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Musikempfehlungen
19.12.2020

Geschenke für Klassik- und Jazz-Fans: Die CD-Tipps unserer Redaktion

Ein CD-Tipp unserer Redaktion: Die Einspielung der Beethoven-Oper Leonore unter der Leitung von René Jacobs.
Foto: AZ Grafik

Kultur live erleben ist in diesem Jahr kaum möglich. Wie wäre es stattdessen mal wieder mit einer CD zu Weihnachten? Wir hätten da ein paar Tipps.

Weihnachtsgeschenke zu besorgen ist in diesem Jahr eine besondere Herausforderung. Ohne Konzerte und Veranstaltungen lassen sich schlecht Tickets verschenken. Deshalb muss man jedoch noch lange nicht auf Musikgenuss verzichten. Wie wäre es also mit einer CD oder ganz nostalgisch mit einer Schallplatte zu Weihnachten? Wir haben an dieser Stelle als Anregung die Empfehlungen aus unserer Redaktion für die Musikrichtungen Klassik und Jazz gesammelt.

Unsere CD-Tipps für Jazz-Fans: Avisahi Cohen, Dino Saluzzi, Rymden

Avisahi Cohen: Big Vicious (ECM).
Foto: AZ Grafik

Avisahi Cohen: Big Vicious

Die Corona-Platte des Jahres, erschienen just in der Phase des ersten Lockdowns im Frühjahr. Der israelische Trompetenstar spielte das Werk mit zwei Schlagzeugern (Aviv Cohen, Riv Ravitz) und zwei Gitarren (Uzi Ramirez, Yonatan Albalak) ein. Dazwischen Cohen, der sich wie ein melodischer Efeu um seine Trompete zu wickeln scheint, als Balance und Sahnehäubchen.

Sie kreierten elf zauber- und rätselhafte Texturen aus Ambient, Psychedelia, Electronica, Pop, Trip-Hop, Beats und Grooves, angereichert durch Avishais Farbenspielereien mit dem Synthesizer. Ein Wechselspiel der Kontraste mit verblüffenden Wirkungen. Musik in Schwarzweiß, passend zu leeren Innenstädten, düsteren Aussichten und melancholischen Stimmungslagen. Und der Gegenentwurf zu einer klassischen Jazzbesetzung. Hier geht es um etwas Anderes, etwas Wildes, auch ein wenig Bösartiges. Big Vicious! Der Soundtrack für die weltweite Krise.

Dino Saluzzi: Albores (ECM).
Foto: AZ Grafik

Dino Saluzzi: Albores

Sein Bandoneon blieb lange stumm. Inzwischen hat Dino Saluzzi das 85. Lebensjahr erreicht und will es noch einmal wissen. Mit "Albores" hat der argentinische Maestro das erste Soloalbum seit 30 Jahren veröffentlicht. Jeder Ton darauf erzählt eine Geschichte von Schönheit, Weisheit und Vergänglichkeit. Es sind Selbstgespräche, die in ihrer Subtilität und Empfindsamkeit eine fast spirituelle Kraft erreichen. Für die Stücke greift Saluzzi auf Erinnerungen an weit zurückliegende Zeiten zurück. So huldigt er in "Don Caye" auf berührende Weise seinem Vater, der selbst ein populärer Musiker war. Dabei entsteht eine Sammlung aus matt schimmernden Kieselsteinen, die wie Meditationen und Mäander anmuten, durchdrungen vom ruhigen Atem des Alters und der Übersicht und brillant umgesetzt im Sound und in der Ausführung.

Rymden: Space Sailors (Jazzland).
Foto: AZ Grafik

Rymden: Space Sailors

Hinaus ins All. Unendliche Weiten. Unbegrenzte Möglichkeiten. Keine Flucht vor der Realität, obwohl die Uhr tickt, sich die Erde durch Pandemien, Treibhaus-Effekte und Kriege in einen zunehmend ungastlichen Ort verwandelt. Es fühlt sich eher wie ein Nach-Hause-Kommen an  für Bugge Wesseltoft, Dan Berglund und Magnus Öström. „Space Sailors“ ist die konsequente Weiterführung des bereits spektakulären Erstlings „Reflections & Odysseys“, mit dem sich die schwedisch-norwegische Astronauten-Crew noch halbwegs gesettelt in der Erdumlaufbahn bewegte. Nun geht es schnurstracks Richtung Mars, vielleicht auch noch eine ganze Ecke weiter. Rymden, eine europäische Supergroup reinsten Wassers, bedient die Sehnsucht nach Wesseltofts bahnbrechenden Elektronik-Spielereien der „New Conception Of Jazz“ aus den 1990er Jahren wie auch nach dem Esbjörn Svensson Trio – kurz e.s.t. – das bis zum Tod seines Gründers Esbjörn Svensson 2008 als der innovativste Piano-Dreier der Neuzeit galt und dem Berglund und Öström angehörten.

