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Literatur
07.07.2020

Siegfried Unseld: Unterwegs als Kaufmann und Seelenmasseur

Siegfried Unseld 1989 in Jerusalem am Grab von Gershom Scholem mit dessen Witwe Fania Scholem.
Foto: Suhrkamp Verlag

Der legendäre Suhrkamp-Verleger befand sich häufig auf Reisen – auf der Suche nach neuen Schritstellern, aber auch zur Pflege der Stammautoren. Seine jetzt veröffentlichten Reiseberichte geben reichen Einblick in die Launen des Betriebs.

Der Verleger hat’s nicht leicht. Unter den vielen Schäfchen, für die er zu sorgen hat, befinden sich auch Sorgenkinder. Wolfgang Koeppen etwa. „Hätte ich ein Tonband gehabt, so wäre jetzt ein neues Manuskript von Koeppen da“, notiert Siegfried Unseld über seinen Besuch bei dem notorisch von der Schreibblockade geplagten Autor. „Er hielt in meinem Hotelzimmer einen zweistündigen Monolog über seine Situation, den man ohne belletristische Übertreibung mit ,Hölle‘ betiteln könnte.“ Der Verleger tut, was er tun kann. „Im Übrigen war er vollkommen abgebrannt. Ich übergab ihm DM 500.-.“

Siegfried Unseld, der legendäre Chef des Suhrkamp Verlags, verstand seine Arbeit keineswegs nur als Sichtung von Zahlen, sondern ganz wesentlich als Kontaktpflege mit Autoren. In dem halben Jahrhundert seiner Tätigkeit für den Verlag war Unseld (1924–2002) viel auf Reisen, und die Ergebnisse seiner Treffen mit Schriftstellern und weiteren Personen des literarischen Lebens hielt er schriftlich in Berichten fest. Rund 1500 sollen es sein, zur Lektüre gedacht für die Verlagsmitarbeiter. Eine Auswahl von 35 Berichten ist nun in Buchform erschienen. Sie zeigt, wie das Haus Suhrkamp in der Ära Unseld zu dem wurde, was es einmal war: der literarische und wissenschaftliche deutsche Verlag in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Viel Lesedurst hinter dem Eisernen Vorhang

Die Reiseberichte, deren verlagsinterne Seiten manchen Einblick in einen patriarchalisch gesteuerten Buchgeschäftsbetrieb zulassen („Herr Irlenkäuser möchte diese Bücher prüfen!“), entfalten ein detailreiches Panorama der deutschen Literaturszene nach dem Krieg, aber auch des Literaturlebens in anderen Teilen der Welt – von Moskau bis New York, von Mexiko bis Japan. Überall ist Unseld aufmerksamer Beobachter. Ihm entgeht nicht, dass hinter dem Eisernen Vorhang die Lesedurstigen nicht an alles herankommen, wonach ihnen der Sinn steht. „Es bewegt mich doch“, hält er 1973 auf der Leipziger Buchmesse fest, wo Suhrkamp einen Stand hatte, „eine junge Frau zu sehen, die aus dem ,Stiller‘ exzerpiert, und einen jungen Mann, der Brechts Bemerkung zum 17. Juni abschreibt“.

Welche Strategien der Verleger verfolgte, welche Art von Literatur er für wichtig erachtete, welches Niveau er für Suhrkamp veranschlagte: Das zu lesen, kann einen heutzutage, wo Regionalkrimis und Lebensratgeber den Buchmarkt bestimmen, nur noch in Staunen versetzen. Aus welch anderem Holz war doch dieser Siegfried Unseld geschnitzt! „Man erwartet aber auch Besonderes von uns“, hält er bei einer seiner Reisen fest. Gewiss hatte auch er die Zahlen ständig im Kopf; zugleich aber hielt Unseld den Wert des Geistigen in Rechnung. Regelmäßiges Erscheinen auf Bestsellerlisten schloss das nicht aus.

