Light-Konzert von Metallica in München? Wenn nichts mehr ängstigt
Metallicas Konzert im Münchner Olympiastadion hat etwas von einem Familienfest. Mit viel Nettigkeit, großer Routine - und einem "Schickeria"-Cover.
Das einzig Dämonische an diesem Freitagabend sind die Grimassen von Lars Ulrich am Schlagzeug; und das Einzige, was weh tut, ist, dass der Sound einfach zu leise ist für ein Metal-Konzert in einer Riesenarena wie dem ausverkauften Münchner Olympiastadion. Ob es daran liegt, dass auch die 69.000 Zuschauer zwar immer wieder die Fäuste und die Stimmen erheben, aber so gar nicht in wilde Extase verfallen?
Metallica in München: Ein Konzert voller Routine
Nein, denn das hier ist eine Show von Metallica, der nach dem Ende von Black Sabbath heute wohl weltweit größten Band des Genres – und nach über 35 Jahren Metallica sind die Herren alle ihre einst zahlreichen zu Musik gewordenen Dämonen einfach los, und ihre Fans sind so mit ihnen gereift, dass sie Sänger und Rhythmusgitarrist James Hetfield mit inzwischen ergrautem Bärtchen längst „Metallica Family“ nennt.
Von Liebe und Spaß spricht er denn auch an diesem spätsommerlich mild wirkenden Abend in München: Die Wucht und die Wut und die Düsternis dieser Musik zu feiern, das ist der gemeinsame Genuss dieser Familie. Und einer wie Hetfield, der ja einst reichlich in Abgründe geblickt hat, muss dafür eben nicht den bösen Zeremonienmeister markieren, er ist mit inzwischen 56 einfach ganz der nette, gelöste Papa mit „dem besten Job der Welt“. Und den verrichtet er mit den Kollegen Ulrich, Hammett und Trujillo dann auch über zweieinhalb Stunden hinweg in bester Routine, stimmlich wie instrumental. Und irgendwelche Kommentare zum Zustand der Welt oder Übertragungen ihrer Inhalte auf die Gegenwart gehörten bei den Kalifornier ja noch nie dazu.
Freudig hinein in jene Routine also. Denn nach den vielen Spezialprogrammen der vergangenen Jahre zu Jubiläen ihrer Großwerke „Master of Puppets“ und dem Schwarzen Album oder einem B-Seiten-Extra, gibt es an diesem Abend wie bereits beim Hallenkonzert nebenan in der Olympiahalle zur Scheibe „Hardwired... To Selfdestruct“ halt eine aktuell aufgelockertes Best-Of.
Bloß hakt zu Beginn die Routine gleich mal. Denn das seit vielen Jahren zur Eröffnung eingespielte Video aus dem Kult-Western „The Good, The Bad & The Ugly“ samt Morricone-Song wird auf der rund 40 Meter breiten Riesenleinwand, die die Vier hinterfängt, nur mit technischen Problemen und Aussetzern angezeigt. Aber dann geht’s doch dahin: „Hardwired“ und „The Memory Remains“, „Ride The Lightning“ und „Harvester of Sorrow“, dann mit „The Unforgiven“ auch der erste Song aus jener Zeit, als Metallica mal veritable Pop-Stars waren. Aber auch das haben sie überwunden und in die Routine mit eingepflegt. Hochgeschwindigkeits-Bretter wie „Spit Out The Bones“ zum Beginn der Zugaben könnten sie womöglich (siehe Ulrich) ohnehin nicht mehr den ganzen Abend lang durchhalten – es folgen also zum Abschluss die Top-Hits „Nothing Else Matters“ und „Enter Sandman“. Und ein hübsches Feuerwerk für die Familie.
Metallica covert beim Konzert in München wieder die Spider Murphy Gang
Die durfte zuvor auch schon ein bisschen Knallerei bestaunen, zu „One“ in feinster Routine in kriegerischen Salven serviert. Allerdings gab's diesmal keine so fortschrittliche Idee mehr wie in der Halle noch, als Drohnen aus dem Bühnenboden ausschwärmten und im Flug Lichtformationen bildeten, bloß hübsche Laser-Effekte von drei Lichttürmen im Publikum aus. Dafür durften die Zehntausenden freilich auch wieder reichlich mitsingen, etwa bei „Sad But True“, „Master of Puppets“, „For Whom The Bell Tolls“ und „Seek & Destroy“. Und ganze 18 Songs genügen Metallica bei den teilweise episch ausgreifenden und sich brechenden Thrash-Stücken ja ohnehin, um die zweieinhalb Stunden zu füllen – auch das eindrückliche Instrumental „Call of Ktulu“ mitgezählt.
