Manga-Helden in Monaco: Kulleraugen und Fürsten-Diner
Monte-Carlo (dpa) - Seit Europa Anfang der 1990er Jahre vom Manga-Fieber ergriffen wurde, kennt fast jeder die Comic-Figuren mit den übergroßen Kulleraugen. Doch verhält es sich mit den Mangas wie mit der Abkürzung von o.k. Kaum jemand kennt Ursprung und Geschichte.
Die Ausstellung "Kyoto-Tokio. Von den Samurais bis zu den Mangas" will Abhilfe schaffen. In einer spektakulären Inszenierung aus Kampf-der-Welten-Stimmung führt die Ausstellung durch knapp 1000 Jahre Geschichte und Zeichentradition - die Wurzeln der schrillen Helden mit riesigen Augen.
Fürst Albert II., der die Ausstellung jetzt eröffnet hat, war von der bunten Welt der Mangas und Samurais sichtlich angetan. Zusammen mit einer Delegation japanischer Notablen und Museumsdirektoren schlenderte der Herrscher des Fürstentums am Mittelmeer fast zwei Stunden durch die 600 Werke umfassende Ausstellung, eine der größten Japan-Ausstellungen Europas. Mit drei Millionen Euro gehört sie überdies zu den teuersten des Ministaates.
Mit der Ausstellung, die bis auf die Blütezeit des japanischen Buddhismus um 700 zurückgreift, feiert das Grimaldi-Forum in Monaco sein zehnjähriges Bestehen. Mit Top-Ausstellungen wie "Superwarhol", "New York, New York" und "Grace Kelly" ist das 35 000 Quadratmeter große Grimaldi-Forum zu einem kulturellen Muss an der Côte d'Azur geworden. Aus diesem Anlass lud der monegassische Regent nach der Ausstellungseröffnung zu einem fürstlichen Diner mit wilder japanischer Trommelmusik (Taiko) ein. Wer an der Seite des Fürsten an dem Abend jedoch fehlte, war Alberts Verlobte Charlene Wittstock.
Manga-Kenner kommen bei dem Besuch auf ihre Kosten. Superkampfroboter Goldorak, Alien-General Xaviax und die Kamen Rider, mächtige Krieger mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, bevölkern die 4000 Quadratmeter große Ausstellung in Form riesiger Puppen oder als zeichnerische Version eines Drehbuchs. Denn die martialischen Manga-Figuren wurden auch als Animationsfilme umgesetzt, was die Ausstellung mitunter zu einem bunten Kinoerlebnis werden lässt.
Die Wurzeln der japanischen Comic-Kultur reichen bis weit ins 12. Jahrhundert zurück. Buddhistische Mönche verewigten ihre Zeichenkunst in Form von Bildergeschichten und Karikaturen auf Papierrollen und Holzschnitten. Stark geprägt wurde der Begriff Manga, was soviel wie ungezügeltes Bild heißt, durch Katsushika Hokusai (1760-1849) einem Meister der Zeichenkunst. Der Pate aller Manga-Zeichner hat rund 30 000 Farbholzschnitte geschaffen - Illustrationen zu Serien, Büchern, Alben oder Einzelblätter -, von denen zahlreiche ausgestellt sind.
Die Helden der Mangas, die gegen Monster und Bösewichte kämpfen, haben berühmte Vorfahren: die Samurais aus Japans Feudalzeit. Die mittelalterlichen Krieger stehen nicht nur für das Outfit der modernen Comic-Helden Modell, sondern nennen sich auch nach den Rittern ohne Furcht und Tadel. Die Geschichten des "Einäugigen Drachens" oder von Oda Nobunaga erleben derzeit in Japan eine Blütezeit.
Die Ausstellung ist wissenschaftlich und spielerisch zugleich. In einer spektakulären Inszenierung führt sie den Besuchern vom japanischen Buddhismus, der Geschichte der japanischen Zeichenkunst und der Samurais zur explosiven Bildästhetik der Mangas, die eine bunte Mischung aus Moderne und Tradition sind.
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