Mehr Sicht auf die Paulskirche
Demokratie-Wiege soll aufgewertet werden
Die deutsche Buchbranche verleiht dort immer im Oktober ihren renommierten Friedenspreis. Letztes Jahr nutzten auch die Globalisierungskritiker von Attac das Gebäude, um mit einer Besetzung auf sich aufmerksam zu machen. Die Frankfurter Paulskirche ist so symbolträchtig wie wenig andere Orte in Deutschland. Dort tagte 1848/49 das erste gesamtdeutsche Parlament. Doch die klassizistische Kirche aus rotem Sandstein, die im Zweiten Weltkrieg bis auf die Grundmauern zerstört wurde, spielt in der Öffentlichkeit seit Jahren eine stiefmütterliche Rolle. Als nationale Erinnerungsstätte wird sie kaum wahrgenommen. Das soll sich nun ändern. Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann hat die Wiederaufwertung zur Chefsache gemacht. Er möchte die Paulskirche sowohl stärker in Frankfurt als auch auf nationaler Ebene sichtbar machen und schlägt dafür ein „Demokratiezentrum“ vor.
Nach der Zerstörung wurde die Kirche betont schlicht dem Zeitgeist entsprechend wiederaufgebaut. Die Säulen und großen Emporen, wo 1848 die Parlamentarier monatelang um eine Verfassung stritten, verschwanden für immer aus dem Kuppelbau. Der kühl wirkende Saal bietet heute Platz für mehr als 1000 Menschen.
Frankfurts Oberbürgermeister will jetzt einen „Bürgerdialog“ über die künftige Gestaltung der Kirche und des Umfelds beginnen. Die Gelegenheit ist günstig: Das Dach des Denkmals muss ohnehin saniert werden. Das wiederum hat in Frankfurt einige auf die Idee gebracht, das Innere der Paulskirche „zurückzubauen“, damit der Charakter der alten Parlamentsbühne wieder deutlich werde. Dies wird jedoch von den Stadtvorderen abgelehnt. Für das geplante „Demokratiezentrum“ sind derzeit drei Varianten im Gespräch, zwei davon außerhalb der Kirche. Die Zeit für eine neue Vision eilt jedenfalls: „Wichtig ist, dass wir ein Konzept haben, wenn sich 2023 die Revolution von 1848 zum 175. Mal jährt“, sagt Feldmann. (dpa)
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