Unsere CD-Tipps für Klassik-Liebhaber: Diana Damrau, Jonas Kaufmann, René Jacobs

Diana Damrau: The Tudor Queens (Erato/Warner).
Foto: AZ Grafik

Diana Damrau: The Tudor Queens

Es war abzusehen gewesen, und nun ist es auch so gekommen: Als die an dieser Stelle nicht mehr vorzustellende Diana Damrau im April 2018 am Opernhaus Zürich ihr szenisches Rollendebüt als Maria Stuarda in Donizettis gleichnamiger Oper gegeben hatte, sprach sie - sich noch ein wenig bedeckt haltend - gegenüber unserer Redaktion von ihrer Hoffnung, weitere Ausflüge in die großen tragischen Belcanto-Partien machen zu können.

An was da - neben der Norma - in ihrem Fall als Erstes gedacht wird, ist klar: an Donizettis sogenannte Tudor-Opern-Trias, in der drei Königinnen von der Insel wohlklingend-verstörend das letzte Stündlein schlägt, also eben Maria Stuarda, dazu Anne Boleyn in "Anna Bolena" sowie Elizabeth I. in "Roberto Devereux". Größte Stimmen haben es vorgemacht - von Maria Callas über die Sutherland und Beverly Sills bis hin zur Gruberova.

Und nun also erobert sich tatsächlich auch die schwäbische Nachtigall Diana Damrau das Terrain Schritt für Schritt, indem sie ein Album mit den letzten Auftritten der drei todgeweihten Königinnen vorlegt - gefolgt von einer Tournee mit ihrem Mann Nicolas Testé und dem thematisch passenden Konzeptprogramm namens "Royal Affairs", die allerdings für die ursprünglich geplante Station München schon wieder abgesagt sind. Dort keine Homestorys aus Palästen des Blaubluts, dafür in Baden Baden, Hamburg, Dortmund, Paris.

Während Heinrich VIII. die Anna Boleyn auf dem Gewissen hat, half handschriftlich bekanntermaßen Elizabeth I., die Schottenkönigin Maria Stuart unters Fallbeil zu bringen. Elizabeth I. schließlich stirbt den mildesten Tod: Abdankung, Schwächeanfall, Zusammenbruch.

Es gehört zur Wirkkraft auch des neuen Damrau-Albums, dass hier ein weiterhin jugendlich aufscheinender hoher Sopran die böse Tragik dreier Schwanengesänge verstärkt. So jung sterben zu müssen … Aber die Damrau, nächstes Jahr immerhin schon 50 Jahre alt, stirbt durchaus nicht nur mädchenhaft-ergeben mit geölt-gepflegtem Belcanto-Sopran. Sie zeigt geboten auch reifere Züge und ambivalente Stimmungslagen: Als Elizabeth I. ist sie in "Roberto Devereux" hin- und hergerissen zwischen Vergebungswillen, Staatsräson, Ärger und Rachegefühlen; als Maria Stuarda bietet sie auch Disziplin und Gefasstheit auf - und, quasi als Triumph über den Tod, ein abschließendes hohes D; als Anna Bolena fasziniert sie wahnhaft-entrückt, gleichsam: fragil.
Aufgenommen wurde das Album im Sommer 2019 in Rom, zusammen mit dem Chor und dem Orchester der Accademia Nazionale di Santa Cecilia unter Antonio Pappano - wodurch italienisches Donizetti-Temperament auch genuin garantiert ist. Es herrscht mit Attacke ein Sog hin zu dem Exitus dreier gekrönter Häupter.

Diana Damrau: Strauss – Vier letzte Lieder (Erato/Warner).
Foto: AZ Grafik

Diana Damrau: Strauss – Vier letzte Lieder

Mit den drei großen Münchner Orchestern unter ihren jeweils namhaften Chefdirigenten hat Diana Damrau nun schon Lieder von Richard Strauss musiziert: mit den Philharmonikern unter Thielemann sowie Gergiev, mit dem Staatsorchester unter Petrenko und mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Mariss Jansons.

Die letzte Verpflichtung wird Diana Damrau wohl niemals in ihrem Leben vergessen: Denn nach der Aufnahme im Januar 2019 waren Straussens "Vier letzte Lieder" mit Jansons und dem BR-Orchester auch noch mal Bestandteil der großen Europa-Herbsttournee 2019 mit Abstecher nach New York. Und dort dann wurde der Programmpunkt mit der Damrau zum Schwanengesang von Mariss Jansons: Am 8. November 2019 dirigierte er unter Aufbietung aller Kräfte sein letztes Konzert in der Carnegie Hall, am 1. Dezember 2019 starb er in St. Petersburg.

