Neo Rauch und der Lohengrin
Der Leipziger Maler stattet mit seiner Frau die diesjährige Neuproduktion auf dem Grünen Hügel aus. Für die Titelpartie ist Ersatz gefunden.
Mitten hinein in die heiße Probenphase der Bayreuther Festspiele war die Nachricht geplatzt: „Herr Alagna muss die Lohengrin-Neuproduktion absagen, da er aufgrund von Überlastung die Partie nicht hinreichend einstudieren konnte“ – mitgeteilt von der Agentur des französischen Startenors Roberto Alagna.
Nun war er teuer, der gute Rat. Der gute Rat, wie jener mögliche Ersatzkandidat Piotr Beczala bearbeitet werden könnte, der mit Dirigent Christian Thielemann hinsichtlich Bayreuth den „Lohengrin“ zwar 2016 schon erarbeitet hatte – zusammen mit Anna Netrebko als Elsa übrigens –, der aber für Bayreuth 2018 dann doch nicht aufgestellt worden war, im Gegensatz zu dem überlasteten Roberto Alagna. Beczala war darüber verständlicherweise schwer enttäuscht.
Statt Roberto Alagna singt Piotr Beczala
Also lehnte er jetzt eigener Aussage nach erst einmal zwei Tage lang das Einspringer-Angebot ab. Aber dann war der polnische Tenor doch bezirzt von Thielemann, der Überzeugungsarbeit leisten musste, „mit vulkanischem Temperament“, wie Beczala festhält. Also jetzt Beczala statt Alagna, im Prinzip gleich hohe Hausnummern, beschäftigt nur in den Metropolen der Welt. Eines aber ist noch interessant vor der eigenen schwäbischen Tür: Beczala ist unter anderem auch Schüler von Sena Jurinac, der berühmten Mezzosopranistin aus dem Wiener Mozart-Ensemble, die seit den 1960er Jahren bis zu ihrem Tod 2011 in und bei Augsburg wohnte.
Neo Rauch und Rosa Loy als Ausstatter der Bühne
Wenn auch Sänger/innen vergleichsweise kurzfristig vor der Premiere ersetzt werden können, bei Ausstattern geht das nicht. Und so dürfte auch schon ziemlich genau feststehen, was der bedeutendste Vertreter der Neuen Leipziger Schule, der international gefeierte Maler Neo Rauch, zusammen mit seiner Frau Rosa Loy an Bühnenbild und Kostüm zu präsentieren gedenkt. In ihren mal mehr, mal weniger mysteriösen Menschenszenen, gebannt oft mit fahlen, giftigen Farben auf Leinwand, verbinden sich Realität und Traum. Das passt jedenfalls zum ersten „Lohengrin“-Aufzug, da Elsa in ihrer Not einen wundersamen Retter erhofft – und erhält.
Anja Harteros als Elsa undWaltraud Meier als Ortrud
Es inszeniert der US-Regisseur Yuval Sharon, Gründer der Theatergruppe „The Industry“ in Los Angeles. Unter Thielemanns Leitung singt Anja Harteros die Elsa und Waltraud Meier als Bayreuth-Rückkehrerin die Ortrud. Den König Heinrich übernimmt Georg Zeppenfeld – diese immer wieder sichere Bank.
Christian Thielemann dirigiert auch die „Meistersinger“
Wieder aufgenommen werden in Bayreuth nach dem Auftakt mit „Lohengrin“ (25. Juli): „Parsifal“ mit Semyon Bychkov am Pult, die Katharina-Wagner-Inszenierung „Tristan und Isolde“, abermals unter Thielemann, „Die Meistersinger von Nürnberg“ unter dem Dirigenten Philippe Jordan sowie „Der fliegende Holländer“ mit Axel Kober am Pult. Dazu gibt es drei Aufführungen der „Walküre“ aus dem eigentlich bereits abgesetzten „Ring des Nibelungen“, die der Star-Tenor Placido Domingo, mittlerweile 77, dirigieren wird.
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