Foto: © Suhrkamp Verlag

Siegfried Unseld muss mit einer beneidenswerten Konstitution gesegnet gewesen sein. Raus aus dem Flugzeug, Treffen mit allen, die die Branche hergibt, Agenten, Lizenznehmer, Übersetzer, dann von einem Autor zum nächsten, oft verbunden mit Seelenmassagen, im Taxi zurück zum Flughafen – ein „Odysseus“, wie Bohumil Hrabal ihn nannte, „immer auf Reisen“. Und ob im Flugzeug oder in der Bahn, in jeder freien Minute neueste Manuskripte sichtend.

Deutsche Gefühle in Israel

Mit den Jahren werden die Niederschriften erzählerischer, wohl auch deswegen, weil sie von einem bestimmten Zeitpunkt an als Bausteine für eine geplante, letztlich aber nicht zustande gekommene Autobiografie dienen sollten. Atmosphärisches gewinnt zusehends Raum, in Israel notiert er feinsinnig: „Der Tag läuft nahezu übergangslos in die Nacht; die älteren Juden sehnen sich nach der Dämmerung, die die Jüngeren nicht kennen.“ Überhaupt Israel. Im Mai 1989 besucht er zusammen mit seiner späteren Frau Ulla Berkéwicz und der Witwe des Religionshistorikers Gershom Scholem dessen Grab, man kommt an der Klagemauer vorbei, es ist Memorial Day Holocaust, die Namen der Ermordeten werden verlesen. „Erkannte man uns als ,Deutsche‘?“ fragt er sich. „Im Allgemeinen hielt man Ulla und mich für Juden, die in Jerusalem nicht auffielen, aber an diesem Tag kam man sich doch vor, als trüge man einen deutschen Bundesadler auf der Brust.“

Es gibt von diesen Reisen aber auch Berichte, die das Zeug haben fürs Schatzkästlein ewiger Autor- Verleger-Anekdoten. 1980 steht ein Besuch in Österreich bei Thomas Bernhard an. Unseld ist nicht in bester Verfassung, er fastet gerade. Bernhard eröffnet die Begegnung gleich mit einer Suada über seine angeblich schlechte Behandlung durch den Verlag. Unseld weiß, wie er kontern muss, „nur Geldziffern überzeugen ihn“. Er rechnet ihm seine Honorare vor, und tatsächlich, „das beschwingt ihn“, zumal er Bernhard gleich noch 15000 DM Vorschuss gewährt. Ein Abendessen am Traunsee schließt sich an. Bernhard teilt beiläufig mit, er habe für Unseld schon das Hotel reserviert und auch die Rechnung bezahlt. Unseld: „Ich witterte irgendein Unheil. Und es kam dann auch.“

Vom Mineralwasser geschwächt

Der Schriftsteller überfällt den Mineralwasser-geschwächten Verleger mit der Mitteilung, er wolle seine Autobiografie bei der Konkurrenz veröffentlichen, und eigentlich, nach 16 Jahren Zusammenarbeit, könnten er und Suhrkamp doch jetzt getrennte Wege gehen – erneut ein langer Bernhard’scher Klagemonolog. Unseld versucht gegenzuhalten, ein Clinch mit Worten entsteht, „was wir machten, war nichts anderes als eine Szene aus einer Komödie von Thomas Bernhard“. Endlich einigt man sich, der Autor bleibt Suhrkamp erhalten, nicht ohne dass der Verleger seinen Vorschuss auf 25.000 DM erhöht hätte. „Kommen Sie bald wieder“, hört er es beim Abschied hinterherrufen.

"Nur Geldziffern überzeugen ihn": Thomas Bernhard im Urteil seines Verlegers.
Foto: Votava, dpa

Diese Sammlung mit Unselds Reiseberichten ist auch eine Erinnerung an Raimund Fellinger. Dem langjährigen Suhrkamp-Cheflektor, der die Berichte herausgegeben hat, verdankt man ja schon zwei wunderbare Jahres-„Chroniken“, tagebuchartige Aufzeichnungen aus der Feder von Unseld. Im Gegensatz zu diesen fehlt den Reiseberichten jedoch schmerzlich ein Namensregister und ebenso eine behutsame Kommentierung. Vielleicht konnte Fellinger das auch nicht mehr leisten, er starb im April. Seine Schürfungen und Veröffentlichungen gerade aus der so ergiebigen Unseld-Vita wird man vermissen.

  • Siegfried Unseld: Reiseberichte. Suhrkamp, 378 S., 26 €

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