Nicht allerdings ein Schmankerl, das langsam auch schon zu Metallica-Routine zu werden scheint: ein Cover aus der jeweiligen Stadt, in der die Herren an diesem Tag spielen. In der Halle in München war es zuletzt „Skandal im Sperrbezirk“ von der Spider Murphy Gang. Und auch diesmal greift das erprobte Coverduo Hammett/Trujillo wieder zur gleichen Band und führt in die „Schickeria“. Und wieder witzig, wie Rob, der bullige Basser, das zu singen versucht. Oder einfach nett eben, wie dieser ganze Abend mit einer Thrash-Metal-Band und ihrer Familie.
Und Fortsetzung wird folgen. Das haben sie freilich auch gleich versprochen. Ist doch wirklich auch eine schöne Routine, so eine Weltreise mit lauter Familienfesten. Vielleicht ein bisschen Metallica light, dafür aber sicher auch München bright – hell statt düster, freudig und glücklich also.
Hinweis: In einer früheren Version des Artikels wurden zwei falsche Songtitel genannt. Diese haben wir korrigiert. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier .
Die Diskussion ist geschlossen.
@Christian M.
Volle Zustimmung und Danke für die ausführliche Aufklärung für den Herrn Schütz!
Sehr geehrter Herr Schütz,
ich kann es nicht anders sagen: Ihre Konzertkritik ist eine Beleidigung für jeden Metallica-Fan und anscheinend haben Sie auch nicht wirklich eine Ahnung. Warum darf die Augsburger Allgemeine so etwas unprofessionelles überhaupt veröffentlichen? Man sollte mal in der „Musikredaktion“ dieser Tageszeitung nachdenken, welche Leute man anstellt!
1. Der Sound war überhaupt nicht zu leise und es war eines der am besten abgemischten Konzerte auf denen ich war (und das in einer riesigen Arena auch im hinteren Bereich)! Und ich war schon auf vielen Konzerten… Hatten Sie Ohrstöpsel in den Ohren??
2. Die Stimmung war erstklassig! Bekommen Sie überhaupt nichts mit?
3. Metallica wollte noch nie schocken oder Angst einflößen, wie vielleicht Rammstein, Manson oder Slipknot. Und das mit der Metallica Family macht James Hetfield schon seit geraumer Zeit, weil er damit ausdrücken will wie wichtig die Fans für Metallica sind. Und das spüren die Fans. Die Band will einfach was zurückgeben.
Was soll dieser Zerriss??? Ich bin wirklich sauer! Nur von Routine zu reden! Die Band ist in einer Spiellaune, wie schon lange nicht mehr!
3. Wenn Sie schon andere Metallica-Shows gesehen hätten, wüssten Sie dass die „Aussetzer“ von denen Sie beim Eröffnungsvideo sprechen, so gewollt sind….
4. Die Setlist bestand aus mehreren schnellen Songs, die Metallica mit sehr viel Energie zum Besten gab. Außerdem heißt der von Ihnen erwähnte Song „Spit Out The Bone“ nicht Spit Out The Bones“ und die richtige Schreibweise des aktuellen Albums „Hardwired...To Self-Destruct“... Recherchieren Sie bitte nächstens, bevor Sie über Bands die Ihnen ziemlich fremd sind!Offensichtlich haben Sie aber überhaupt keine Ahnung von dieser Band, weil kein B-Seiten-Extra gespielt wurde! Wovon reden Sie bitte? Alle gespielten Songs sind auf regulären Alben! Falls Sie das Instrumental „Call of Ktulu“ meinen sollten, das ist ein fester Bestandteil des 2. Albums von 1984 „Ride the Lightning“…
Soll das hier eine Hassrede auf eine Band sein, die Sie noch nicht mal kennen??? Am Besten schreiben Sie nächstens lieber Konzertkritiken über Andreas Gabalier, vielleicht sind Sie da besser aufgehoben...
Ich habe mal vor Jahren ein Konzert von den Jungs in der M-Olympiahalle besucht.. Vor dem Konzert kam eine Durchsage dass alle Effekte kontrolliert und gewollt sind. Komisch dachten wir ... aber dann ging' es los: irgendwann stürzten die Lichttraversen ein, ein Rowdie fiel einen Mast runter etc....dann war kurz Ruhe und auf einmal spielten die Jungs unter einer riesigen Glühbirne auf einer Bühne inmitten der Halle...volle Punktzahl!
Es war zwar mein erstes Metallica Konzert, aber auch ich fand es einwandfrei.
Die Stimmung war Top und die Lautstärke war einwandfrei. Ich hab mich eher Gewundert, warum um mich herum so viele Ohrstöpsel drin hatten.
Es war gestern mein 10. Metallica Konzert, und es war grandios! Es war nicht zu leise, vielleicht hatten Sie einen blöden Platz oder Ohrstöpsel? Wir waren alle begeistert und sind froh das wir die four Horseman gestern live erleben konnten!