Standing ovations für das „Herz aus Gold“
Geglückte Freilichtbühnen-Uraufführung des lange erwarteten Fugger-Musicals vom Theater Augsburg.
Große Erwartungen hat das Theater Augsburg hinsichtlich seines Freilichtbühnen-Musicals „Herz aus Gold“ geschürt, ist das Stück doch eigens für Augsburg geschrieben worden. So war denn die zentrale Frage vor der Premiere am Samstag Abend auf der Freilichtbühne am Roten Tor: Würde die Geschichte um die historische Figur des Jakob Fugger, der als „der Reiche“ während der Zeit um 1500 mit am Rad der Weltgeschichte drehte, würde diese Geschichte beim Publikum zünden?
Viel hat Textautor Andreas Hillger in das „Herz aus Gold“ hineingepackt: die Entwicklung des jungen und ehrgeizigen Kaufmanns hin zum Finanzier von Kaiser und Papst, die großen zeithistorischen Ereignisse wie die Entdeckung der Neuen Welt und die Reformation, die drängende soziale Frage, und manchmal scheint die Handlung vor lauter neuerlichen Motiven geradezu aus den Nähten zu platzen. Denn im Zentrum von „Herz aus Gold“ steht noch etwas anderes, das - fiktive - persönliche Drama des Jakob Fugger: Seine Liebe zu Sibylla, die zwar erwidert wird, dennoch unerfüllt bleibt.
Stephan Kanyar hat dazu eine süffige Musik notiert, die mit musicaltypischen Schmachteffekten nicht geizt, streckenweise aber auch frühneuzeitliches Kolorit besitzt und hie und da sogar das Zeug zum Ohrwurm hat.
Herausragend aus der Vielzahl der Interpreten ist Chris Murray, der sich den nach außen geschäftig-kühlen, innerlich jedoch verletzlichen Fugger geradezu inbrünstig und mit großen Stimmaufschwüngen anverwandelt. Nicht weniger überzeugend und stimmvoluminös gibt Roberta Valentini die Sibylla, die schwer mit ihrem Gefühlszwiespalt zu kämpfen hat.
Zwar ist die Regie von Holger Hauer etwas eindimensional erzählerisch, dafür sorgt die Ballettcompagnie für einige Bewegung auf der Bühne, und die Augsburger Philharmoniker unter Domonkos Héja zeigen sich recht gewandt in den poppigen Arrangements. Über allem am Samstag Abend ein makelloser Sommerhimmel. Kein Wunder also, dass es nach zweieinhalb Stunden Standing ovations und lang anhaltenden Beifall gab. Der Musical-Fugger scheint sich ins Herz der Augsburger gesungen zu haben.
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