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Porträt
16.08.2020

Lisa Eckharts Debütroman "Omama": Schräg, klug, grenzwertig

Lisa Lasselsberger alias Eckhart vor einer Wand aus Exemplaren mit ihrem Debüt-Roman „Omama“.
Foto: Hans Punz, apa, dpa

Die Kabarettistin steht wegen Antisemitismus-Vorwürfen im Feuer. Zu Recht? Wer ihre Methode verstehen will, kann jetzt ihren irren Debüt-Roman „Omama“ lesen.

Auf Scheinwerferlicht hat sie sicher gehofft – auf so grelles aber doch nicht. Lisa Eckhart machte zum Abschluss einer mehrmonatigen Pause noch mal Urlaub in Kroatien, bevor es in die nächste Karrierephase gehen sollte. Nicht nur zurück auf die Kabarettbühne, wo die 27-jährige Österreicherin seit vier Jahren stark aufsteigend Preise und Fernsehpräsenz erntet und dann zurück in Wien wieder forsch loswitzeln würde.

Sie, die in Leipzig wohnt, etwa über Gemeinsamkeiten von Österreichern und Ostdeutschen: "Es wird uns beiden unterstellt, wir seien notorisch rechts. Als wenn wir den ganzen Tag mit erhobenem rechten Arm im Garten stehen und brüllen: ‚Früher war alles besser.‘" Wegen des Scheiterns der deutschen Wiedervereinigung gelte es nun, "Ostreich" zu schaffen, "Österreicher und Ostdeutschland, wir sind doch füreinander geschaffen". Sie selbst: Kaiserin! Name: Stalin + Sisi = Stasi!

Auf die Bühne hat Lisa Eckhart schon immer gewollt

Witzig? Knallt jedenfalls, und gepaart mit der ihrem Idol Falco abgeschauten Arroganz im Auftritt wirkt es auch. Und auf die Bühne hatte sie immer schon gewollt, Schauspiel eigentlich. Scheiterte jedoch bei allen Vorsprechen und fand ihren Weg über Poetry-Slam ins Kabarett, wenn man es denn so nennen will … Nun, nach dem Urlaub, würde aber auch noch das Romandebüt von Lisa Eckhart erscheinen, studierte Literaturwissenschaftlerin übrigens, deren erste, abgelehnte Masterarbeit auf Goebbels’ Tagebüchern basieren sollte, deren zweite, geglückte dann über die Teufel in der deutschen Literatur ging. Nun aber "Omama" und damit gleich die Einladung zum Kühne-Wettbewerb beim Hamburger Harbour Front Literaturfestival um den besten Debüt-Roman. Scheinwerferlicht an? Und wie!

Denn seit der Rückkehr aus dem Urlaub ist Eckhart die nächste Sau, die im Streit um Grenzen der Satire durchs Dorf getrieben wird (wer im Roman die biblisch erste Frau "Schlampe Eva" nennt, wird die Bezeichnung vertragen). Jedenfalls gab es gegen die Veranstaltung im linken St. Pauli Drohungen, dann Ausladung, Protest, Verzicht … – all das, was auch zur Frage der "cancel culture" führt: Muss man alles, was bei irgendjemandem aneckt, der sich in Zeiten wie diesen natürlich laut oder gar drohend bemerkbar macht, gleich abblasen?

Auslöser für die Kontroverse sind zwei Jahre alte Sprüche Eckharts

Ein bisschen irre: Konkreter Auslöser waren zwei Jahre alte Sprüche Eckharts aus den "Mitternachtsspitzen" des WDR, in der Mediathek abrufbar. Zum Beispiel, mit Verweis auf jüdische Männer wie Harvey Weinstein, Woody Allen und Roman Polanski, denen sexuelle Gewalt vorgeworfen wird: "Juden, da haben wir immer gegen den Vorwurf gewettert, denen ginge es nur ums Geld, und jetzt plötzlich kommt raus, denen geht’s wirklich nicht ums Geld, denen geht’s um die Weiber, und deshalb brauchen sie das Geld." Und weiter: "Es ist ja wohl nur gut und recht, wenn wir den Juden jetzt gestatten, ein paar Frauen auszugreifen. Mit Geld ist ja nichts gutzumachen. Den Juden Reparationen zu zahlen, das ist, wie dem Mateschitz ein Red Bull auszugeben." Und dann auch geweitet weitere Verdächtigte, Schwarze wie Morgan Freeman und Bill Cosby, Homosexuelle wie Kevin Spacey als Problem für die "political correctness": "Was tun, wenn die Unantastbaren beginnen, andere anzutasten? (…) Die heilige Kuh hat BSE."

Noch irrer fast: der Verlauf der Fronten. Gedroht gegen den Auftritt hat laut FAZ "der Schwarze Block der Antifa", sich empört über Eckharts "Reproduktion antisemitischer Klischees" und "Judenhass unter dem Deckmantel der Satire" haben Antisemitismus-Beauftragte und jüdische Verbände. Verteidiger sind etwa Kabarett-Kollege Dieter Nuhr – und die AfD, gegen deren Helden-Post wider die "political correctness" Eckhart aber Anzeige erstattet hat. Davon vereinnahmen lassen will sie sich keinesfalls. Aber was will sie? Aufklären?

