Ovationen für August Diehl
Euphorie in Cannes für den Schauspieler
Die euphorischen Reaktionen auf die deutsche Koproduktion „Ein verborgenes Leben“ bei den Filmfestspielen in Cannes haben die beiden Hauptdarsteller August Diehl und Valerie Pachner stark berührt. Nach der Premiere gab es minutenlange Standing Ovations – deutlich länger als bei den meisten Filmen. „Das war der vielleicht emotionalste Moment meines Berufslebens“, sagte der deutsche Darsteller Diehl am Montag. Die Österreicherin Pachner, die seine Ehefrau spielt, sagte: „Wir waren völlig überwältigt (...), das hat uns sehr bewegt“.
Internationale Kritiker bezeichneten den Film von US-Regisseur Terrence Malick als Meisterwerk. „A hidden life“, so der Originaltitel des Films, basiert auf wahren Begebenheiten. Er erzählt in grandiosen Bildern und sehr poetisch von dem österreichischen Bauern Franz Jägerstätter, der nicht für die Wehrmacht kämpfen wollte. Jägerstätters Akt sei passiv gewesen, sagte Diehl. „Er hat einfach gesagt ‚Nein‘.“ Er selbst, so Diehl, habe viel darüber nachgedacht, wie stark das „Nein“-Sagen sei. „Es wird in unserer Welt immer weniger. Das ist einfach unangenehm – und es bringt jeden anderen dazu, seine Entscheidung zu hinterfragen.“
Zuvor war der französische Schauspieler Alain Delon mit der Ehrenpalme für sein Lebenswerk geehrt worden – seine Tochter Anouchka Delon überreichte dem sichtlich gerührten 83-Jährigen die Auszeichnung.
In Pedro Almodóvars neuem Film „Leid und Herrlichkeit“ („Pain & Glory“) spielt Antonio Banderas, 58, einen in die Jahre gekommenen Regisseur mit staunenswerter Unverstelltheit. Da sind nicht nur graue Bartstoppeln und Tränensäcke, nein, da ist auch das Kissen, das er zum Schutz der eigenen Knie auf den Boden legt, oder die Langsamkeit, mit der er den eigenen Körper zusammenfaltet, um in ein Taxi zu steigen. „Leid und Herrlichkeit“ handelt auf eine ehrliche Weise vom Alter, wie man sie im Kino selten sieht. Was einer der Gründe dafür sein mag, dass sowohl Banderas als Schauspieler als auch Almodóvar als Regisseur nach der Premiere des Films in Cannes zu hohen Favoriten bei der Palmenvergabe aufstiegen.
„Leid und Herrlichkeit“ ist der sechste Film, mit dem Almodóvar im Wettbewerb von Cannes antritt. Die Preisbilanz dafür ist eher mager, weshalb einiges dafür spricht, dass der einstige Kult- und heutige Meisterregisseur nach dem Regiepreis 1999 (für „Alles über meine Mutter“) und dem Drehbuchpreis 2006 (für „Volver“) nun endlich reif für die Goldene Palme wäre. Es würde umso besser passen, da „Leid und Herrlichkeit“ auf sehr viel direktere Weise von ihm selbst, Almodóvar, handelt als seine früheren Werke. Wobei ein Moment der besonderen Rührung darin liegt, dass ausgerechnet Banderas, den Almodóvar in seinen wilden Jahren „groß“ gemacht hat, hier in die Haut des Förderers schlüpft. (dpa, epd)
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