kinder“ im Titel kaum verkauft hätten. Nach den sich dann einstellenden Erfolgen der Geschichtensammlungen enterotisierten die Grimms Erwachsenenmärchen und richteten sie auf Kinder aus. So wurde beispielsweise Charles Perraults „Le Petit Chaperon“ das Grimm’sche „Rottkäppchen“. Den rettenden Jäger schrieben erst die hessischen Brüder hinein.

Geschichten wecken Emotionen, Sehnsucht und Wachträumen

Der heutige Zugang der Erwachsenen zu Märchen verlaufe auf der emotionalen Ebene. „Männer tun sich beim allerersten Schritt damit schwerer“, sagt Fischer, dessen Kundenkartei fast ausschließlich Frauennamen zählt. „Die Frauen entscheiden über den Besuch im Märchenzelt, auch wenn am Abend mein Publikum dann doch fast zur Hälfte aus Männern besteht.“ Auch wenn Männer Märchen zunächst vor allem als gute Unterhaltung sehen, lassen sie sich beim Erzählen dann auch emotional davon berühren, wie Fischer beobachtet.

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Ohnehin seien die meisten Märchenhelden männlich und die üblichen Königstöchter passive Prinzessinnen, die am Ende verheiratet werden. „Die bekannteste Ausnahme ist Aschenputtel, wo nicht nur der Prinz alles unternimmt, um seine Angebetete zu finden, sondern auch die Frau eine starke selbstbewusste Rolle spielt“, sagt Fischer. „Dieses paritätische Miteinander dürfte mit einer der wesentlichen Gründe sein, warum Aschenputtel bis heute zu den erfolgreichsten Märchen der Welt gehört.“

Dreh- und Angelpunkt des Erfolges der Märchen auch bei Erwachsenen sei aber bis heute die Sehnsucht nach einem Wunder. Während des Erzählens und der Spannung der Geschichten erleben es die Zuhörer im besten Fall mit. „Dieses Wachträumen läuft genau auf diesen Punkt zu und dieses Kopfkino ist oft schöner als das richtige Kino, weil es aus inneren Bildern und eigenen Träumen zusammengefügt wird.“ Damit zapfe jedes erzählte Märchen auch das Unterbewusstsein an.

Matthias Fischer ist hauptberuflich Märchenerzähler

Dazu gehört, dass Fischer sein Handwerk als professioneller Erzähler beherrscht. „Es muss nicht klingen wie Jacob Grimm persönlich, sondern authentisch, wie jeder Mensch eine gute Geschichte erzählt, die er selbst erlebt hat.“ Fischer, der Sprecherziehung studiert und als Radiomoderator gearbeitet hat, lernt deshalb nicht die Märchen wie ein Schauspieler auswendig, sondern versucht, jede Erzählung fließen zu lassen. „Natürlich habe ich mir früher aber auch Märchen der Grimms mit ihrer wunderbaren Sprache und ihrem erzählerischen Fluss Wort für Wort reingepaukt. Das hilft mir heute beim freien Erzählen.“ Auslöser seiner Liebe zum Märchen war ein Buch über Indianer-Märchen aus einem Augsburger Verlag, auf das er bei Freunden gestoßen war. „Es hat mir irre Freude gemacht, mir daraus allein für mich selbst laut vorzulesen.“

Als er später von einer professionellen Märchenerzählerin aus Karlsruhe hörte, wollte er etwas Ähnliches machen. „Das war zunächst ein Hobby, ich habe überhaupt nicht daran gedacht einen Beruf daraus zu machen.“ Doch nach fünf Jahren Hobbyerzählens machte Fischer es 1995 dann doch zum Beruf. „Ich hatte eine Berufung gespürt, die mich all die Jahre, bis heute, trägt.“ Inzwischen ist sein Märchenzelt hinter dem Augsburger Abraxas weit über Bayerns Grenzen bekannt. Heute besitzt Fischer über tausend Märchenbücher, teils mit jeweils über hundert Geschichten darin. Die Erwachsenenmärchen, die er erzählt, spannen den ganzen Bogen von Liebe und Eros, Sex and Crime bis hin zu hierzulande kaum bekannten Erzählungen aus fernen Ländern, die nicht selten mit einer Frage enden, wie man selber in einer existenziellen Frage handeln würde.

Feuer und Märchen für Glücksgefühle und Kopfkino

Manchmal geht es auch ums Glück. Nicht unbedingt wie im Kunstmärchen vom Hans im Glück, der anfangs mit einem großen Klumpen Gold als Lohn für harte Arbeit solange tauschend durchs Leben geht, bis er am Ende mit Nichts, aber glücklich von allem Ballast befreit dasteht. „Das Märchen stellt alle uns bekannte Dramatik auf den Kopf und bereitet uns deshalb auch so viel Vergnügen“, sagt Fischer. „Aber die moderne Interpretation vom Weniger ist Mehr und der beglückten Erkenntnis der Befreiung von materiellen Zwängen deckt sich mit der Lehre vieler Religionen, dass das Loslassen dem Glück zuträglicher ist, als das Anhäufen von Besitztümern.“

Auch Fischer schätzt einen einfachen Glücksmoment bei seiner Arbeit: „Wenn ich das Feuer anzünde und es brennt, bin ich jedes Mal sehr zufrieden“, sagt er. „Das Feuer ist eine sehr archaische Form des Lichts und soll angeblich über Endorphine Glücksgefühle auslösen, wenn man hineinschaut.“ Und sein Feuer, dessen ist sich der Erzähler bewusst, steht im Zentrum seines Märchenzelts mindestens genauso im Mittelpunkt wie er: „Ich bin nicht der Star, ich bin nur der Transporteur des Kopfkinos.“

Info Das Programm von Matthias Fischers Augsburger Märchenzelt finden Sie unter www.maerchenzelt.de.

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