Im Roman-Debüt verspricht sie schonungslose Wahrheit

Um das zu verstehen, kommt ihr Debütroman genau richtig. "Omama" erscheint unter dem Namen Lisa Eckhart, obwohl die eigentlich Lisa Lasselsberger heißt – und dabei erzählt die Kunstfigur Eckhart hier laut Prolog nichts als die schonungslose Wahrheit über die Oma, bei der Lasselsberger ja tatsächlich die ersten Jahre in Freienstein in der Steiermark aufgewachsen ist. Wer spricht also, was stimmt, was ist gemeint?

Erzählt wird wirklich schonungslos – vom Einmarsch der Russen 1945 bis zur Oma-Enkelin-Kreuzfahrt gut 50 Jahre später. Mit Lust ins Dumme, Skurrile, Derbe, bis der Riesenbusen der Wirtin aus dem Dekolleté ins Gesicht des Dorftrinkers platzt. Eine Grenzfahrt mit totem Passagier, über die Landsfrau Vea Kaiser einen ganzen Roman geschrieben hat, reicht hier nur für ein kurzes Kapitel, in dem aber dazu die Erde bebt, weil der Eiserne Vorhang fällt und Massen gen Westen strömen. Regler sind auf Anschlag.

Auch wenn Eckart zwischendurch über Mensch und Welt sinniert: eingangs zum Verhältnis Großmutter/Mutter/Kind, später darüber, dass in der Kneipe das halb volle Glas für den Pessimisten steht (weil der schwächelt und sorgenvoll an den Tag danach denkt), das halb leere für den Optimisten (der es kraftvoll ganz im Jetzt leert und nachbestellt). Und hier geht nicht irgendwas mit der Autorin durch – das Durchgehen ist die Methode.

Drei Beispiele aus Eckharts erstem Roman "Omama"

Auch hier: "Reiselustige Personen, so heißt es, sind weitaus weniger rassistisch. Das ist natürlich grober Unsinn. Selbst den größten Fremdenfeind begeistert eine schöne Aussicht. In Wahrheit reisen vor allem Rassisten. Die glauben, in fremden Ländern etwas anderes zu finden als immerzu das Ewiggleiche. Am schlimmsten sind die Weltenbummler (…) Vor allem wollen sie Eindrücke. Richtig tiefe Dellen und Druckstellen soll die Welt ihnen verpassen. Deswegen liegen sie breitbeinig da und zeigen stolz ihre Weltoffenheit. Da soll sie rein, die große Welt, und sie vollständig erfüllen. Aber da ist keine Öffnung. Überall an ihnen klafft eine lückenlose Glätte."

Quatsch? Es führt in diesem Fall jedenfalls dazu: "Großmutter reist schrecklich gerne. Sie will die Welt sehen. Nicht ergründen, nicht entdecken und erst recht nicht verstehen. Sie will sie nur sehen. Großmutter reist aus den richtigen Gründen. Nämlich aus keinen. Sie reist nicht, um sich selbst zu finden. Sie reist nicht, um sich selbst zu fliehen. Ebenso wie das Internet ist das Selbst eine Erfindung, die Großmutter nicht mehr mitmachen möchte."

Ist das nun nicht schön und klug? Es führt dazu: "‚In diesem Russland sind erfrischend wenig Neger‘, stellt Großmutter beim Essen fest, als sie die Passanten mustert. Großmutter hat für Schwarze nicht viel übrig …Juden hingegen haben Großmutter nie interessiert. Sie sieht sich weder als arisch noch als christlich und kennt keine Geldprobleme. Worüber soll man sich da streiten? Erschwerend kommt hinzu, dass die Juden den Nicht-Juden sehr ähnlich sehen. Das mag für manche den Reiz noch erhöhen, einen ausfindig zu machen. Menschen wie meine Großmutter aber schreckt langes Fährtenlesen ab. Da geht sie lieber Schwammerl suchen. Auch die erdachte Eselsbrücke, Juden hätten große Nasen, konnte sie niemals dazu bewegen, nach einem Ausschau zu halten. Für sie blieb Antisemitismus stets ein Wimmelbild ohne Lösung. Der Neger wiederum ist einer, welchen sie zu erkennen vermag. Und zwar auf den ersten Blick. Das ist nämlich der, der Rauschgift verkauft."

Ist das Kabarett oder Comedy, was sie macht?

Da ist sie, die ganze Lisa Eckhart, eigener Ton, schräg, klug – und grenzwertig. Eine Kunstfigur, die die vermeintlich echte Oma bloßstellt. Um solches unabhängig von der Großmutter zu entblößen wie ein Gerhard Polt in seinen Figuren? Oder einfach, weil es halt so schön knallt wie ein Mario Barth? Kabarett oder Comedy? Dieses Buch kippt wie die Figur Eckhart bei allen unbestreitbaren Qualitäten oft in Letzteres.

Sie wirkt wie Wolf Haas auf Speed, ihre Geschichte wie eine von Rita Falk durch den Elfriede-Jelinek-Fleischwolf gedreht – und passt damit doch genau in diese Zeit. Auf der Bühne wie in Debatten bringt einen der Dampfhammer weiter als das Fingerspitzengefühl. Ein Vergrößerungsspiegel der Gesellschaft, aber aus Selbstzweck. Es lärmen doch sowieso schon aus allen Kanälen Skandal und Befindlichkeit.

Lisa Eckhart: Omama. Zsolnay, 384 S., 24 ¤ (als Hörbuch bei Lübbe audio, ab 28.8.)

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