Noldes Frauen: "Bewundert, gefürchtet und begehrt"
Berlin (dpa) - Emil Noldes Ikone hat eine Zahnlücke. Schönheit allein zählte für den Künstler nie. Seine Frauen sollten echt sein und mitten im Leben stehen.
Zum ersten Mal hinterfragt eine Ausstellung das Frauenbild Noldes (1867-1956). "Bewundert, gefürchtet und begehrt - Emil Nolde malt die Frauen" lautet der Titel der Schau, die vom 16.7. an in der Berliner Dependance der Nolde-Stiftung (Seebüll) zu sehen ist.
60 Werke sind ausgestellt, darunter das im Jahr 1913 entstandene Bildnis eines unbekannten Mädchens, das mit seinen neugierigen, wachen Augen und der auffälligen Zahnlücke eine ganz "normale" junge Frau ist. Der strahlende, goldene Bildhintergrund macht aus dem "Mädchenbildnis" eine Frauen-Ikone.
Wie andere Maler die Frauen sahen, zeigen einige ausgewählte Werke unter anderem von Böcklin, Munch, Picasso und Warhol. So hängt Noldes "Mädchenbildnis" neben Warhols goldener "Marilyn" (1967), Giovanni Battista Salvi da Sassoferratos "Maria mit Kind" (um 1650) und einer griechischen Ikone von Ende des 15. Jahrhunderts.
Nolde widmete sich in allen Schaffensphasen dem Motiv der Frau. Aber fassbar sei das Wesen der Frau für ihn nie geworden, wie die Ausstellungsmacher sagten. "In Frauen innigstes Wesen mich einlebend - entstanden meine Bilder. Wie nur konnte dies ein männlicher Mann?", schrieb der Künstler. "Unverständlich ist mir vieles, - ich brauche es nicht zu wissen."
Vom klassischen Porträt bis zu mythologischen und religiösen Bildern reicht die Breite von Noldes Frauenbildnissen - alle in Noldes leuchtenden, starken und bewegten Farben und Formen. Zum ersten Mal ist auch Noldes einziges Glasmosaik "Madonna (mit Kind)" zu sehen.
Nolde selbst war zweimal verheiratet. Nach dem Tod seiner ersten Frau Alma im Jahr 1946, heiratete er Jolanthe Erdmann. Die Tochter des Pianisten Eduard Erdmann starb im Juni dieses Jahres im Alter von 88 Jahren.
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