Neues Album: Die Red Hot Chili Peppers kratzen die Kurve
"The Getaway", das neue Album der Red Hot Chili Peppers, ist da. Warum für die Band nun wieder glänzende Zeiten anbrechen könnten.
Es war wohl Zeit abzuhauen. Und so ziert denn die Hülle des neuen Albums „The Getaway“ der Red Hot Chili Peppers ein kleines Mädchen, das sich auf den Weg macht durch Graffitti-verschmierte Straßen, geführt von einem Waschbären, während ihr zur Seite ein gewaltiger Schwarzbär trottet. Der erinnert ein wenig an die überlebensgroße Produzentenfigur, von der sich die Band nach 25 Jahren getrennt hat: Guru Rick Rubin. Der hatte die straßenrüpeligen Peppers lange auf den rechten Weg geführt und zu den höchsten Gipfeln des Popstartums gebracht. Von dort geht es in der Regel abwärts – und auch die Peppers hatten sich in diese Richtung auf den Weg gemacht, aber offenbar noch rechtzeitig einen neuen Bergführer entdeckt, der sie zumindest auf eine Art Hochplateau geleitet. Der heißt Brian Burton alias Danger Mouse, der nicht nur mit Gnarls Barkley die Charts aufgemischt hat, sondern zuletzt mit den Black Keys so richtig dick im Geschäft war.
Wie gut ist das neue Album "The Getaway" der Red Hot Chili Peppers?
Er pflegt bei seinen Produktionen einen wunderbaren 60er-Jahre-Retro-Charme mit hellen Chorstimmen im Hintergrund und schwebenden Klangflächen, die zusammen einen unwiderstehlichen eleganten Sog erzeugen. Das geht runter wie ein edler, perfekt gelagerter Tropfen. Und es funktioniert auch bei einer Band wie den Red Hot Chili Peppers mit ihrem einst so rohen Punkfunk. Den hatte der große Vereinfacher Rubin bereits in kargen, aber freundlichen Poprock verwandelt. Jetzt also geht es in die andere Richtung. Burton reduziert nicht, er packt drauf.
Das nimmt der Musik ein paar Kanten zugunsten einer neuen Vielschichtigkeit. Doch im Untergrund wütet ja immer noch Flea mit seinem Prügelbass, der den Stücken meist ein kräftiges Muskelpaket verpasst. Dennoch lassen es die Peppers im Großen und Ganzen etwas ruhiger angehen, was der jüngsten Trennung von Sänger Anthony Kiedis geschuldet ist. Deshalb durchzieht dieses Album ein Hauch von Melancholie, der auch typisch ist für Burtons Produktionen. Party klingt anders, doch davon hatten die Peppers ja ausreichend in ihrem manchmal aus dem Ruder gelaufenen Bandleben. Songs wie „Dark Necessities“ haben diese Qualität von „Da kann man sich reinlegen und mit geschlossenen Augen wegtreiben lassen“. Bei „We Turn Red“ wird der bekennende Bernie-Sanders-Fan sogar politisch und beklagt den Zustand der Welt. Der wohl unwahrscheinlichste Gast auf dem Album ist kein Geringerer als Elton John, der auf „Sick Love“ das Piano spielt, zu einer Melodie, die an seine Glanzzeiten in den 70ern erinnert.
Red Hot Chili Peppers klingen neu
Für die Peppers selber könnten nun wieder glänzende Zeiten anbrechen, denn sie klingen wieder unerwartet neu. Das war nicht zu erwarten.
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