Und nun liegt die 2019-Zusammenarbeit zwischen Damrau und Jansons also als ein Vermächtnis vor. Doch nicht der tragische Hintergrund davon ist für die Bedeutung der Aufnahme entscheidend - vielmehr: Indem die Damrau langsam auf die 50 zusteuert, indem sie die vier Strauss-Abgesänge eben auch schon unter Petrenko sang, hat sie die nötige Erfahrung und die nötige Reife erlangt, "Frühling", "September", "Beim Schlafengehen" und "Im Abendrot" mit der gebotenen Noblesse und Abgeklärtheit vollkommen frei erklingen zu lassen. Vergleicht man ihre Interpretation etwa mit denjenigen von Anna Netrebko und Anja Harteros, ist sonnenklar, was in den heimischen CD-Schrank gehört: DD. Netrebko hat mit der Aussprache Probleme, Harteros liegt nicht über den Dingen.

Aber die "Vier letzten Lieder" sind ja nur der Einstieg zu dieser Aufnahme; zusammen mit dem kongenialen Pianisten Helmut Deutsch folgen weitere 20 Klavierlieder von Strauss, darunter solche, die noch zum Frühwerk zu zählen sind, sowie manche Rarität auf Tonträger: Dass sich Diana Damrau mit ihrem Niveau etwa für den vierteiligen, unterschwellig erotischen Zyklus "Mädchenblumen" einsetzt (1888) und für die drei "Ophelia"-Lieder (1918), wird manchen Strauss-Freund beglücken. Im Übrigen beweist die Damrau auch eine bemerkenswerte, neue dramatische Grundierung ihres hohen Soprans: "Die Nacht", "Ruhe, meine Seele!", "Lob des Leidens" und "Befreit" könnten vom Sinngehalt ebenfalls "vier letzte Lieder" in Abschiedsstimmung sein.

Jonas Kaufmann: Otello (Sony).
Foto: AZ Grafik

Jonas Kaufmann: Otello

Unter Studiobedingungen produzierte neue Opernaufnahmen sind selten geworden, die Plattenfirmen wollen oder können die Kosten nicht mehr stemmen. Umso mehr merkt man auf, wenn doch mal wieder eine auf dem Markt erscheint, schon gar, wenn sie dem "Otello" von Giuseppe Verdi gilt.

Mit der Partie des Außenseiter-Admirals hat es tatsächlich etwas Besonderes auf sich. Der Otello ist nicht fürs Belcanto-Fach geschrieben, sondern für einen zu allen Facetten des dramatischen Ausdrucks fähigen Tenor. Einer, der Kraft und Gefühlswallung mit der Stimme ebenso zu transportieren vermag wie Verzweiflung und - ganz wichtig - Sanftheit. Es gibt nicht viele Tenöre, die solcher Bandbreite entsprechen können; deshalb gibt es auch wenige wirklich gute Otellos.
Dass Jonas Kaufmann sich dieser Aufgabe stellt, ist ein weiterer Grund hineinzuhören in die von Antonio Pappano geleitete, bei Sony erschienene Einspielung, zählt der Tenor aus München doch zu den Besten gerade auch im italienischen Fach. Kaufmann hat mit dem Otello erst vor ein paar Jahren auf der Bühne debütiert, die Reaktionen waren damals gedämpft bis kritisch. Auch jetzt sind wieder die Erbsenzähler am Werk, die Kaufmanns Intonieren der "Töne F’ oder G’, besonders auf den Vokal A", als "kehlig und wie gegurgelt" bemäkeln.

Über wenige andere Gesangspartien herrschen derart festgefahrene Rollenbilder wie bei Otello. Bis heute wirkt die mehrfach dokumentierte Darstellung des Chilenen Ramon Vinay in den 40er und 50er Jahren nach. Vinay hatte sich als genuiner Bariton buchstäblich hochgearbeitet, sein dunkel gefärbtes Timbre verströmte hitzige Männlichkeit.

