Übertragungen im Fernsehen oder Kino könnten viel Interesse und Neugier für die Gattung Oper wecken, aber niemals das Live-Erlebnis ersetzen. Hessler setzt in ihrer im August beginnenden Amtszeit auch gezielt auf Nachwuchsarbeit. Im Restaurantgebäude der Oper soll bald eine Spielstätte speziell für Kinder und Jugendliche entstehen.
"Dort möchten wir Musiktheater in verschiedensten Formen anbieten. Hans Werner Henze wird uns ein Stück für junge Leute und ihre Familie schreiben." Pädagogische Begleitung soll die Hinwendung zur "alten" Gattung Oper unterstützen. "Wir müssen uns viel mehr um Vermittlung kümmern und junge Leute an die Stoffe heranführen." Von anderen Programminhalten will sich Hessler verabschieden. Die klassischen Liederabende in der Semperoper, bei denen Weltstars nicht selten vor halbleerem Saal auftraten, sollen nach und nach durch andere Formen ersetzt werden. Anstelle von gelegentlichen Vermietungen sollen eigene Veranstaltungen treten.
Hessler zufolge dominieren auch künftig Mozart, Verdi, Wagner und Strauss den Spielplan. Fortan soll noch stärker die Barockoper zum Zuge kommen. "In einer Barockstadt wie Dresden bietet sich das an." Dabei soll auch die Form der Intermezzi eine Renaissance erleben - jene kleine Opernform, die Ende des 16. Jahrhunderts in Italien aufkam und das Publikum in den Pausen zwischen den großen Stücken unterhalten sollte. Claudio Monteverdis "L'incoronazione di Poppea" und Henry Purcells "Dido and Aeneas" vertreten die Alte Musik in Hesslers erster Spielzeit. Die erste Premiere bleibt jedoch Richard Strauss vorbehalten - seiner 1938 in Dresden uraufgeführten "Daphne".
Antonin Dvoraks "Rusalka" wird von Stefan Herheim in Szene gesetzt, der künftig als Hauptregisseur mit einer Inszenierung pro Saison vertreten ist. Die Oper "Gisela" komponiert Henze im Auftrag der Ruhrfestspiele und der Sächsischen Staatsoper, die aber eine eigene Inszenierung herausbringt. Kurt Weills Oper "Street Scene" (1947) wird erstmals in Dresden überhaupt gezeigt. Als Dirigenten sollen unter anderen Michele Mariotti, Wladimir Jurowski und Nicola Luisotti an die Elbe kommen. Beim Tanz setzt Hessler auch auf Kooperationen mit der Palucca Schule und dem Europäischen Zentrum der Künste Hellerau. Nicht zuletzt wird der Name William Forsythe an der Semperoper eine Rolle spielen.