Aber wollte Verdi das? Überliefert ist, dass ihm für Otello anderes wichtig war, nämlich die Fähigkeit, auch mezza voce, also mit "halber", zurückgenommener, dennoch prägnanter Stimme zu singen. Hört man sich Aufnahmen von Francesco Tamagno, dem von Verdi bestimmten Uraufführungs-Otello, aus der Frühzeit der Schallaufzeichnung an, so stellt man fest, dass da keineswegs ein vokaler Kraftprotz schmetterte, sondern eine unerwartet helle Stimme erklang.
Otellos erster Auftritt ist einer der markantesten Opener des Musiktheaters. "Esultate!" ("Jubelt!") - gewiss, hier muss man vokale Flagge zeigen. Und ja, Jonas Kaufmann trommelt sich hier nicht vokal auf die Brust. Doch auch, wenn seine Eröffnung nicht so testosteronprall daherkommt wie bei Vinay oder bei Mario del Monaco, klingt sie doch hinreichend siegesstolz. Doch das "Esultate" ist eben nur die - höchstenfalls - halbe Partie. Die genannte breite Stimmungs- und damit sängerische Palette des Otello breitet Kaufmann im weiteren Verlauf umso eindrucksvoller aus. Otellos Liebesempfinden gegenüber Desdemona am Ende des 1. Akts gestaltet er herausragend mit zartseiden intonierten Glücksbekundungen. Nicht weniger gelingen im Folgenden die Eifersuchtsanfälle, wenn Kaufmann jäh die Temperatur des Stimmklangs erhöht, die Farbe schlagartig wechselt. Das gelingt ohne Übertreibungen, beschränkt sich auf den Einsatz rein vokaler Mittel. Umso überzeugender gerät ihm die Fallkurve seines Helden.

Dass die Neuaufnahme ein Wurf ist, dazu tragen auch Carlo Álvarez als subtil boshafter Jago und Federica Lombardi als schuldlos überrumpelte Desdoma bei. Und vollends Antonio Pappano, der mit seinem römischen Santa-Cecilia-Orchester den Kessel des Dramas unerbittlich schürt. Einen besseren "Otello" wird es so bald nicht geben.

Rene Jacobs: Leonore (Harmonia Mundi).
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René Jacobs: Beethoven - Leonore

René Jacobs ist um ein klares Wort nicht verlegen. Von den drei Fassungen, die Beethoven mit seiner einzigen Oper hinterlassen hat, hält er nicht die letzte, "Fidelio" (1814), sondern die erste, "Leonore" (1805), als "die gelungenste". Für den belgischen Dirigenten, einen der führenden Vertreter des historisch informierten Musizierens, ist diese "Ur-Leonore" in dramaturgischer Hinsicht weitaus stimmiger als der "Fidelio" - auch wenn es dieser ist, der sich auf der Bühne letztlich durchgesetzt hat. So ist in der "Leonore" beispielsweise die Szenerie zwischen der verliebten Gefängniswärterstochter Marzelline und dem Gehilfen Fidelio (in dem die verkleidete Leonore steckt) deutlich breiter ausgeführt als in der späteren Fassung. Noch ein Weiteres lässt René Jacobs vehement für "Leonore" plädieren: Hier steckt deutlich mehr Musik drin als im "Fidelio". Tatsächlich weist die Erstfassung nicht nur eine umfangreichere Ouvertüre auf, es gibt in ihr auch komplette Nummern, die Beethoven strich.

Gewichtige Gründe also für Jacobs, sich bei seiner Einspielung für die Version von 1804 zu entscheiden. Dafür wurde auch eine eigene Fassung der Dialoge erstellt, die sich keineswegs, wie bei so vielen "Fidelio"-Interpretationen, um größtmögliche Verknappung bemüht, sondern das gesprochene Wort als gleichberechtigte Schwester der Musik versteht. Das akzentuiert zwar die Singspiel-Elemente der Oper, doch Jacobs tritt jeglichem Eindruck von Betulichkeit entschieden entgegen mit bewegten Tempi und straffer Artikulation in den musikalischen Abschnitten. Das Freiburger Barockorchester ist mit seinem leichtgängig-packenden Zugriff zudem ein kongenialer Partner für Jacobs’ Ansatz, Beethovens Opernmusik einmal nicht aus dem Geist der Sinfonik heraus zu formen.

Nicht verwunderlich, dass einem schlanken und beweglichen Stimmtypus der Vorzug auch bei den Vokalpartien gegeben wurde. Marlis Petersen ist somit nicht eine lodernd sich empörende Titelheldin, sondern kehrt eher die liebend-besorgten Untertöne der Gatten-Retterin hervor - freilich inklusive pfeilgerade in die Höhe schießendem Finaljubel. Passend dazu ist der Florestan von Maximilian Schmitt alles andere als ein heldischer Kraftprotz, sondern ein lyrisch sich dem Vergangenen und der Hoffnung ergebender Tenor - vielleicht eine Spur zu wenig gequälte Existenz.

Dunkel flammend Johannes Weisser als Bösewicht Pizarro, exquisit Dimitry Ivashchenko als Rocco und Robin Johannsen als Marzelline. Ein Paukenschlag zum Beginn des Beethoven-Jahrs, diese "Leonore".

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